Anhaltende Waldbrände nach extremer Hitze und Trockenheit sorgen in Spanien für Schrecken. Flammen wüten in Kroatien. In Griechenland bedroht Feuer Häuser und Städte. Solche und ähnliche Nachrichten aus dem fernen Südeuropa gibt es derzeit nahezu täglich.

Wie es jedoch ist, wenn meterhohe Flammen tatsächlich das eigene Zuhause bedrohen, hat VS-Rentnerin Birgit Reuner in ihrer neuen Heimat Portugal erlebt.

Dorthin ist die Villinger Rentnerin ausgewandert, nachdem ihr der Mietvertrag gekündigt wurde und sie in ihrer Heimatstadt keine günstige neue Wohnung fand – ein Schicksal, das viele SÜDKURIER-Leser bewegte. Im Herbst 2024 ließ sie sich mit ihrem Dackel Max in Portugal nieder und lebt sich immer besser ein.

Doch jetzt musste die 69-jährige Auswanderin in dem sonst so beschaulichen Örtchen Vitorino dos Piaes auch schlimme Stunden erleben. Das beschreibt sie hier in ihren eigenen Worten:

Birgit Reuner und ihre Besucherin Beate Tschuri haben bange Stunden hinter sich. Sie sind froh, als endlich alle Feuer gelöscht sind.
Birgit Reuner und ihre Besucherin Beate Tschuri haben bange Stunden hinter sich. Sie sind froh, als endlich alle Feuer gelöscht sind. | Bild: Birgit Reuner

„Ich war am Samstagabend gerade dabei, mit meinen Nachbarn, meinen Freunden aus Portugal und mit einer Besucherin aus Deutschland meinen Geburtstag zu feiern. Es wurde weit nach Mitternacht. Sämtliches Geschirr, Besteck und alle Gläser wurden von mir nicht mehr gespült – eigentlich dachte ich, dass ich am Sonntag genug Zeit hätte, dies zu tun. Wie sehr sollte ich mich irren.

Morgens ist die Welt noch in Ordnung

Max weckte mich gegen 10 Uhr. Sein Blick war eine Mischung aus „Jetzt wird es aber Zeit!“ und „Siehst Du nicht, dass ich dringend muss!“ Dann machte ich Frühstück und weckte meine Besucherin Beate Tschuri. Es war sehr heiß, mit einem angenehmen Wind, der einen die Hitze nicht spüren ließ.

Direkt hinter dem Zuhause von Birgit Reuner steigt eine dicke Rauchsäule auf.
Direkt hinter dem Zuhause von Birgit Reuner steigt eine dicke Rauchsäule auf. | Bild: Birgit Reuner

Gegen Mittag, als wir das Geschirr abräumten und uns an den großen Abwasch machen wollten, bemerkte ich einen leichten Brandgeruch in der Luft und ging nach hinten in den wilden Garten, um nachzusehen. Ganz oben auf dem Berg sah ich einen leichten Rauch.

Zunächst einmal heißt es: Keine Gefahr

Ich machte meinen Vermieter Antonio darauf aufmerksam. Er meinte dann, es bestehe keine Gefahr. Das Feuer sei ganz oben auf dem Berg ausgebrochen und der Wind werde es nach links auf den nächsten Berg treiben. Also setzten wir uns hin, um noch gemütlich einen Kaffee zu trinken.

Meterhohe Flammen kommen auf das Haus zu, in dem Birgit Reuner lebt.
Meterhohe Flammen kommen auf das Haus zu, in dem Birgit Reuner lebt. | Bild: Birgit Reuner

Plötzlich bemerkte ich aber, dass der Rauchgeruch stärker wurde. Gleichzeitig kamen sechs Feuerwehrfahrzeuge angefahren, die mein Auto komplett einparkten. Zudem tauchten zwei Löschflugzeuge auf, die immer wieder sehr dicht übers Haus flogen. Max hatte ich zu diesem Zeitpunkt bereits in die Wohnung gesperrt, denn der Krach war zuviel für ihn.

Rund um das Zuhause der Villingerin kämpfen die Feuerwehrleute gegen die Flammen.
Rund um das Zuhause der Villingerin kämpfen die Feuerwehrleute gegen die Flammen. | Bild: Birgit Reuner

Ich ging wieder nach hinten in den wilden Garten, bemerkte noch, dass der Wind wohl gedreht hatte. Als ich den Berg hinauf blickte, sah ich, dass eine 20 bis 30 Meter hohe Flammenwand auf uns zuraste, denn der Wind hatte auch zugenommen.

Sicherheit im Steinhaus?

Plötzlich hörte man das Feuer knacken und erblickte, wie große Bäume wie Streichhölzer aufloderten. Auf einmal spürte auch ich die Hitze des Feuers, obwohl es noch ein Stück weg war. Mein Vermieter meinte, wir sollen ins Haus gehen, im Steinhaus seien wir sicher. Ich räumte noch den Tisch ab und stellte dabei auch fest, dass glühende Aschepartikel bereits Löcher in das Dach meines neuen Pavillons brannten.

Nach den kurzen Gang in den Garten sind Birgit Reuners Beine voller Ruß.
Nach den kurzen Gang in den Garten sind Birgit Reuners Beine voller Ruß. | Bild: Birgit Reuner

Aus zwei Löschflugzeugen waren inzwischen vier Flugzeuge und zwei Hubschrauber geworden, die unablässig Wasser auf die Flammen abließen. Jemand rief dann, das Feuer sei auf dem Grundstück oben an der Mauer angekommen, dort, wo auch die Obstbäume stehen.

Wasserleitung zerplatzt in der Hitze

Die Feuerwehrleute verteilten sich im Garten. Dann gab es einen Knall, und wir mussten feststellen, dass die Wasserleitung, die eingegraben aus den Bergen zum Haus führt, an der Stelle, wo sie offen liegt, zerplatzt war. Jetzt konnten die Feuerwehrleute nur noch Wasser aus der Gemeindeleitung nehmen.

Das Feuer erlosch stets kurz, wenn die Flieger es mit Wasser übergossen, loderte aber nach ein paar Minuten wieder auf. So ging es stundenlang weiter. Immer, wenn ich meinte, das Feuer ist besiegt, brach es plötzlich an anderer Stelle wieder aus. Der Wind hatte auch noch zugenommen, was das Ganze erschwerte.

Die Feuerwehrleute freuen sich, dass die Villinger Rentnerin sie mit Essen und Trinken versorgt.
Die Feuerwehrleute freuen sich, dass die Villinger Rentnerin sie mit Essen und Trinken versorgt. | Bild: Birgit Reuner

Meine Besucherin ging mit der Gießkanne in den Garten, um noch vorhandene kleine Brände zu löschen, was ein Lächeln auf die Gesichter der Feuerwehrleute zauberte. Ich versorgte die Brandschützer mit süßem Gebäck, Wasser und Schokolade, da ihnen langsam die Energie ausging.

Kein Cent für den großen Einsatz

Ich habe großen Respekt vor diesen Bombeiros, wie die Feuerwehrleute auf Portugiesisch heißen. Sechs Stunden waren sie nur hier ums Haus herum tätig. Und zogen dann weiter zum nächsten Brandherd, denn das Feuer hatte sich in Windrichtung weiter verbreitet und bedrohte noch weitere Häuser. Dabei machen sie ihre Einsätze ehrenamtlich, bekommen keinen Cent, auch keinen Ersatz für eventuelle Fehlzeiten bei der Arbeit.

An den verkohlten Ästen des Zitronenbaums hängen noch ein paar einsame Früchte.
An den verkohlten Ästen des Zitronenbaums hängen noch ein paar einsame Früchte. | Bild: Birgit Reuner

Als dann das Feuer Stunden später gelöscht war, kamen sie hungrig wieder, denn sie bewachten die Stellen rund ums Grundstück und im nahe gelegenen Wald die ganze Nacht. Ich holte meine üppigen Vorräte, die ich von der Geburtstagsfeier noch im Kühlschrank hatte, gab dankbar alles den Männern, die hier wohl Haus und Garten gerettet hatten. Auch die ganzen Getränkevorräte wurden gerne angenommen.

Eine sehr traurige Nachricht erfuhr ich einen Tag später. Ein Mann hatte ganz in unserer Nähe sein Leben durch den Brand verloren.“