„Hunderettung Ausland“ – nur zwei Schlagworte reichen. Schon listet die Suchmaschine zahlreiche Internetseiten von Vereinen auf, die ehemalige Streuner in Deutschland vermitteln. Statt in einem gemütlichen Zuhause sind einige im Kreistierheim Schwarzwald-Baar in Donaueschingen gelandet. Die Leiterin Nadine Vögel schildert Extremfälle, die auf gescheiterte Vermittlungen und vorschnelle Adoptionen zurückführen – damit Menschen erfahren, worauf sie auf der Suche nach einem geretteten Vierbeiner achten sollten.
40 Auslandshunde landeten auf einmal im Heim
„Vereine kommen und gehen. Es ist kein Business. Es handelt sich um Menschen, die sich diesen Weg aus Tierliebe ausgesucht haben“, sagt Vögel. Manche bekämen die Vermittlung gut hin, andere nicht. Die Heimleiterin erinnert sich an 40 Auslandshunde auf einen Schlag im Kreistierheim. Dessen Halterin habe selbst vermitteln wollen, schaffte es aber nicht alleine.
„Sie hat das Haus voll mit Hunden gehabt. Dann ist ihr wohl alles über den Kopf gewachsen“, erzählt Vögel. Sie und ihre professionalisierten Mitarbeiter wissen, wie viel Arbeit die Tiere von der Straße machen – besonders die stark bedürftigen, ängstlichen oder bissigen. „Wir hatten Glück, dass die 40 Hunde sozial und verträglich waren. Die konnten wir dann zusammen in unsere Zimmer stecken und alle vermitteln“, sagt Vögel.

Insgesamt hat das Kreistierheim zwölf Räume für abgegebene Hunde. In dieser Extremsituation sind auch freie Katzenzimmer besetzt worden. Die Mitarbeiter geben sich größte Mühe, hilfsbedürftigen Tieren einen Platz zu schaffen, erklärt die Heimleiterin. Doch die Liste sei lang. Nicht alle Hunde können immer aufgenommen werden, was Vögel wegen vieler Tierschutzfälle bedauert. Seit Corona fragt das Veterinäramt verstärkt nach Heimplätzen für verwahrloste Hunde aus dem Kreis und der Umgebung.
Hunde werden abgegeben, wenn sie doch nicht passen
Privatpersonen stehen vor der Tür, weil sie ihre Hunde abgeben wollen oder müssen. Dabei hat es sich um einige Tiere aus dem Ausland gehandelt. Manche Menschen suchen sich online den Hund von einem Verein aus, der nicht ortsansässig ist. Ein Foto im Internet reicht ihnen, erzählt Vögel. Sie weiß, dass sich einige Interessenten vor allem wegen der Optik für das Tier entscheiden und kaum wegen des Charakters. Nach der Adoption folgt dann die bittere Erkenntnis, dass der Hund doch nicht zum Mensch passt.

„Wenn der Verein keine Pflegestellen hat, können sie den Hund nicht zurücknehmen. Oder die Besitzer wollen ihn nicht zurückgeben, aus Angst, dass er wieder ins Ausland geht“, erklärt die Heimleiterin. Um dieses Dilemma gar nicht aufkommen zu lassen, sollten Menschen ihre Vorstellungen von einem Hund, dessen Eigenschaften und den Verein erst einmal reflektieren.
„Es gibt schlechte und gute Vereine“, weiß Vögel. Die bessere Variante sei einer, der Hunde aus dem Ausland in deutschen Pflegestellen unterbringt, sie sich zunächst anschaut und kennenlernt. So machen es zum Beispiel die Mitglieder von Herzenshunde Griechenland in Villingen.

Und natürlich kennen auch die Mitarbeiter vom Kreistierheim die Charaktere ihrer Schützlinge gut. Interessenten können sich vorab ebenfalls einen Eindruck von den Fellnasen verschaffen, zum Beispiel beim Gassigehen. „Wenn man noch nicht so viele Hunde in der Hand hatte, dann weiß man nicht, welcher gut passt“, erklärt die Heimleiterin vor der Fotowand der zu vermittelnden Tiere. Nur wenn Hund und Halter gut zusammenpassen, wird die Adoption erfolgreich, sagt Nadine Vögel.