Die goldenen Zeiten der Kinos sind längst vergangen, sinkende Besucherzahlen plagen die Lichtspielhäuser nunmehr seit Jahren. Doch wie ist die Situation in V und S, müssen sich die Doppelstädter etwa Sorgen um ihre Kinos machen oder gibt es ein Happy End?

In der Villinger Blueboxx ist es sehr ruhig an diesem Nachmittag. Zwei Mädchen laufen mit suchendem Blick herum, wo ist bloß der richtige Kinosaal? Ein Grüppchen Teenager kommt lachend und schwatzend vorbei, am Snackverkauf besorgt ein Vater mit zwei kleineren Töchtern gerade das nötige Popcorn. Draußen scheint die strahlende Mai-Sonne.

Ruhige Tage gibt es öfter als früher

Oh nein, die Sonne. Wenn sie sich zeigt, kommen gleich noch weniger Gäste, sagt Ulrich Müller, Inhaber der Blueboxx. Ruhige Nachmittage wie diesen Freitag gibt es in dem Kino ohnehin viel öfter als früher. „Die Zeit ist schwierig“, so Ulrich Müller. „Nicht so, dass man gleich aus dem Fenster springen muss, aber schwierig.“

30 Prozent weniger Gäste als früher hat der Villinger Filmpalast derzeit, sagt der Inhaber. Und nennt Zahlen: Im Jahr 2023 kamen noch rund 100.000 Besucher, „ein relativ gutes Jahr“. Zeiten mit 150.000, 160.000 Filmfans jährlich gehören seit Corona ohnehin der Vergangenheit an. „2024 war dann unterirdisch“, so Ulrich Müller. Und auch 2025 sei leider ähnlich angelaufen wie das Vorjahr.

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Der Hauptgrund: Es fehlen die echten Kracher-Filme

Die Gründe dafür sind vielfältig, weiß Müller. Allen voran: „Das Kino war schon immer abhängig von den Filmen“, sagt er. In den vergangenen Monaten haben jedoch die ganz großen Kracher gefehlt. „Da hat Corona eine Lücke reingerissen und auch der Streik der Drehbuchautoren“, erklärt der Kino-Inhaber. Die Auswirkungen der Hollywood-Streiks seien bis heute in den Kinosälen von VS spürbar.

Dazu komme, dass die Filme heute viel schneller auf Streamingdiensten abrufbar sind. Zudem hätten sich viele Menschen angewöhnt, nicht mehr so oft auszugehen, so mancher schaue außerdem mehr aufs Geld. „Bei den richtigen Filmen kommen die Leute aber schon, etwa Avatar und Top Gun“, weiß Ulrich Müller.

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Ein Blick in die Blueboxx-Zukunft

Hat die Blueboxx also dennoch eine Zukunft? „Wir werden das Kino auf jeden Fall weiter betreiben“, beruhigt der Inhaber. Das blaue Gebäude sei im Familienbesitz, auch im Betrieb selbst sei die Familie wichtig. So zeichnet Müllers Sohn Julian Tag für Tag dafür verantwortlich, dass in dem Villinger Kino alles rund läuft. Müller hat sogar jüngst noch kräftig investiert: 250.000 Euro flossen 2024 unter anderem in einen neuen Projektor, 2022 waren für ebenfalls eine Viertelmillion alle Stühle ausgetauscht worden.

Auch an den Öffnungszeiten will Ulrich Müller trotz schwachen Besuchs nicht schrauben. Das Kino ist außer montags täglich geöffnet, in allen Schulferien sogar an sieben Tagen in der Woche. „Die Kinder wollen ja auch nicht jeden Tag ins Schwimmbad.“ Lediglich die Spätvorstellung wurde ein wenig nach vorn verlegt und endet jetzt um Mitternacht.

Warum Speisen und Getränke wichtig sind

Positive Zukunftsaussichten auch vom Schwenninger Cinestar. „Ende 2024 lagen wir zwar noch unter den Zahlen von 2019, aber grundsätzlich haben die Kinos und auch wir uns gut von der Pandemie erholt“, sagt auch Oliver Fock, Geschäftsführer der Kino-Kette. Zahlen explizit für das Schwenninger Lichtspielhaus im Freizeitzentrum LeProm nennt er zwar keine, es liege aber „im Trend des Gesamtmarktes“.

Das Cinestar in Schwenningen zwischen zwei Vorstellungen: Die leeren Säle haben sich wieder gefüllt. Doch auch die Kino-Kette hofft für ...
Das Cinestar in Schwenningen zwischen zwei Vorstellungen: Die leeren Säle haben sich wieder gefüllt. Doch auch die Kino-Kette hofft für die Zukunft auf mehr zugkräftige Filme. | Bild: Cinestar Schwenningen

Steigende Umsätze verzeichne das Cinestar vor allem im Bereich Speisen und Getränke. Hier, so Oliver Fock, werde auch das Angebot immer breiter. „Diese Angebote sind übrigens auch essenziell, denn von jedem Ticket gehen allein 50 Prozent schon an den Verleih.“ Ohne die Umsätze aus Popcorn, Cola und Co. könnten die Kinos wirtschaftlich gar nicht arbeiten.

Auch das Cinestar wünscht sich jedoch aktuell noch mehr Filme. „Filme, die auch wirklich das breite Publikum erreichen“, so der Geschäftsführer. Der Streik der Autoren und Schauspieler habe auch die Kino-Kette vor einige Herausforderungen gestellt. „Der Erfolg des Kinos hängt weiterhin stark von der Qualität der Filme ab. Wenn die Filme stimmen, wird Kino auch weiterhin ein erfolgreiches Geschäftsmodell sein“, ist Oliver Fock überzeugt.

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Große Hoffnung für die kommenden Kino-Monate

Ulrich Müller in Villingen ist der gleichen Ansicht. „Das Kino ist eine einfache und bequeme Art der Unterhaltung“, weiß er. Und freut sich auf die nächsten Monate: Mit „Mission: Impossible – The Final Reckoning“ oder „Avatar: Fire and Ash“ kommen dann ein paar Kracher auf die Leinwand. „Und so etwas hat das Kino einfach schon immer gebraucht.“