Eine friedliche Veranstaltung sollte das Fuchsfallenfest am Wochenende werden. Und das war es auch – größtenteils. Wie erst jetzt bekannt wurde, sollen sich in der Nacht von Freitag auf Samstag unschöne Szenen abgespielt haben.
Die Staatsanwaltschaft Konstanz und der Staatsschutz der Kriminalpolizeidirektion Rottweil ermitteln wegen Volksverhetzung und des Verwendens von verfassungswidriger Kennzeichen. Einen zweiten Vorfall gab es am gleichen Wochenende in Tuttlingen.
Einen fremden- und verfassungsfeindlichen Vorfall schildert die Pressestelle des Polizeipräsidiums Konstanz in einer Mitteilung vom Mittwoch, 29. Mai: Nach derzeitigen Erkenntnissen spielte demnach ein DJ des Fests in der Nacht von Freitag auf Samstag, 25. Mai, das Partylied „L‘amour toujours“ von DJ Gigi D‘Agostino.
Daraufhin soll eine fünfköpfige Besuchergruppe rechtsextreme Liedtexte, „Deutschland den Deutschen, Ausländer raus!“, zur Melodie des Lieds gesungen haben. Zudem hätten Mitglieder der Gruppe nach Polizeiangaben mehrfach den Hitlergruß gezeigt. „Trotz mehrfacher Aufforderung eines couragierten Besuchers wiederholten mindestens drei Männer der Gruppe diese verfassungsfeindliche Gestik“, heißt es in der gemeinsame Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft Konstanz und des Polizeipräsidiums Konstanz- Kriminalpolizei.
Die Szene ist längst kein Einzelfall mehr. Vielmehr reiht sie sich in eine Reihe rassistischer und rechtsextremer Vorfälle ein: Gigi D‘Agostinos Partyhit hat es in den vergangenen Wochen und Monaten vor allem in den sozialen Medien, vermehrt aber auch darüber hinaus zu einiger Bekanntheit gebracht – Bekanntheit der schlechten Art. Vermehrt Jugendliche grölen den Liedtext, der nun auch beim Fuchsfallenfest zur Melodie des Lieds gesungen worden sein soll, mit.
Schon Anfang Mai soll es in Baden-Württemberg einen ähnlichen Fall gegeben haben. Bei der alljährlichen Maiwagen-Tour in Nagold (Kreis Calw) wurde ein Video aufgenommen, auf dem mehreren Medien zufolge Teilnehmer einer Gruppe rassistische Sprüche skandierten. Auch hierzu laufen Ermittlungen wegen Volksverhetzung. Für große Empörung sorgte in den vergangenen Tagen ein Video, das Besucher eines Lokals auf Sylt zeigt, die auf die Musik desselben Lieds „Ausländer raus“ und „Deutschland den Deutschen“ grölen.
Einen weiteren Fall gibt es in Tuttlingen
In Tuttlingen soll es in der Nacht auf Sonntag, 26. Mai, soll es Bar an der Jägerhofstraße zu einem verfassungsfeindlichen Vorfall gekommen sein. Wie Staatsanwaltschaft Rottweil und Polizeipräsidium Konstanz gemeinsam mitteilten, hätten kurz nach 2 Uhr mehrere Besucher der Bar das Partylied „L‘amour toujours“ von DJ Gigi D‘Agostino gesummt. Und das, ohne dass dieses Lied über eine Musikanlage abgespielt worden ist.
Nachdem die Gäste das Singen der Melodie beendet hatten, sollen nach derzeitigen Erkenntnissen mehrere unbekannte Barbesucher die Parolen „Sieg Heil“ und „Adolf ist geschmeidig“ gerufen haben.
Musikverein distanziert sich
Und nun in Rohrbach, inmitten des Fuchsfallenfests. Dessen Veranstalter, der Musikverein Rohrbach, distanziert sich ausdrücklich von dem Vorfall, wie Vorsitzender Tobias Grieshaber auf Anfrage unserer Redaktion betont. Er ist hörbar schockiert ob der Szenen, die sich am Freitagabend abgespielt haben sollen – und der Vereinsvorsitzende ist überrascht, als er von dem Vorfall erfährt. „Das höre ich zum ersten Mal“, versichert er am Mittwoch.
Auch von den Ermittlungen der Polizei wusste Grieshaber nach eigenen Angaben bislang nichts. Eigentlich sei das Fest mit seinen 700 bis 800 Beuschern friedlich verlaufen. Schlägereien oder ähnliches habe es nicht gegeben. Der Polizei wurde der Vorfall im Nachgang online gemeldet, wie Pressesprecherin Nicole Minge im Gespräch mit unserer Redaktion erklärt. Nun wurden Ermittlungen eingeleitet, die nach Polizeiangaben noch andauern. Bislang, sagt Minge, seien die mutmaßlichen Täter noch unbekannt.
Polizei sucht Zeugen und couragierten Festbesucher
„Die Polizei geht hierzu jedem Hinweis nach“, heißt es in der Mitteilung. Wer beim Fuchsfallenfest oder dem Vorfall in Tuttlingen entsprechende Beobachtungen gemacht hat oder Bilder, Videos oder Tonaufzeichnungen angefertigt hat, wird deshalb gebeten, sich unter Telefon 0741 4770 bei der Kriminalpolizeidirektion Rottweil oder unter E-Mail konstanz.pp@polizei.bwl.de zu melden. Zudem bittet die Polizei den couragierten Festbesucher, der versuchte, die Handlungen zu unterbinden, sich ebenfalls an die Kriminalpolizeidirektion Rottweil zu wenden.