Ein Schulalltag ganz ohne Handys: Was bei Schülern selbst mutmaßlich für heftige Schnappatmung sorgen würde, soll sich laut einer neuen Studie der Universität Augsburg sehr positiv auf das soziale Klima in den Bildungsstätten auswirken. Handysucht statt Pausenspaß – wie ist die Smartphone-Situation an den Schulen in der Region?
An den Zinzendorfschulen in Königsfeld gelten seit dem Schuljahresbeginn neue Handyregeln: Die Mobiltelefone dürfen zwar mit, müssen den Schultag aber stummgeschaltet oder im Flugmodus in den Schultaschen verbringen. Einzige Ausnahme ist die Mittagspause – auf ausdrücklichen Wunsch der Eltern. Schülerinnen und Schüler der Kursstufe dürfen die Geräte in den Pausen zwar nutzen, allerdings lediglich in ihren Klassenzimmern und Unterrichtsräumen.

„Die bisherigen Regeln haben nicht so gut funktioniert, deswegen haben wir einen neuen Anlauf unternommen“, erklärt Schulleiterin Erdmuthe Terno. Bislang durften Kursstufenschüler sowie Zehn- und Elftklässler auch außerhalb ihrer Klassenzimmer ans Handy. Die Probleme: Für die jüngere Kinder war dies kein gutes Vorbild, für Lehrer manchmal schwer zu erkennen, wer überhaupt rechtmäßig zum erlauchten Kreis der Nutzer von mobilen Endgeräten gehörte.
Handy weg, Eintrag und Mail an die Eltern
Das Bedürfnis, einen klaren Rahmen zu schaffen, sei sowohl von Lehrern als auch von den Schülern selbst gekommen, so Erdmuthe Terno. In einer Arbeitsgruppe, an der auch Mitglieder der Schülermitverwaltung (SMV) beteiligt waren, habe man das Thema gemeinsam diskutiert und eine Lösung erarbeitet. Ebenfalls neu ist nun: Wer am Handy erwischt wird, muss das Gerät selbst im Sekretariat abgeben. Am Ende des Schultags darf es wieder abgeholt werden, es folgen jedoch ein Eintrag und eine Mail an die Eltern.
In den ersten Tagen des neuen Schuljahres sei die neue Regelung bereits gut angelaufen – auch wenn einige Schüler bereits erwischt worden seien. „Es geht uns nicht darum, hinterherzujagen, wer ein Handy dabei hat“, stellt die Schulleiterin klar. Die Schüler sollten auf diese Weise erleben, wie man auch ohne Instagram und Co. eine gute Zeit miteinander haben kann, „direkt von Mensch zu Mensch“, so Terno.
Neu: ein verpflichtender Elternabend zum Thema
Ohnehin sei es der Schule wichtig, das Handy nicht zu verteufeln, sondern einen guten Umgang damit zu vermitteln. Hier werden auch die Eltern ins Boot geholt: Erstmals gibt es daher an den Zinzendorfschulen für die Väter und Mütter der neuen Fünftklässler einen verpflichtenden Elternabend zum Thema Mediennutzung.
„Ich bin starker Befürworter der kompletten Verbannung von Handys aus der Schule, um dem Missbrauch begegnen zu können“, erklärt Thomas Schultis, Rektor der Karl-Brachat-Realschule in der Villinger Innenstadt. Er nennt hier Ablenkung und Handysucht, aber auch Mobbing sowie unerlaubte Fotos und Videos. Erst Ende 2023 hatte es an der Bildungsstätte einen krassen Fall von Lehrer-Mobbing gegeben. Viele Eltern, so klagt Schultis, legten die Regeln sehr weit aus. „WhatsApp ist erst ab 16 Jahren, aber wer setzt das schon durch?“, so der Rektor.

Auch an der Realschule gibt es eigentlich seit Jahren strenge Regeln: Multimediafähige Geräte wie Handys oder MP3-Player dürfen auf dem Schulgelände nicht verwendet werden, sie müssen ausgeschaltet im Schulranzen bleiben. Zu Unterrichts-Zwecken können Lehrer die Erlaubnis erteilen, das Handy zeitweise verwenden zu dürfen. Spätestens nach einer Unterrichtsstunde, in der diese Erlaubnis erteilt wurde, erlischt sie wieder. Klar ist laut Verordnung auch: „Beim Gang zur Toilette darf kein Handy mitgeführt werden.“
Rektor hofft auf den Gesetzgeber
Und wie sieht es in der Praxis aus? „Die Schülerinnen und Schüler nehmen die Regel überwiegend an. Wie bei allen Regeln gibt es auch Überschreitungen. Diese werden dokumentiert und sanktioniert“, so Thomas Schultis. Für das Handyverbot an Schulen müsste seiner Ansicht nach seitens des Gesetzgebers eine entsprechende Verordnung kommen. „Das würde den Alltag an Schulen in Bezug zu Handys deutlich vereinfachen.“
Ganztagsschule setzt auf machbare Regeln
An der Gemeinschaftsschule in Mönchweiler verbringen die Kinder und Jugendlichen den ganzen Tag, von 7.40 bis 15.45 Uhr sind sie Tag für Tag an der Ganztageseinrichtung. „Von daher haben wir in Sachen Handy Regeln eingeführt, die auch umsetzbar sind“, erläutert Konrektor Lothar Reiner. Heißt im Klartext: Vor dem Unterricht, danach sowie in der Mittagspause dürfen die Mobiltelefone in der Aula oder auf dem Pausenhof verwendet werden. Klassenzimmer und Toiletten dagegen sind handyfreie Zonen – eigentlich.

Bei 350 Schülern und wahrscheinlich mindestens ebenso vielen Handys, so Reiner, würden nahezu täglich Schüler erwischt und Telefone abgenommen. „Man erwischt eigentlich immer irgendwen“, weiß er. Diskussionen gebe es darum dann immer wieder. Die Geräte landen in solchen Fällen in der „Handy-Garage“ im Lehrerzimmer, einer Art Fotovorhang, und können am Ende des Schultags abgeholt werden. Wenn das Problem überhandnehme, sei es auch schon vorgekommen, dass Handys für eine gewisse Zeit in Schränken weggeschlossen wurden.