Mit den Worten, „Karibu Sana“, herzlich willkommen, wird Chiara Hilser aus Villingen im afrikanischen Tansania überall freundlich begrüßt. Dort arbeitet die 18-Jährige seit September 2024 als Volunteer im Waisenhaus der Brigachtaler Hilfs-Organisation Liso Tanzania in Dareda. „Ich konnte seit dieser Zeit bereits mit einigen Kindern viele neue Erfahrungen sammeln und als kleiner Nebeneffekt bei meist 30 Grad dem deutschen Winter entfliehen“, berichtet die junge Frau, die in der Villinger Südstadt aufgewachsen ist.

Nach dem Abitur etwas ratlos

Wie es zu diesem Abenteuer kam, erläutert die junge Frau im Gespräch mit SÜDKURIER-Mitarbeiter Klaus Dorer. Wie viele andere Abiturienten habe sie erst einmal nicht richtig gewusst, wie es nach der Schule weitergehen soll. Als sie dann von der Möglichkeit hörte, bei einem längeren Auslandsaufenthalt sich sozial zu engagieren und dabei fremde Kulturen kennenzulernen, sei ihr sofort klar gewesen, dass sie etwas in diese Richtung machen wollte, berichtet die Klarinettistin der Villinger Stadtharmonie.

Es war nicht leicht, etwas Passendes zu finden

Die Schwierigkeit bestand allerdings darin, ein passendes Projekt zu finden, wobei sie sich nach einem Namibia-Aufenthalt im Jahr 2019 schon länger für Afrika interessierte, wie sie berichtete. Dann erfuhr sie zufällig von der Brigachtaler Hilfsorganisation und bewarb sich ziemlich spontan. Nach erfolgter Zusage buchte Hilser schließlich einen Flug nach Ostafrika. Im Liso-Kinderheim, Zuhause von elf Kindern im Alter zwischen drei bis 17 Jahren, bezog sie das Volunteer-Quartier.

Seit 2013 betreibt die Brigachtaler Organisation LISO in Tansania ein Waisenhaus. Hier ist Chiara Hilser mit Michael Schleicher sowie ...
Seit 2013 betreibt die Brigachtaler Organisation LISO in Tansania ein Waisenhaus. Hier ist Chiara Hilser mit Michael Schleicher sowie Paulina und Samuel zu sehen, die aufwendig medizinisch behandelt werden mussten. Seit einigen Jahren ist der aus Brigachtal stammende Schleicher immer wieder vor Ort, um nach dem Rechten zu sehen. | Bild: Liso

Sehr familiäre Kontakte

„Das Leben direkt im Waisenhaus ermöglicht mir einen engen Kontakt zu den Kindern und Mitarbeitern, welche eine sehr familiäre Gemeinschaft bilden. Dadurch konnte ich bereits einige kulturelle Veranstaltungen wie Hochzeiten oder Abschlussfeiern miterleben“, so Hilser. Eine kleine Herausforderung ist die Kommunikation, denn Englisch sei nur teilweise verbreitet. Hauptsächlich werde Swahili gesprochen, sagte sie. Doch für das Wichtigste habe man ja immer noch Hände und Füße, so Hilser.

Auch die Grundlagen der Sprache erlernt

Mittlerweile habe sie auch die Grundlagen der Sprache gelernt, verrät sie. Auch vom Tagesablauf berichtete die junge Frau: „Mein Tag beginnt meistens damit, die kleinsten Kinder zur Vorschule zu begleiten, anschließend unterstütze ich bei allen täglich anstehenden Arbeiten im Waisenhaus wie Kochen, Einkaufen auf dem örtlichen Markt oder Wäsche waschen, natürlich ohne Waschmaschine.

Chiara Hilser aus Villingen versorgt diese Waisenkinder aufopferungsvoll. Sie sind trotz Armut recht fröhlich.
Chiara Hilser aus Villingen versorgt diese Waisenkinder aufopferungsvoll. Sie sind trotz Armut recht fröhlich. | Bild: Liso

Ein Drucker als echte Rarität

Auch ein Drucker ist hier eher eine echte Rarität, berichtete sie. Ein besonderer Moment war daher die Übergabe eines von Liso finanzierten Druckers an die örtliche Grundschule. „Dieser dürfte mir in Zukunft einige Hürden nehmen“, wie sie denkt. Es gibt natürlich auch Freizeitaktivitäten. Da wird sehr gerne Fußball gespielt. Kreatives wie Malen oder Origami falten ist ebenfalls sehr beliebt bei den Kindern.

Hilser kommt erst zur Fasnet wieder Villingen

Zurzeit sei sie außerdem an einem besonderen Projekt beteiligt: Bei zwei an Klumpfüßen leidenden Kindern hilft sie bei der aufwendigen Behandlung in einer Spezialklinik. Sie sei gespannt, was hier die Zukunft noch alles bringen wird. Zurück nach Deutschland kommt Chiara Hilser erst Mitte Februar 2025. Pünktlich zur Villinger Fasnet, wie sie mit einem Schmunzeln verrät. Wie es dann auch beruflich weitergeht, ist noch offen.

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