Ab sofort ist er wieder Startbereit, der Hagelflieger am Donaueschinger Flugplatz. Die Finanzierung in Höhe von 135.000 Euro ist bis zum Ende der Hagelsaison im September gesichert.
„Seit wir im Jahre 2009 mit der Hagelabwehr begonnen haben, kam es in unserem Schutzgebiet nicht mehr zu nennenswerten Hagelschäden“, erklärt Peter Hellstern, Vorsitzender des Vereins Verein zur Hagelabwehr in den Landkreisen Schwarzwald-Baar und Tuttlingen. Unterstützt wird seine These durch unzählige Wetter-Analysen von Flügen aus den vergangenen Jahren, die die Wirksamkeit des Systems belegen sollen.

Professor Thomas Oppenländer ist Beirat im Verein und hat zur Wirksamkeit des Verfahrens eine wissenschaftliche Abhandlung erstellt. Nach seinen Angaben weist sie die Wirksamkeit in Laborversuchen ebenfalls nach.

Das Prinzip beruht auf dem Effekt, dass das Einbringen von Silberiodid-Kondensationskeimen mit Flugzeugen in der Aufwindzone einer herannahenden Gewitterwolke in den allermeisten Fällen zu deren Zusammenbruch führt und dadurch die Gefahr schwerer Hagelschläge stark reduziert
Bessere Informationen im Cockpit
Über den Winter wurde das Flugzeug auch auf den neusten Stand der Technik gebracht. So steht den Piloten jetzt im Cockpit ein aktuelles Wetterradar-Bild zur Verfügung, welches per Funk vom Boden übertragen wird. „Dadurch können wir den Kern einer Gewitterwolke noch viel schneller und präziser anfliegen, als das bisher rein visuell möglich war“, erklärt Pilot Markus Duwe den Vorteil der neuen Technik.

Vor allem bei komplexen Wettersituationen mit mehreren Gewitterwolken können die Piloten in der Luft eine bessere Priorisierung vornehmen. Das ist wichtig, wenn nicht alle Wolken rechtzeitig genug mit Silberiodid geimpft werden können aber zumindest das Schlimmste verhindert werden muss.
Rottweil bleibt ungeschützt
Solche Situationen gab es im Jahr 2021 öfter und eigentlich hätte es dann auch ein zweites Flugzeug gebraucht. So waren vor allem auch die ungeschützten Gebiete rund um Rottweil verstärkt von Hagel betroffen. Da kam es nicht von ungefähr, dass man sich im Rottweiler Gemeinderat für eine finanzielle Beteiligung am Hagelflieger entschließen wollte.

„Das mussten wir aber leider ablehnen, weil wir den Schutz dort mit nur einem Flugzeug nicht gewährleisten können“, resümiert Peter Hellstern. Das ginge erst, wenn man ein zweite Flugzeug finanzieren könnte und dazu braucht es noch wesentlich mehr Mitglieder im Verein. Heute sind es immerhin schon 3000 aber es müsste mindestens das doppelte sein um das zu ermöglichen. Mitglied können Privatpersonen, Firmen und auch Kommunen und Landkreise werden.

Von Donaueschingen aus fliegen sie pro Jahr zehn bis 20 Einsätze. Drei Piloten teilen sich den Bereitschaftsdienst auf. Sobald sich die Wettersituation entsprechend entwickelt, sind sie dann auch sehr schnell in der Luft. Meistens kommen die Gewitterwolken aus dem Südwesten über den Schwarzwald zu uns. Je früher die Piloten dann die Aufwindzonen dieser Wolken anfliegen und sie dort mit den Silberiodid-Keimen impfen können, desto effektiver sei ihr Einsatz.

Am nächsten Samstag steht der Hagelflieger übrigens am Flugplatz in Schwenningen. Dort laden die Sportflieger im Hangar am Flugplatz zu einem Benefizkonzert zu Gunsten der Hagelflieger ein. Interessierte können dann auch das Flugzeug aus nächster Nähe inspizieren und sich mit den Piloten über deren Einsätze über der Region unterhalten.