Kleine Lerngruppen und Unterricht, der ganz individuell auf jeden einzelnen Schüler abgestimmt ist. Das sind ideale Bedingungen, von denen Schüler, Lehrer und Eltern in einer Schule träumen. In der Schule der Nachsorgeklinik Tannheim sind sie Realität. Mehr sogar, sie sind unbedingte Voraussetzung für den Schulbesuch während einer Reha.
Lucia Hoffmann-Bischof ist Schulleiterin der Klinikschule in Tannheim. Formell korrekt heißt die Klinikschule Sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum für Schüler in längerer Krankenhausbehandlung (SBBZ SilK).
„Per Definition sind wir eine Schule, die sonderpädagogisch arbeitet“, erklärt die Schulleiterin, „Ein Großteil unserer Schüler hat keinen sonderpädagogischen Bedarf im landläufigen Sinne. Klinikschule bedeutet vielmehr immer Pädagogik in Ausnahmezeiten mit einem Blick für die besonderen und individuellen Bedürfnisse der Schüler.“
Schüler der Klinikschule sind die Patienten, aber auch ihre Geschwisterkinder. Nach Tannheim kommen Grundschüler ebenso wie Gymnasiasten, Berufsschüler und Schüler mit generellen sonderpädagogischen Bedarfen. Ebenso breit ist auch das Spektrum der acht Lehrer, teils in Teilzeit, der privaten Krankenhausschule Tannheim.
„Wir haben keine von anderen Schulen abgeordneten Lehrer. Alle haben sich bewusst für die Arbeit hier an dieser besonderen Schule entschieden und müssen miteinander die Gesamtheit des erforderlichen Fächerkanons abdecken“, berichtet Lucia Hoffmann-Bischof.

Der Fokus des Unterrichts der Klinikschule liegt auf den Hauptfächern, gegebenenfalls erweitert auf Prüfungsfächer. Durchschnittlich werden 41 Schüler je Reha-Block an der Klinikschule unterrichtet.
Während der vierwöchigen Reha in Tannheim sollen keine (weiteren) schulischen Lücken entstehen. Versäumter Unterrichtsstoff kann aufgeholt werden. „Hier kann ich wieder anfangen, richtig zur Schule zu gehen“, so erleben Schüler hier Schule nach schweren Phasen ihrer Krankheit, berichtet die Schulleiterin.
Zwei Stunden für die Jüngeren, vier für die Älteren
Der Unterricht muss sich in den Therapieplan der Reha einfügen. Die jüngeren Schüler haben täglich zwei Stunden Unterricht. Bei den älteren sind es vier Stunden. Zusätzlich kann eine Lernzeit genutzt werden. Drei bis fünf Schüler werden in einer Gruppe unterrichtet.
Schüler beschreiben es so: „Das ist toll! Ich kann immer gleich fragen, und wenn ich etwas nicht verstanden habe, bekomme ich es noch einmal erklärt.“ Dank individueller Aufgabenplanung für die Schüler, die auch in Absprache mit der Schule zuhause stattfindet, sehr effektiv unterrichtet werden.
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In Zeiten der Corona-Pandemie fand an vielen Schulen Fernunterricht statt. Wäre es also nicht auch eine Option für die Patienten, per Fernunterricht am Schulalltag zuhause teilzunehmen? Lucia Hoffmann-Bischof erteilt dem eine klare Absage: „Das würde dem Konzept der Reha widersprechen. Die Schule ist inhaltlich und organisatorisch ein Bestandteil der Reha. In den Therapieplan der Patienten bekämen wir das gar nicht integriert.“
Zudem, so erklärt Anne Gebhardt, Sonderpädagogin und stellvertretende Schulleiterin, ist Schule an der Tannheimer Nachsorgeklinik nicht nur Unterricht. Die Lehrer sind in die interdisziplinären Fallbesprechungen mit Ärzten, Psychologen, Fachtherapeuten und Erziehern der Klinik eingebunden.
Das bedeutet, dass parallel zum Unterricht auch die Folgen der Belastung durch die schwere chronische Erkrankung Thema sind. Daher gibt es auch Beratung zur weiteren Schullaufbahn bis hin zur beruflichen Orientierung, zur Ausgestaltung eines Nachteilsausgleichs oder zum passenderen Lernort.

Das ist auch für die Geschwisterkinder immens wichtig. Die Krankheit eines Familienmitglieds hat auf sie oft erhebliche Auswirkungen, seien das solche psychologischer Art oder, weil zuhause schlicht die Zeit fehlt, sich um das gesunde Geschwisterkind gleichermaßen zu kümmern. Auch auf ihren Bedürfnissen liegt deshalb der Fokus einer Familienorientierten Reha in der Nachsorgeklinik Tannheim.
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