Es fällt ihm noch sichtlich schwer, darüber zu reden: Denis Lo Verde ist Anfang August in VS-Schwenningen nachts von zwei Jagdhunden angegriffen und verletzt worden. Noch heute kämpft er mit den Folgen.

Es sei nicht das erste Mal gewesen, dass Lo Verde auf seinem nächtlichen Spaziergang mit seinem Hund Liam, einem American Stafford Mix, auf die beiden Hunde und deren vermeintliche Besitzer getroffen sei. „Dreimal sind wir ihnen davor begegnet. Und jedes Mal liefen die Hunde ohne Leine“, sagt Lo Verde, der die beiden Männer persönlich kennt.

Beim vierten Mal Angriff

Und jedes Mal seien die Hunde, ein Weimaraner und ein Ridgeback, mit seinem Hund, den er nach eigenen Angaben immer an der Leine führte, aneinandergeraten. „Das waren aber nur Kratzer, weil die Besitzer die Hunde schnell anleinen konnten“, so Lo Verde. Er arbeitet in der Gastronomie und ist daher oft nach der Arbeit spätnachts mit seinem Hund unterwegs.

An jenem Abend jedoch gab es mehr als nur ein paar Kratzer. „Ich habe die Hunde schon von weitem gesehen“, sagt Lo Verde. „Und wollte abhauen.“ Aber die Jagdhunde seien schneller gewesen.

Schneller auch als die beiden Männer, die etwa 250 Meter hinter den unangeleinten Tieren auf der Uhlandstraße liefen, schätzt Lo Verde.

Die Hunde seien dann auf seinen Hund gestürzt und hätten ihn angegriffen. „Ich bin sofort dazwischen“, sagt Lo Verde. Schließlich sei sein Hund wie ein Sohn für ihn. Er wollte ihn beschützen. „Ich hatte auch Angst, ihn von der Leine zu lassen und dann hieße es später, er sei schuld gewesen“, so der Schwenninger.

Kampfhund ist nicht schuld

Denn Lo Verdes Hund, den er nach seinem Lieblingsschauspieler Liam Neeson benannt hat, gehört zu den sogenannten Listenhunden, oder auch Kampfhunden. „Ich will den Vorfall auch deswegen öffentlich machen, um gegen das Vorurteil der bösen Listenhunde anzugehen“, sagt der Schwenninger.

Denn nicht sein Hund sei an der Auseinandersetzung schuld gewesen, sondern die anderen Hunde. Das könnten auch zwei Passanten, die den Vorfall beobachtet hatten, bezeugen.

Auch die Polizei bestätigt den Vorfall, wie geschildert. Jedoch ist im Bericht der Polizei nur von einem Besitzer die Rede. Der andere Mann sei ein unbeteiligter Spaziergänger gewesen.

Mitten in Schwenningen: Denis Lo Verde an der Stelle, an der er und sein Hund im August von zwei Jagdhunden angegriffen wurden.
Mitten in Schwenningen: Denis Lo Verde an der Stelle, an der er und sein Hund im August von zwei Jagdhunden angegriffen wurden. | Bild: Patricia Beyen

„Mein Hund hat zwei Wesenstests bei der Polizeihundestaffel Rottweil mit Bravour bestanden“, sagt Lo Verde. Es sei ein friedlicher Hund. „Das ist ein Kampfschmuser und kein Kampfhund“, sagt Lo Verde, der den Ausdruck Kampfhund gerne vermeiden möchte.

Der 45-Jährige engagiert sich ehrenamtlich für zwei Tierheime, die gezielt Listenhunde vermitteln. „Wenn jemand einen Listenhund adoptieren möchte, prüfe ich, ob er die Voraussetzungen erfüllt“, so Lo Verde, der seit seiner Kindheit Hunde zu seiner Familie zählt. „Auch Listenhunde haben ein Zuhause und Liebe verdient.“

Das könnte Sie auch interessieren

Zwanzig Bisswunden

Rund fünf Minuten dauerte die Auseinandersetzung zwischen den drei Hunden, in deren Mitte sich Lo Verde befand. Zwanzigmal sei der 45-Jährige in den Unterschenkel und den Unterarm gebissen worden. „Ich wusste auch: wenn ich mich bücke, gehen sie mir an den Hals. Dann wird es wirklich gefährlich.“

Besitzer angezeigt

Als die vermeintlichen Besitzer der Hunde, diese endlich anleinen und von Lo Verde und seinem Hund abziehen konnten, sei dieser blutüberströmt umgefallen. „Das hat die aber nicht interessiert. Die sind einfach gegangen.“

Passanten riefen die Polizei und den Krankenwagen. Im Klinikum seien seine Wunden dann versorgt worden. Auch der Hund musste wegen Bisswunden zum Tierarzt. Gegen den oder die Besitzer läuft nun eine Anzeige wegen fahrlässiger Körperverletzung und unterlassender Hilfeleistung.

Das könnte Sie auch interessieren

Damit ist der Fall für Hund und Herrchen aber lange noch nicht abgeschlossen: beide befinden sich seit dem Vorfall in psychologischer Behandlung. „Ich habe eine Posttraumatische Belastungsstörung“, sagt LoVerde.

Zudem kann er wegen einer Verletzung am Handgelenk seit dem Vorfall nicht mehr arbeiten und ist krankgeschrieben.

Auch Liam sei nicht mehr derselbe: „Er ist jetzt unruhig, immer auf der Hut.“ Hundetherapeut Jonny Reinhardt betreut ihn, bringe ihm vor allem wieder bei, anderen Hunden zu vertrauen.

Hunde an die Leine

Seine nächtliche Spazierrunde hat Lo Verde indes auf eine andere Strecke verlegt. „Ich packe meinen Hund jetzt immer ins Auto und dann fahren wir weiter weg“, sagt er. Die Gefahr, den Männern und Hunden wiederzubegegnen, sie ihm einfach zu groß.