Hannelore Schöne wird in die Geschichtsbücher eingehen – zumindest im Schwarzwald-Baar-Kreis. Die 91-Jährige war am Donnerstag der erste Mensch, der kreisweit gegen das Coronavirus geimpft wurde. So wie ihr, erging es anschließend auch rund 150 weiteren Menschen – Bewohnern und Mitarbeitern – des Fürstlich-Fürstenbergischen Altenpflegeheims in Hüfingen. Sie alle machten damit den Auftakt im Impfkampf gegen Covid-19.
Niedrige Impfbereitschaft bei Mitarbeitern
Den ersten Stich gab es gegen 10 Uhr, wie Heimleiter Markus Komp in einer Videoschalte sagte. Bis 15 Uhr konnten die beiden aus dem Zentralen Impfzentrum aus Offenburg (ZIZ) angereisten mobilen Teams jedem, der wollte, die erste Dosis verabreichen. „Von den Bewohnern haben sich etwa 90 Prozent impfen lassen. Einige durften aus gesundheitlichen Gründen keine Impfdosis erhalten. Ich bedauere, dass es bei den Mitarbeitern nur 50 Prozent waren“, so der seit dem 1. Januar im Amt weilende Heimleiter weiter. Trotz der Impfungen, wird es keine Lockerungen bei den Besuchsregeln geben. Komp: „Zwar sind die Geimpften besser geschützt, sie können aber weiter andere anstecken. Besucher dürfen auch künftig nur mit FFP2-Maske ins Haus. Außerdem müssen sie ab Montag einen negativen Schnelltest vorweisen.“
Während in Hüfingen am Donnerstag zwei mobile Impfteams im Einsatz waren, wird künftig nur ein Team in Heimen die Dosis verabreichen – so wie am Freitag in der Hirschhalde in Bad Dürrheim, wo die Impfungen weitergehen. „Falls es danach noch genügend Impfstoff gibt, könnten wir auch Menschen im Menetatis-Heim in Schwenningen impfen“, so Landrat Sven Hinterseh im Rahmen der Videoschalte. Kommende Woche wolle man dann im Hermann-Schall-Haus in Königsfeld impfen, weitere konkrete Termine stünden noch nicht fest. Hinterseh: „Es kommen tendenziell die Heime dran, in denen es noch keine Corona-Infektionen gab.“

Trotz der Freude über den Impfstart nach einer „Kraftanstrengung“, übte Landrat Hinterseh auch deutliche Kritik: „Ich war sehr unzufrieden, dass der Impfstart so lange dauerte.“ Die Zuweisung des Kreisimpfzentrums in Schwenningen (KIZ) an das ZIZ in Offenburg brachte zu Beginn Probleme mit sich. Denn: Obwohl das KIZ bereits gerichtet ist und die Mitarbeiter darauf warten, loszulegen, kann es erst am 22. Januar – eine Woche später als geplant – los gehen. Dann werden auch zwei mobile Impfteams aus Schwenningen im Einsatz sein. Diese sollen dann pro Woche 300 Impfdosen verabrechen. Hinzu kommen weitere 285 im KIZ. Außerdem wird, nicht täglich, auch weiter ein mobiles Impfteam aus Offenburg im Schwarzwald-Baar-Kreis im Einsatz sein, das weitere Dosen mitbringt.
Noch deutlicher als Hinterseh, wurde Hüfingens Bürgermeister Michael Kollmeier, der ebenfalls an der Video-Konferenz teilnahm, mit seiner Kritik: „Als Bürgermeister geht es mir so, wie vielen meiner Kollegen. Wir sind in Sorge über den schleppenden Impfstart in Baden-Württemberg. Die Verteilung der Impfstoffe erscheint mir weniger leistungsfähig, als in anderen Bundesländern.“ Die Folge: Mitarbeiter etwa der Corona-Station im Schwarzwald-Baar-Klinikum in Donaueschingen wurden bislang noch gar nicht geimpft.
Dass bislang nur wenig im Kreis ankam, ist „nur schwierig zu ertragen“. Es sei bislang gewesen, den über 80-Jährigen zu sagen, dass in Offenburg und Freiburg geimpft wird, im Kreis aber nicht. Umso glücklicher zeigte sich der Bürgermeister über den Impfstart: „Ich habe mir in den vergangenen Wochen viele Sorgen auch über die etwa 100 Bewohner des Pflegeheims gemacht. Nun warten wir, dass der Impfstoff auch jenseits des Schwarzwalds ankommt.“
Auch Hannelore Schöne wartet seit Donnerstag – allerdings schon auf die zweite Dosis. Einen genauen Termin gibt es laut Heimleiter Komp noch nicht, dass die finale Corona-Impfung in drei Wochen verabreicht werden kann, sei aber realistisch.