Sie erbeuteten Metall im Wert von bis zu einer Million Euro. Jetzt hat das Landgericht Rottweil vier Männer zu Haftstrafen verurteilt. Die Bande beging ihre Taten in der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg und auch deutschlandweit.

Dabei erbeuteten die Täter vor allem Kupfer, Messing und andere Metalle aus Firmengebäuden. Aber auch hochwertige Werkzeuge aus einer medizintechnischen Firma in Tuttlingen waren vor ihnen nicht sicher.

Überwacht von Polizei und Hehler

Insgesamt hatte die Beute einen Wert von über drei Millionen Euro, der Sachschaden war ebenfalls riesig, da die Männer an manchen Gebäuden die Wände aufschnitten, um die tonnenschwere Ware auf ihre gemieteten Transporter verladen zu können.

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Anschließend fuhren sie mit der Beute ins niederländische Venlo zu einem Hehler. Von ihren Auftraggebern wurden sie dabei durch je ein Fahrzeug vor und hinter ihnen bewacht.

Schon vier Monate vor ihrer Verhaftung wurden sie von der deutschen Polizei observiert. Die hatte die Männer schon im Dezember 2023 im Visier, hatten sie doch an den Tatorten zahlreiche Spuren hinterlassen, und auch ihre Handys wurden überwacht und geortet.

Geständnisse helfen der Justiz

Alle vier waren geständig, teils sogar noch vor Prozessbeginn, und das hielt ihnen das Gericht strafmildernd zugute. Denn dabei hätten sie auch Namen der Hintermänner genannt, so der Vorsitzende Richter Karlheinz Münzer.

Zwei der Angeklagten, links und rechts vorne sitzend, beratschlagen sich mit ihren Verteidigern.
Zwei der Angeklagten, links und rechts vorne sitzend, beratschlagen sich mit ihren Verteidigern. | Bild: Moni Marcel

Ihren Auftraggebern könne so nun teilweise ebenfalls der Prozess gemacht werden. Und die hätten weit höhere Strafen zu erwarten.

Die eigentlichen Diebe waren in der Organisation offenbar nur Handlanger. Von der millionenschweren Beute bekamen sie gemäß der klaren Rollenverteilung kaum etwas ab. „Das war ein richtiges Unternehmen“, sagte der Vorsitzende Richter.

So funktioniert die Arbeitsteilung

Der Älteste der Vier, der vor der Verhaftung mit Frau und zwei Töchtern im Ruhrgebiet lebte, mietete die Transporter an und fuhr sie auch.

Der Jüngste, 23 Jahre alt, war fürs Schleppen der Metallteile zuständig. Mit elf Schuljahren sei er auch der gebildetste der vier Täter, so Richter Münzer in seiner Urteilsbegründung.

Seine Intelligenz habe er aber nicht gerade sinnvoll eingesetzt, als er über Facebook auf das Jobangebot der Diebesbande aufmerksam wurde. Er habe sich rekrutieren lassen, um mit der Beute seine Familie zu ernähren.

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Armut treibt sie in die Kriminalität

Deutlich wurde der soziale Hintergrund, die große Armut im Heimatland und die geringe Chance auf einen ordentlich bezahlten Job. Einer der drei älteren Angeklagten besuchte nur zwei Jahre die Schule, kann weder lesen noch schreiben und arbeitete schon mit 14 Jahren auf Baustellen.

Drogen und Spielsucht kamen noch dazu. Der Älteste des Quartetts soll sogar die goldenen Ohrringe seiner Tochter verpfändet haben.

Tag der Urteilsverkündung im Landgericht Rottweil in der Verhandlung gegen eine Metalldiebe-Bande. Vorsitzender Richter ist Karlheinz ...
Tag der Urteilsverkündung im Landgericht Rottweil in der Verhandlung gegen eine Metalldiebe-Bande. Vorsitzender Richter ist Karlheinz Münzer (Mitte, vor der Tür). | Bild: Moni Marcel

Die Anwältin des Jüngsten der Angeklagten wies darauf hin, dass durch den EU-Beitritt des Landes zwar in jedem größeren Dorf nun Einkäufsmärkte deutscher oder französischer Unternehmen stünden. Für die Menschen gebe es dennoch keine Arbeit, weil die einheimischen Betriebe geschlossen seien.

Deshalb suchten viele Eltern Arbeit im Ausland, während die Kinder bestenfalls von den Großeltern aufgezogen würden – oder sogar alleine zurückblieben.

Diese Folgen hat das Urteil für die Familien

Die Angeklagten sitzen seit Februar 2024 in Untersuchungshaft. Laut Richter Münzer haben sie im Gefängnis aufgrund der Armut keinen Besuch bekommen. Die Familien könnten sich die Reise nicht leisten. Womöglich die schlimmere Form der Strafe für die Verurteilten.

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Sehr wahrscheinlich werden alle abgeschoben, wenn sie einen Teil der Haft verbüßt haben. Für die drei jüngeren Angeklagten ein Glücksfall, da sie so in die Nähe ihrer Familien kommen.

Für den Ältesten ist es hingegen ein Problem. Die Familie lebt ihm Ruhrgebiet, wo seine ältere Tochter eine Ausbildung zur Zahnarzthelferin macht. Nach Deutschland einreisen dürfte er dann aber für längere Zeit nicht.

Die bestohlenen Firmen übrigens, auch das zeigte sich im Lauf der Verhandlung, bekommen ihren Schaden meist von Versicherungen ersetzt. Die Dauer der verhängten Haftstrafen reicht von drei Jahren und zwei Monaten bis zu fünf Jahren und zehn Monaten. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.