Es war tatsächlich nur eine Frage der Zeit, seit Samstag ist es traurige Gewissheit: Der Kreis hat die Inzidenz-Marke von 1000 geknackt. Das bedeutet, dass sich binnen der vergangenen sieben Tage mehr als 1000 von 100.000 Kreisbewohnern mit dem Corona-Virus infiziert haben. Der Schwarzwald-Baar-Kreis hatte zum Stichtag 31. Dezember 2020 exakt 212.872 Einwohner.
Zahlen schrecken auf
Die Zahlen schrecken die Verantwortlichen im Kreis auf, auch wenn die Entwicklung absehbar war. Für Jürgen Roth, Oberbürgermeister von Villingen-Schwenningen, ist am Sonntag die Marschrichtung klar: „Die Kontaktreduzierung ist eine finale Lösung“, ist der Rathauschef überzeugt. Angesichts der 1000er-Inzidenz in der breiten Bevölkerung und einer Inzidenz von 1400 bis 1600 bei den Kindern ab fünf bis zwölf Jahren gebe es keine Alternativen.
Testpflicht in den VS-Kindergärten
Wobei die Betreuung der kleinen Bürger weiter gewährleistet bleiben soll, denn die Kitas sind offen: „Ab Mittwoch werden wir in VS eine Testpflicht dreimal wöchentlich für Kinder ab drei Jahren in den Kindergärten haben. Bis zum Alter von drei Jahren bleiben wir bei freiwilligen Tests zweimal pro Woche“, so Jürgen Roth.

Klinikum verlegt bereits Patienten
Roth hat qua OB-Amt auch einen tiefen Einblick in das Geschehen am Schwarzwald-Baar-Klinikum – und es sieht nicht gut aus: „Es wurde mit Patientenverlegungen in Kliniken außerhalb des Landkreises begonnen“, berichtet der Oberbürgermeister der Großen Kreisstadt. Und das könnte erst der Anfang sein, wenn die Infektionswelle sich weiter aufbaut
VS-OB fürchtet „emotionale Steigerung“
Gerade mit Blick auf Weihnachten sei zu befürchten, dass immer mehr Patienten eingeliefert werden, die auf der Intensivstation im Schwarzwald-Baar-Kreis nicht mehr adäquat behandelt werden können. Roth fürchtet eine „emotionale Steigerung“ der „katastrophalen Situation“: Nämlich dann, wenn Herzinfarkte, schwere Unfälle, eigentlich unaufschiebbare Krebsoperationen nicht mehr lebensrettend angegangen werden können, weil angesichts der Corona-Infektionen und der Betten-Belegung keine Kapazitäten mehr frei sind. Was also tun, was wünscht sich Jürgen Roth? „Mehr Biontech, mehr Personal an den Impfstraßen“, ist seine Antwort.
255 Todesfälle
Das Landratsamt gab die Zahl der Infizierten im Kreis am Sonntag mit 3228 Menschen an, 24 Fälle weniger als am Vortag. Die Gesamtzahl der Todesfälle seit Beginn der Pandemie liegt bei 255 – zwei Todesopfer mehr als am Freitag. Erst Mitte der vergangenen Woche hatte es einen traurigen Rekord gegeben, als im Kreis binnen zwei Tagen 14 Menschen an den Folgen einer Covid 19-Infektion verstorben waren.

Angesichts solcher Werte läuft in vielen Orten des Schwarzwald-Baar-Kreises die Impf-Maschinerie auf Hochtouren. Der Impfbus des Schwarzwald-Baar-Klinikums ist an vielen Stellen im Einsatz, anderswo organisieren die Gemeinden – etwa in Königsfeld, Unterkirnach und Mönchweiler – Termine in Festhallen. Zudem werden in kommenden Woche zwei weitere, zentral gesteuerte Impfzentren eröffnet: eines in Bad Dürrheim im Hotel Waldeck am Montag, eines in St. Georgen im Gebäude der ehemaligen Firma A. Maier im Laufe der Woche.
Kreisverwaltung äußert sich am Montag
Welche Handhabe oder Pläne die Kreisverwaltung wegen der Überschreitung der 1000er-Inzidenzmarke womöglich sonst noch hat, war am Wochenende nicht zu erfahren. Landrat Sven Hinterseh war telefonisch nicht zu erreichen, Pressesprecherin Heike Frank verwies auf die gerade vor dem Wochenende aktualisierten Bestimmungen der Landesregierung. Stellungnahmen des Landratsamts sollen am Montag folgen.
Bayern macht Hotspots praktisch dicht
Der baden-württembergische Nachbar Bayern hatte zuletzt ab einer 1000er-Inzidenz alle Kultur-, Freizeit- und Sportveranstaltungen abgesagt. Die Gastronomie muss in solchen Hotspots schließen, ebenso Sport- und Kulturstätten oder Betriebe, die körpernahe Dienstleistungen anbieten, beispielsweise Kosmetikstudios.
Kretschmann: Schulschließungen ab Inzidenz von 2000
Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann hatte am Samstag am Rande des Grünen-Landesparteitags in Heidenheim gesagt: „Schulen werden erst geschlossen, wenn gar nichts anderes mehr geht, bei Inzidenzen, wie wir sie in Sachsen haben, bei etwa 2000.“