Das Schicksal der Villinger Rentnerin Birgit Reuner hat viele SÜDKURIER-Leser bewegt: Weil ihr früherer Mietvertrag gekündigt worden war und sie in ihrer Heimatstadt keine günstige neue Wohnung finden konnte, fasste die 68-Jährige schließlich den Entschluss, nach Portugal auszuwandern.
Und diesen Entschluss hat sie jetzt im Oktober 2024 in die Tat umgesetzt. Vor kurzem ist sie nach einigen Abenteuern in ihrer neuen Heimat in der Nähe von Ponte de Lima angekommen. Und nun Zeit gefunden, von der Reise in ihr neues Leben zu berichten.
So berichtet die Rentnerin selbst
Nach einem kurzen Aufenthalt bei meiner Tochter in Bayern ging es noch einmal kurz zurück nach Villingen. Abschied von den Freunden, kurzer Autocheck, bevor ich mit meinem Dackel Max dann endgültig Richtung Portugal losfuhr.
Ein Abschied mit ein bisschen Wehmut, aber auch viel Vorfreude. Am Abend kam ich bis Vesoul in Frankreich – ohne besondere Vorkommnisse.
Allerdings erwartete mich dort das schlechteste Hotel, in dem ich je in meinem Leben schlief: Schmutzige Zimmer, das Waschbecken wurde offenbar schon sehr lange nicht geputzt.
Die Dusche und die Toiletten waren irgendwo auf dem Gang. Aufs Duschen habe ich dann an diesem Abend lieber ganz verzichtet. Der Preis, 48 Euro mit Frühstück, konnte es auch nicht mehr herausreißen.
Was für ein Glück: Klein, aber sauber
Am zweiten Abend fanden wir ein kleines Familienhotel direkt an der Straße in einer wirklich sehr kleinen Stadt. Zum Glück: Es war sehr sauber mit Dusche und kleinem Abendessen.
Der Dackel und unsere Siebensachen wurden von mir persönlich in den zweiten Stock hochgehievt. Wir fühlen uns schon viel wohler.
Bergerac war unser Ziel am dritten Abend. Und es wurde immer besser: Eine anständige Unterkunft mit tollem Zimmerservice erwartete uns dort.
Leider vergaß ich dort einen Teil meiner Medikamente. Aber die wurden mir dann wirklich sehr schnell nach Portugal nachgeschickt.
In Spanien kamen Max und ich am vierten Tag an, genauer gesagt in Orio. Es war eine ganz andere Welt als die, aus der wir kamen: In Orio liefen die meisten Leute noch mit T-Shirt herum. Es war sogar abends noch warm, obwohl keine Sonne schien. Ich sah die ersten Palmen auf meiner Reise.
Ja, das Gefühl von Süden war jetzt endlich da bei mir. Und noch einen weiteren Pluspunkt hatte Spanien für mich zu bieten: die super Benzinpreise hier. 1,53 Euro kostet der Liter Super hier.
Horror-Fahrt über steile Bergstraßen
Was nun folgte, war der anstrengendste Tag der Reise. Spanien besteht ohne Autobahn gefühlt nur aus Kreisverkehren und gigantischen Bergen.
Mit einem überladenem Opel Meriva diese steilen Bergstrecken hoch und herunter war eine wirkliche Herausforderung. Mehrmals war ich am überlegen, wie ich jetzt weiterkomme.
Die schlimmsten Momente habe ich auf einer engen Straße im Gebirge erlebt. Hier hätten keine zwei Autos aneinander vorbeigepasst. Rechts ging es 50 Meter in die Tiefe, links waren 50 Meter Steilwand.
Ich hatte Schweißausbrüche – was, wenn mir nun ein Auto entgegenkommt und wenn mein altes Auto schlappmacht? Ich wäre wohl stehengeblieben und keinen Meter mehr gefahren.
Aber ich hatte Glück: Erst als oben die Straße wieder breiter wurde, kamen mir drei Autos entgegen.

Doch das Erlebnis hatte mir gereicht: Abends in der Herberge beschloss ich, ab sofort nur noch Autobahn zu fahren.
Und es war ein guter Entschluss: Hier kostete die Autobahn gar nichts. Für Portugal habe ich mich dann auch gleich online für die portugiesische Autobahn registriert.
Am Tag darauf war es soweit: Endlich in Portugal angekommen! Doch der erste Eindruck hatte mit sonnigem Süden wenig zu tun. Hier regnete es nämlich wie aus Eimern.
Auf der Autobahn konnte ich nur 60 fahren…was war ich froh, dass ich nicht auf der Landstraße war.
Am Haus der Familie, die ich über den SÜDKURIER-Artikel kennengelernt habe und bei der ich die erste Zeit wohnen kann, wurde ich sehr herzlich empfangen.
Da ich die Straße zum Haus nicht fand, holte mich meine Gastgeberin sogar von einer Kreuzung im Dorf ab.
Auch Max war von der neuen Umgebung gleich begeistert. Er freundete sich ziemlich schnell mit Blacky, dem Haushund, an.
Jetzt kann ich mich erst einmal ein paar Wochen in Portugal einleben und ein wenig zur Ruhe kommen.
Dann werde ich mich um all den Papierkram kümmern und mich auf die Suche nach einem eigenen Zuhause für Max und mich machen – am liebsten natürlich ein kleines Häuschen mit Garten.