Der Impfbus des Kreisimpfzentrums Schwarzwald-Baar hat am Mittwoch, 28. Juli, erstmals einen Haltestopp eingelegt – in Gütenbach und in Schönwald. In der Folge gab es nach aktuellem Stand 13 Impfbustermine, informiert auf Nachfrage Heike Frank, Sprecherin des Landratsamtes.

Bis Mitte September seien etwa 16 weitere Haltepunkte eingeplant: „Darunter befinden sich nicht nur allgemeine Stationen in weiteren Städten und Gemeinden, sondern zum Beispiel auch gezielte Haltepunkte am Schwarzwald-Baar Klinikum und bei größeren Veranstaltungen in der Region wie dem Reitturnier in Donaueschingen.“ Auch im Rahmen des DFB-Pokalspiels zwischen den Fußballteams FC 08 Villingen und Schalke 04 war der Impfbus vor dem Stadion zugegen.
Die Ausgangslage
Es herrscht Zufriedenheit
„Durch das Angebot des Impfbusses ist es möglich, den Bürgern im Kreis ein niederschwelliges Angebot für eine Corona-Schutzimpfung mit kurzen Wegen und ohne Terminvereinbarung zu unterbreiten“, berichtet Frank über die Vorteile des Angebotes. Diese Aktionen seien organisiert worden, um jedem die Möglichkeit für eine Impfung zu geben.
Trotz schwankender Zahlen sei man mit dem Zuspruch sehr zufrieden: „Wenn es auch in manchen Ortschaften nur eine geringe Nachfrage für eine Schutzimpfung gab, so sind wir dennoch zufrieden. Denn jede Impfung zählt.“ Bisher habe es keine Station gegeben, bei der es nicht auch zu einer Erstimpfung gekommen sei. „Beispielsweise lag die Anzahl erstmals verabreichter Impfungen am Sonntag, 8. August, in Donaueschingen bei immerhin 88 von insgesamt 108 erfolgten Impfungen“, führt die Sprecherin aus. Hinzu kämen die Pop-up-Impfaktionstage, die unter anderem durch das mobile Impfteam des Zentralen Impfzentrums Offenburg in einigen Städten und Gemeinden des Landkreises angeboten wurden, so Heike Frank.

Wappnen für eventuell vierte Welle
„Das Angebot zur Impfung im Kreisimpfzentrum wird von den Bürgern aus unserer Region nach wie vor genutzt“, sagt sie. „Dennoch sind wir aktuell an dem Punkt, dass wir uns als Ziel gesetzt haben, vor einer möglichen vierten Welle so viele wie möglich zu impfen. Dazu beitragen sollen noch kürzere Wege, also quasi ‚das Impfen vor der Haustüre‘ mit dem Impfbus.“
Wieso haben sich die Menschen, die jetzt auf die Impfbus-Aktion zurückkommen möchten, noch nicht schützen lassen? Ist es womöglich ein Anreiz, sich vor einem Last-Minute-Urlaub noch eben die Spritze abzuholen? „Die Gründe für eine Corona-Schutzimpfung in unserem Impfbus sind sehr unterschiedlich, nicht alle sprechen über ihre jeweiligen Beweggründe“, antwortet Heike Frank. Für viele sei der Gesundheitsschutz vorrangig. Sie wollten vor einer möglichen vierten Welle geschützt sein. Viele wollten durch eine Impfung auch mehr Freiheiten erhalten – „auch für geplante Reisen“.
So sieht es ein Impfarzt
Zufrieden mit dem Impffortschritt ist Winfried Keller, Arzt in Donaueschingen, derweil nicht vollauf. Die Impfbereitschaft im Schwarzwald-Baar-Kreis lässt ihm zufolge erheblich nach, das merke man beispielsweise auch im Kreisimpfzentrum. Vielleicht, so Keller, hänge diese Impfmüdigkeit mit den laufenden Sommerferien zusammen, doch über Gründe könne er nur mutmaßen.
Hals-Nasen-Ohren-Arzt Winfried Keller, der eine ausgewiesene Corona-Schwerpunktpraxis in Donaueschingen betreibt und darüber hinaus im Kreisimpfzentrum in Schwenningen tätig ist, stellt indes fest, dass vor allem junge Frauen nach wie vor eine Urangst in sich trügen, was den DNA-Eingriff eines Impfstoffes betreffe. Deren zum Teil große Bedenken würden durch fragwürdige Beiträge in Onlineplattformen zusätzlich befeuert. Wichtig sei deshalb umso mehr, über Nutzen und mögliche Gefahren, die tatsächlich von Impfungen ausgingen, auf richtige Weise aufzuklären.
„Menschen, die ansonsten eine Hemmschwelle haben, sich zum Beispiel online anzumelden, profitieren von Angeboten wie dem Impfbus“, sagt der Mediziner. Auch auf ausländische Mitbürger, die womöglich Probleme mit der Sprache haben, treffe dies zu. Während Aktionen in Donaueschingen gut funktioniert hätten, sei die Bilanz während des Fußballspiels in Villingen eher ernüchternd ausgefallen. Entscheidend ist laut Keller, „dass es den Menschen in Feierabendsituationen leicht gemacht werden muss, Impfangebote ohne Termin zu schaffen“.
Höhere Impfquote durch finanzielle Anreize?
Für den Arzt ist klar: Wie gut wir und im Speziellen der Landkreis durch die vierte Welle kommt beziehungsweise wie die Ausgangslage dann sein wird, hängt unmittelbar mit der erreichten Impfquote zusammen. Um diese nach oben zu treiben, müsse die Politik in Berlin jedoch überlegen, wie Anreize geschaffen werden könnten. „Die Freiheit des Einzelnen steht über allem. Deswegen ist es umso wichtiger, Anreize zu schaffen, sich impfen zu lassen. Letztlich bin ich der Meinung, ein finanzieller Anreiz würde eine deutlich höhere Quote ausmachen“, so Keller. Dabei spricht er sich für einen Bonus statt steuerlichen Vorteilen aus. „Und dann muss man auch weiterhin die Vorteile einer Impfung darlegen“, fügt der Arzt an.