Dieser Ring ist mehr als nur ein Schmuckstück. Er ruft auch Hilfe, wenn es brenzlig wird. Auf der Kneipentour, dem nächtlichen Heimweg oder auch zu Hause.
Bei seiner Entwicklung waren die Erfinder allerdings selbst auf Hilfe angewiesen. Diese bekamen David Jakubowicz und Anastasia Merz vom Hahn-Schickard-Institut in Villingen-Schwenningen.
Sicher aber schick
Der Notruf-Ring soll seinen Trägern ein Gefühl von Sicherheit geben. Wenn es tatsächlich mal gefährlich wird, genügt ein Knopfdruck, um Freunde oder Verwandte zu alarmieren. Aber er sollte nicht wie ein technisches Gerät wirken, sondern auch gut aussehen.
Wie kommt man auf so was?
Die Idee dazu hatten der ehemalige BWL-Student Jakubowicz und die Architektin Merz beim Ausgehen in der Düsseldorfer Altstadt. Freundinnen von Merz berichteten davon, immer wieder belästigt zu werden und sich unsicher zu fühlen.
Für Anastasia Merz stand schnell fest: „Wir entwickeln ein Sicherheitsprodukt so, dass es auch Lifestyle ist.“ Den beiden fehlte jedoch der technische Hintergrund.
Gründer verschätzen sich komplett
David Jakubowicz rechnete anfangs damit, dass 1000 Euro und sechs Monate Zeit reichen würden, um zu einem Prototypen zu kommen. „Da habe ich aber schnell realisieren müssen: So wird das nichts.“ Schlussendlich dauerte es anderthalb Jahre nur für das Design, ohne die Technik im Innern, bis zu einem funktionsfähigen Ring sogar drei Jahre.

Jürgen Merz von Hahn-Schickard stand dem jungen Start-up Saya aus Düsseldorf auf diesem Weg mit Rat und Tat zur Seite. Der 60-Jährige beschäftigt sich am Standort Villingen mit Messtechnik, Elektronikentwicklung, Schaltungsdesign, Protottypenfertigung und dem Thema Dienstleistungen Elektronik.
„Ich war gleich begeistert von dieser Idee. Gerade, weil diese Sicherheitsthematik ja durchaus aktuell ist“, sagt er in einer ARD-Dokumentation über das Düsseldorfer Start-up.
Warum Hahn-Schickard einsteigt
Das Villinger Institut sieht viele Vorteile der Idee der beiden Gründer. Der Ring vereine elegantes Design mit hochfunktionaler Technik und stelle so eine einzigartige Sicherheitslösung für Menschen jedes Alters dar. Wird durch einen Knopfdruck am Ring einen Alarm ausgelöst übertrage der Ring Standortdaten über Bluetooth an eine Sicherheits-App auf dem Smartphone und sende Notrufe an vorher festgelegte Kontakte.
Besonders wichtig im Vergleich zu ähnlichen Produkten: Der Alarm könne selbst bei fixierten Händen ausgelöst werden. Aber die Ausführung als modischer Ring bringt auch ein Platzproblem mit sich. „In dem Ring befinden sich zirka 60 elektronische Komponenten“, sagt Jürgen Merz. Teilweise seien sie nur mit dem Mikroskop zu erkennen. Die Ladetechnik wird in eine Schatulle ausgelagert – wie bei In-Ear-Kopfhörern. Das Ladegehäuse kann ebenfalls einen lauten Alarmton von sich geben.
Der Knopf ist die wahre Herausforderung
Wichtigstes Bauteil ist für den Projektleiter der Knopf auf der Innenseite des Rings, mit dem der Alarm ausgelöst wird. Er ist zugleich der Schwachpunkt. Viele Versuche brauchte es, bis die Konstruktion wasserdicht war, damit der Ring auch bei Regen getragen werden kann.
Besonders herausfordernd: Die Nutzer sollen mit dem Knopf zuverlässig Alarm auslösen können, aber möglichst nicht versehentlich beispielsweise beim Tragen einer Tasche.
Deshalb muss der Knopf tief mit dem Fingernagel eingedrückt werden. Bei einem Fehlalarm bleiben zehn Sekunden, um diesen wieder abzustellen. Das geht mit der App, über die alle Einstellungen vorgenommen werden.
Umsetzung der Vision gelingt
„Die technischen Herausforderungen, wie die Integration der Elektronik in den begrenzten Bauraum eines Rings, wurden von unserem Team erfolgreich gemeistert und sind ein gutes Beispiel für unseren Anspruch, aus visionären Ideen marktfähige Produkte zu schaffen“, sagt Jürgen Merz.
Das Projekt sei ein hervorragendes Beispiel dafür, wie innovative Startups ihre Visionen in enger Partnerschaft mit Hahn-Schickard verwirklichen können. Mit seiner bestehenden Infrastruktur und durch Förderprogramme wie den Innovationsgutscheinen des Landes Baden-Württemberg unterstütze Hahn-Schickard junge Unternehmen und kreative Köpfe dabei, ihre Ideen rasch in die Tat umzusetzen.
Know-how aus dem Schwarzwald
Der Ansatz: Kleine und mittlere Unternehmen können auf spezifisches Know-how des Instituts zurückgreifen, das ihre eigenen Ressourcen ergänzt und Entwicklungszeiten verkürzt.

„Mit dem Notruf-Ring haben wir ein Produkt entwickelt, das nicht nur elegant aussieht, sondern im Ernstfall Leben retten kann“, sagt Hahn-Schickard-Projektleiter Jürgen Merz. Anastasia Merz verweist zudem auf den nicht-technischen Aspekt des Produktes. „Gerade dieses Selbstbewusstsein, das man ausstrahlt, wenn man sich sicher fühlt, schreckt viele Täter ab“, ist sich sicher.