In Rottweil entsteht derzeit eine neue Justizvollzugsanstalt (JVA) des Landes Baden-Württemberg. Für 280 Millionen Euro wird im Gewann Esch zwischen dem Aufzugstestturm und der Autobahn-Neckartalbrücke das modernste und leistungsfähigste Gefängnis des Landes gebaut.

Es ist das wohl bislang teuerste Gefängnis Deutschlands und ausgelegt für bis zu 500 Häftlingen auf eine Fläche von 25.000 Quadratmetern. Wenn alles nach Plan läuft, soll der Betrieb 2027 starten.

Am zukünftigen Knast schlängelt sich Stacheldraht in die Breite, der Aufzug-Testturm im Hintergrund reckt sich in die Höhe.
Am zukünftigen Knast schlängelt sich Stacheldraht in die Breite, der Aufzug-Testturm im Hintergrund reckt sich in die Höhe. | Bild: Hans-Jürgen Götz

VS und Meßstetten waren im Rennen

Mit der Standortsuche wurde im Jahr 2012 begonnen. Gleich mehrere Städte und Gemeinden hatten sich damals für den geplanten Neubau beworben. Darunter die Stadt Villingen-Schwenningen mit einem Gelände in der Nähe der Gemeinde Tuningen und die Stadt Meßstetten (Zollernalbkreis).

Für das Bauprojekt des Landes Baden-Württemberg erhält Rottweil den Zuschlag.
Für das Bauprojekt des Landes Baden-Württemberg erhält Rottweil den Zuschlag. | Bild: Hans-Jürgen Götz

Für Rottweil, das sich gleich mit vier möglichen Standorten beworben hatte, habe man sich aus mehreren Gründen entschieden, erklärte der ehemalige Justizminister Rainer Stickelberger im Juli 2015 seine Entscheidung. Für den Standort Rottweil habe unter anderem die Nähe zu den Landgerichten in Rottweil, Waldshut-Tiengen, Hechingen und Konstanz gesprochen.

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In diesem Zusammenhang waren auch die gute Verkehrsanbindung von Rottweil an die Bundesstraße 27 und die Autobahn 81, sowie der besser erschlossene Personennahverkehr in die Entscheidung mit eingeflossen. Denn dadurch sei es Familienmitgliedern und Freunden leichter möglich, Inhaftierte zu besuchen und die Transporte, beispielsweise zu Gerichtsterminen, seien dadurch auch deutlich günstiger möglich.

Die Baustelle ist an der Straße ausgeschildert – ebenso wie die Sehenswürdigkeit Neckarburg.
Die Baustelle ist an der Straße ausgeschildert – ebenso wie die Sehenswürdigkeit Neckarburg. | Bild: Hans-Jürgen Götz

Wie 16.000 Lastwagenfahrten gespart werden

Am 12. Juni 2023 sind dann die ersten Bagger auf dem Gelände nördlich von Rottweil angerollt. Als Erstes wurde die Humusschicht auf dem Baufeld abgeschoben. Dies ist Teil der notwendigen ökologischen Ausgleichsmaßnahmen. Im August 2023 wurde dann mit den Erd- und Tiefbauarbeiten begonnen.

Bagger bewegen massenhaft Erde Video: Hans-Jürgen Götz

Das Gelände der neuen Justizvollzugsanstalt wird mit dem anfallenden Aushub modelliert. Das heißt, dass aller Aushub auf dem Gelände verbleibt. Bei geplanten 160.000 Kubikmetern Erdbewegungen sind das immerhin 16.000 Lastwagenladungen, die nicht abgefahren werden mussten.

Ununterbrochen liefert Lastwagen das Baumaterial an.
Ununterbrochen liefert Lastwagen das Baumaterial an. | Bild: Hans-Jürgen Götz

Ausmaß zeigt sich aus der Luft

Die Anlage ist so groß, dass ihre Dimensionen nur aus der Luft noch zu erfassen sind. Geplant sind 18 Nutzungsbereiche, für die auf dem ganzen Gelände die verschiedenen Gebäude erbaut werden.

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Überall sind jetzt Kräne zu sehen. Über die breite Zufahrtsstraße rollt ein beständiger Strom von Lastkraftwagen, die das ganze Baumaterial anliefern.

Überall schwenken Kräne ihre Lasten durch die Luft.
Überall schwenken Kräne ihre Lasten durch die Luft. | Bild: Hans-Jürgen Götz

Noch sind Zaungucker erwünscht

Parallel dazu verläuft ein breiter Fuß- und Radweg, der Erholungssuchenden hinter der Baustelle den ungehinderten Zugang ins Neckartal ermöglicht. Dabei nutzen viele Menschen auf dem Weg dort hin den neu eingerichteten Info-Point für eine kleine Erkundung der Baustelle.

Vom Info-Point aus können Besucher das Geschehen auf der Baustelle mitverfolgen.
Vom Info-Point aus können Besucher das Geschehen auf der Baustelle mitverfolgen. | Bild: Hans-Jürgen Götz

Der gelbe Aussichtsturm ist nicht zu übersehen. Er gewährt Interessierten in 15 Metern Höhe einen guten Überblick auf die Anlage und den Stand der Bauarbeiten.

Der Ausblick vom Info-Point Video: Hans-Jürgen Götz

Zoll kontrolliert Knastbaustelle

Dort laufen den ganzen Tag mehrere Betonmischer auf Hochtouren. Acht Baufirmen und Subunternehmer arbeiten derzeit mit rund 120 Bauarbeitern an mehreren Gebäuden gleichzeitig. Auch der Zoll kontrolliert die Baustelle in Sachen Schwarzwarbeit, zuletzt im Oktober 2024 – und wird pikanterweise fündig.

Die Gefängnismauer um das Gelände ist fast fertig. Bei einer Zollkontrolle erfüllt sie erstmals ihren Zweck: Flüchtende aufhalten.
Die Gefängnismauer um das Gelände ist fast fertig. Bei einer Zollkontrolle erfüllt sie erstmals ihren Zweck: Flüchtende aufhalten. | Bild: Hans-Jürgen Götz

Laut Bauleiter Fabio Tedesco vom Amt Vermögen und Bau Baden-Württemberg, läuft derzeit alles nach Plan und der Kosten- und Terminplan wird aus heutiger Sicht eingehalten. Bisher kam es auch noch zu keinerlei unvorhergesehenen Vorkommnissen oder Schwierigkeiten.

Anlage wird Klima-Vorbild

Besonderen Wert wurde in der Planung des Neubaus auf die energetische Ausstattung gelegt. Mit dem neuen Gefängnis werde das Land ausgehend von den aktuellen Gebäudeenergiestandards, die gesetzlichen Vorgaben etwa um 30 Prozent übertreffen, heißt es vom Landesbetrieb Vermögen und Bau.

Noch gibt sich der Rohbau unscheinbar. Das Land hat in Sachen Klimafreundlichkeit mit der Anlage aber einiges vor.
Noch gibt sich der Rohbau unscheinbar. Das Land hat in Sachen Klimafreundlichkeit mit der Anlage aber einiges vor. | Bild: Hans-Jürgen Götz

Für einen nahezu klimaneutralen Bau soll unter anderem der Einbau einer Wärmepumpe mit Hackschnitzeln sorgen. Darüber hinaus sind Biodiversitätsdächer mit Photovoltaikmodulen auf den Gebäuden geplant. Die geplante Leistung der Photovoltaikanlagen wird mit 1,8 Megawatt veranschlagt. An dieser Baustelle ist einfach alles groß.

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