Tag 0

Nachmittags um 15 Uhr wird urplötzlich der Kopf schwer. Es summt und brummt im Schädel, die Augen werden tränig, der Hals fängt an zu kratzen.

Das wird doch nicht...?

Nein, sicher nicht. Ich bin dreimal geimpft.

Abends der Corona-Selbsttest: Uff, Glück gehabt – keine Infektion.

Tag 1

Am Morgen kratzt der Hals noch stärker, die Nase läuft, fit geht anders. Also noch einmal ein Selbsttest, man will schließlich sicher gehen. Und tatsächlich – wieder alles in Ordnung.

Oder Moment mal – ist das da doch ein ganz leichter Schatten von einem Strich, der eine Corona-Infektion anzeigt?

Tag 1: Der untere Strich auf diesem Selbsttest lässt sich allenfalls erahnen – und ist doch der erste Hinweis auf die ...
Tag 1: Der untere Strich auf diesem Selbsttest lässt sich allenfalls erahnen – und ist doch der erste Hinweis auf die Corona-Infektion. | Bild: Burger, Roland

Bitte nicht.

Aber auch der zweite Test zeigt diesen Anflug eines positiven Ergebnisses. Und der dritte Test – jetzt sogar von einem anderen Hersteller – zeigt diesen ominösen Schatten-Strich ebenfalls.

Und jetzt?

Na klar: Dezente Panik.

Wo gibt‘s am Sonntag einen PCR-Test? Beim Blocwald am Klosterhof, beim ehemaligen Familienpark. Kostet 80 Euro, die dir niemand zurückzahlt, aber jetzt muss es schnell gehen.

Im Testzentrum am Klosterhof, dem ehemaligen Familienpark-Gelände, gibt es sonntags PCR-Schnelltests. Die kosten allerdings 80 Euro ...
Im Testzentrum am Klosterhof, dem ehemaligen Familienpark-Gelände, gibt es sonntags PCR-Schnelltests. Die kosten allerdings 80 Euro – und man muss sie selbst bezahlen. | Bild: Burger, Roland

Und tatsächlich: Corona-positiv, das Ergebnis liegt sofort vor.

Sofort nach Hause, Familie informieren, alle tragen ab sofort daheim FFP2-Masken, auch wenn sie den Ehemann und Vater nur noch von weitem sehen.

Es folgt: einsame Quarantäne im Schlafzimmer.

Wo sind eigentlich die Ibuprofen, wenn man sie braucht?

Tag 2

Die Nacht war o.k., Schmerzmittel haben geholfen. Am Morgen sind die Erkältungssymptome aber stärker: Kopf- und Gliederschmerzen, Fieber, das ganze Programm.

Anruf beim Hausarzt: Es folgt eine Woche Krankschreibung. Denn theoretisch kann man sich sieben Tage nach dem positiven PCR-Testergebnis freitesten, wenn man dann ohne Symptome ist.

Warten wir‘s ab.

Tag 3 bis Tag 5

Die Symptome werden heftiger. Aber es fühlt sich nicht bedrohlich an, sondern wie ein starker grippaler Effekt. Das nennt man wohl einen leichten Verlauf, auch wenn‘s einen mal ordentlich vor Kälte schüttelt.

Ganz ehrlich: Ohne Impfung möchte man Corona nicht erleben.

Luft ist zwar immer genug in den Lungen, aber die Erschöpfung ist bombastisch, man glaubt es kaum.

In der Quarantäne ist das eigene Bett dein bester Freund – einfach nur schlafen, auch wenn dir irgendwann der Rücken vom Liegen weh tut.

Wenn nur der Husten nicht schlimmer wird.

Tag 6

Es fühlt sich nach leichter Besserung an.

Der Geruchs- und Geschmackssinn ist übrigens die ganze Zeit da, nur schmeckt alles extrem salzig. Und Tee will man nach dieser Erfahrung sein ganzes Leben lang keinen mehr trinken, es reicht wirklich. Aber was soll‘s.

Die Familie hält sich weiter wacker: Alle sind geimpft, niemand ist infiziert, alle machen jeden Morgen einen Test zur Sicherheit, auch wenn die Kinder in der Schule nochmals getestet werden.

Tag 7

Von wegen freitesten.

Erstens halten sich die Erkältungssymptome hartnäckig, und zweitens zeigt der Selbsttest auch am siebten Tag einen mehr als sichtbaren, fetten, rosafarbenen Strich.

Tag 7: Nichts ist es mit dem Freitesten – der zweite Strich zeigt die Infektion weiter deutlich und wohl auch eine hohe Viruslast an.
Tag 7: Nichts ist es mit dem Freitesten – der zweite Strich zeigt die Infektion weiter deutlich und wohl auch eine hohe Viruslast an. | Bild: Burger, Roland

Das bedeutet weiter eine immer noch hohe Viruslast, oder?

Wieder Anruf beim Hausarzt: Weitere Krankschreibung bis Ende der Woche. Das sind dann in Summe zwölf Tage. Zehn Tage dauert die Quarantäne.

Tag 8 bis 10

Die Symptome gehen langsam zurück, aber die Müdigkeit bleibt. Treppensteigen ist eine Anstrengung – und das mit 52 Lenzen.

Die Erstimpfung mit Astra Zeneca im März 2021 – es folgen eine zweite Dosis Astra Zeneca und eine Booster-Impfung mit Biontech.
Die Erstimpfung mit Astra Zeneca im März 2021 – es folgen eine zweite Dosis Astra Zeneca und eine Booster-Impfung mit Biontech. | Bild: Burger, Roland

In der Blutbahn kreisen zwei Dosen Astra-Zeneca und eine Booster-Ladung Biontech. Zum Glück. Man will das echt nicht ohne Impfung erleben.

Offizielles Ende der Quarantäne am zehnten Tag nach dem positiven PCR-Test.

Jaja, von wegen, ich geh‘ nirgendwo hin.

Tag 11

Der rosafarbene Strich auf dem Selbsttest wird immer fadenscheiniger.

Die Nase läuft weiter.

Tag 12

Ende der Krankschreibung.

Der rosa Strich ist ganz verschwunden – ich gelte seit zwei Tagen offiziell als genesen und dürfte wieder unter Leute. Mach ich aber nicht, auch von der Familie halte ich mich fern, zur Sicherheit.

Noch zwei Tage Wochenende, bevor es wieder zur Arbeit geht.

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Tag 15

Die grippeähnlichen Symptome sind verschwunden, die Selbsttests sind seit Tagen an der richtigen Stelle blütenweiß – und die Kellertreppe ist kein unüberwindbares Hindernis mehr.

Aber die Müdigkeit steckt einem weiter in den Knochen. Und außer Atem ist man auch schneller, das merkt man.

Immerhin: die Familie hat mich wieder, auch wenn wir noch auf Küsschen zum Abschied und zur Begrüßung verzichten.

Aber das wird schon.

Es gibt ja ein Leben nach Corona.

Gottseidank.

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