Umgeben von hohen Tannen und Sträuchern versteckt sich die kleine Manufaktur von Roland Müller am Waldrand von Unterkirnach. Wo früher im Keller des Wohnhauses Honig produziert wurde, entstehen nun Kugelschreiber in allen Formen und Farben.

Das Besondere am Black Forest Pen sind die verwendeten Materialien und das Design. Statt der üblichen Kugelschreiber aus Plastik werden in Unterkirnach Kulis aus Metallen wie Stahl, Bronze, Aluminium, Messing und Titan gefertigt.

Rot, blau oder grün: Durch Wärmebehandlung oder elektrischen Strom können die Stifte aus Aluminium unterschiedliche Farben annehmen.
Rot, blau oder grün: Durch Wärmebehandlung oder elektrischen Strom können die Stifte aus Aluminium unterschiedliche Farben annehmen. | Bild: Lisa Sperlich

Einige Modelle haben sogenannte Skelettierungen, also Ausfräsungen, durch die das Innenleben des Kulis sichtbar wird. Die Inspiration dafür stammt aus der Uhrenindustrie, wie Roland Müller erklärt. „So kann man das Innere sehen, wie bei einem Uhrwerk.“

Von der Medizintechnik zum Kugelschreiber

Eines haben die Kugelschreiber alle gemeinsam: Ihr Design ist im Kopf von Roland Müller entstanden. Vor vier Jahren hat der gelernte Werkzeugmacher angefangen, eigene Stifte herzustellen.

Der Unterkirnacher Roland Müller ist gelernter Werkzeugmacher.
Der Unterkirnacher Roland Müller ist gelernter Werkzeugmacher. | Bild: Lisa Sperlich

Zuvor war er mit einer Firma für Medizintechnik selbstständig. Dort sei auch die Idee der eigenen Kugelschreiber-Herstellung entstanden.

Denn als Werbegeschenke für Messen hatte seine Firma bereits eigene Schreibgeräte hergestellt. Nach dem Verkauf der Firma und dem Rückzug in das Privatleben wollte Roland Müller nicht einfach damit aufhören.

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„Am Ende des Tages hat man etwas aus einer toten Stange Material geschaffen“, sagt er. „Das befriedigt mich mehr, als den ganzen Tag im Büro zu sitzen.“

Die ganze Familie packt mit an

Er selbst bezeichnet seine Kugelschreiber als „erweitertes Hobby“, das ihm Spaß mache. Seinen Lebensunterhalt verdiene er damit nicht.

Allerdings könnte das Start-Up in Zukunft auch ein Standbein für seine Tochter und Familie werden. Denn im Grunde genommen ist Black Forest Pen ein reiner Familienbetrieb.

Das Team hinter dem Familienbetrieb Black Forest Pen: Denis und Lydia Maier und Roland Müller (von links).
Das Team hinter dem Familienbetrieb Black Forest Pen: Denis und Lydia Maier und Roland Müller (von links). | Bild: Lisa Sperlich

Lydia und ihr Mann Denis Maier sind seit Anfang des Jahres mit an Bord. Während Denis Maier mit in der Werkstatt steht und die Maschinen betätigt, kümmert sich Lydia Maier um „alles Organisatorische“, wie sie selbst sagt.

In Zukunft soll mehr daraus werden

Bisher machen beide die Arbeit für Black Forest Pen neben ihren eigentlichen Jobs. „Wir schauen, wo die Reise hingeht“, sagt Denis Maier. „Aber wir setzen gerade viel daran, dass mehr draus werden kann.“

Dazu gehört auch, auf Handwerksmärkte und Messen zu gehen, um Kugelschreiber aus dem Schwarzwald an die Leute zu bringen. Bisher gibt es die Stifte nur online. Die Premiere hatte der Black Forest Pen auf der Südwest Messe in Villingen-Schwenningen. In Zukunft sollen weitere Messen oder auch Weihnachtsmärkte folgen.

Eine Sonderanfertigung mit dem Wappen von Unterkirnach.
Eine Sonderanfertigung mit dem Wappen von Unterkirnach. | Bild: Lisa Sperlich

Allerdings musste sich das Team bisher auch einige Kommentare anhören: „Warum Kugelschreiber? Man schreibt doch gar nicht mehr“ oder „Warum brauche ich so einen teuren Kugelschreiber, woanders kriege ich einen geschenkt?“ – das hätten sie schon öfter gehört, wie Denis Maier erzählt.

Keine Kugelschreiber vom Fließband

„Wenn bei uns jemand einen Kugelschreiber sieht, nimmt er ihn mit, weil er ihm gefällt, nicht weil er ihn braucht“, sagt Lydia Maier. Vater Roland vergleicht die Situationen mit teuren Uhren: „Eine zehn Euro Uhr zeigt genauso die Zeit an wie eine Rolex“, sagt er. „Es gibt also keinen rationalen Grund, sie zu kaufen.“

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Die Preise für die Black Forest Pen fangen bei 20 Euro an. Je nach Material kann der Kuli aus Titan zum Beispiel auch über 100 Euro kosten.

„Bei uns fallen die Kugelschreiber eben nicht vom Fließband“, sagt Lydia Maier. Dafür würden sie Wert auf Nachhaltigkeit und Regionalität legen.

Ein Produkt der Region

Durch die verwendete Materialien sollen die Black Forest Pen besonders langlebig sein. „Auch die Clips, an denen man gerne herumspielt, können quasi nicht kaputtgehen“, sagt Roland Müller.

In der Werkstatt durchlaufen die Kugelschreiber mehrere Maschinen und Arbeitsschritte. Hier wird der Schaft in einem Behältnis mit einer ...
In der Werkstatt durchlaufen die Kugelschreiber mehrere Maschinen und Arbeitsschritte. Hier wird der Schaft in einem Behältnis mit einer Mischung aus Walnussschalen poliert. | Bild: Lisa Sperlich

Die Metalle bezieht Roland Müller bei Lieferanten aus Tuttlingen und Trossingen. Fast der komplette Kugelschreiber entsteht in der Werkstatt in Unterkirnach. Lediglich die Federn und Minen kauft er hinzu.

Aber auch die stammen aus der Region. Die Minen zum Beispiel kaufe er bei einem Händler in St. Georgen. In den Stift passe aber jede Standardmine. „Das heißt, die Menschen können einfach in ein Schreibwarengeschäft gehen und sich Ersatzminen kaufen“, erklärt Tochter Lydia. So müssten keine kompletten Kulis mehr im Müll landen.