Kaffee und Schokolade: für den einen ein Genussmittel, für den anderen ein Grundnahrungsmittel – die Preise für beide Lebensmittel sind in den letzten Monaten exorbitant gestiegen – unter anderem aufgrund von extremen Wetterlagen. Was die Produzenten schon lange beschäftigt, trifft jetzt – kurz vor Ostern – auch die Verbraucher. Wie gehen Produzenten und Kunden im Kreis damit um?
Zuckerbäckerin reduziert
Bereits vor den hohen Schokoladenpreisen hat sich die Villinger Zuckerbäckerin Heike Eckert dazu entschieden, als Schokoproduzentin kürzerzutreten. Zu wenig konnte sie ihre Tätigkeit mit dem vereinbaren, was sie lebt und glaubt. „Ich bin im Luxussektor unterwegs, selbst aber konsum- und luxuskritisch geworden“, sagt sie.
Seit 2006 produziert Eckert Osterhasen aus Schokolade in der heimischen Backstube. Die Preise für die Langohren hat sie in diesem Jahr neu berechnet. Und verlangt nun sechs Euro pro 100 Gramm Schokohase. „Das ist jetzt eine Art Test“, sagt Eckert. „Ich muss schauen, wie ich am Ende rauskomme“, sagt sie.

Fast der dreifache Preis
Ihr Endergebnis hängt auch von den Kosten für das Rohprodukt ab. „Die Preise für Schokolade sind doppelt so hoch wie früher„, sagt Eckert. Die erste Explosion sei zur Coronazeit gewesen. Schon da hätte sie die Preise eigentlich erhöhen müssen. Damals habe sie das Kilogramm Schokolade 6,50 Euro gekostet. Nun hat sie zuletzt 16,50 Euro dafür zahlen müssen.
Konditorin ist im Zweispalt
„Jetzt im Nebengewerbe habe ich die Preise an die Realität angepasst“, sagt Eckert. Sie verwendet für ihre Schokohasen zwar hochwertige belgische Schokolade, fair sei diese jedoch nicht. „Das ist ein Zwiespalt für mich zwischen „will ich was verkaufen oder gehe ich meinen ethischen Werten nach“?“, sagt sie. Der Ökologie und den Schokobauern zuliebe würde sie gerne mehr Bio- und Fairtrade-Schokolade verarbeiten.
Luxusprodukt Schokolade?
„Ich bin der Meinung, dass Schokolade als Luxusgut angesehen werden sollte“, sagt Eckert. Und Luxusgüter seien eben nicht so erschwinglich. Am Beispiel der Dubai-Schokolade habe man ja gesehen, was die Menschen bereit seien, für eine Tafel Schokolade zu zahlen, argumentiert die Konditorin, die als Verkäuferin bei der Bäckerei Beha in Villingen ein weiteres Standbein hat.

Niedriger Lohn für teures Produkt
Zudem gebe es eine Diskrepanz dazwischen, dass sie im Niedriglohnsektor arbeite und Luxus verkaufe. Die Preissteigerung der Schokolade habe diesen Widerspruch verschärft. „Gerade in der Osterzeit meinen die Kunden, dass wir uns eine goldene Nase mit den Schokohasen verdienen müssen, aber dem ist nicht so“, stellt Eckert klar.
Vierfacher Schokopreis
In der Schwarzwälder Genusswerkstatt von Dagmar Holzer und Oliver Bittlingmaier in St. Georgen sind die gestiegenen Preise für Schokolade zumindest bei den Herstellern angekommen. „Der Preis war mal vierfach so hoch wie vor einem Jahr, gerade ist er etwa dreimal so hoch“, erklärt Holzer.
Sie schätzt, dass es die nächsten zwei bis drei Jahre noch starke Schwankungen im Preis geben werde. Bis die Betriebe, deren Kakaobaumbestände aktuell von einem Pilz befallen seien und gerodet werden mussten, wieder aufgebaut seien. „Den ursprünglichen Preis wird es nie wieder geben“, prognostiziert Holzer, „es wird sich aber einpendeln.“
Alte Verträge sind ihr Glück
Ihre Kunden würden von den höheren Preisen noch wenig mitbekommen, sagt Holzer. Die Preise für Pralinen, Trüffel und ausgefallenen Schokoladenkreationen habe sie, wenn, dann nur geringfügig erhöht. Dafür nehme sie auch geringere Gewinne in Kauf.
„Schokolade soll nicht zu einem extremen Luxusartikel werden, den sich nur bestimmte Personen leisten können“, sagt sie. Ihr Glück: Sie habe aktuell noch Verträge mit Lieferanten, die preislich gebunden seien. Spannend werde es für sie, wenn diese ausliefen. „Wir haben Corona überlebt, wir werden auch die Schokokrise überleben“, sagt die Konditorin jedoch optimistisch.
Auch der Kaffee wird teurer
Von gestiegenen Preisen kann auch Jürgen Schulz ein Lied singen. Er betreibt seit 25 Jahren in Villingen die Rösterei der Kaffeemacher. 4,47 Euro hat er vor einem Jahr für das Kilo Rohkaffee Brasil Santos, seiner beliebtesten Sorte, gezahlt. Bei 9,27 Euro liegt der Preis aktuell, davon muss Schulz noch 15 bis 20 Prozent Verlust durch die Röstung einkalkulieren. Damit kostet ihn das Kilo eher knapp über 11 Euro. Eine Steigerung, die er so an seine Kunden nicht weitergeben kann und möchte.
Erhöhung um drei Euro
„Bei den gestiegenen Rohpreisen ist kein einziger Hersteller bereit, das komplett an die Kunden weiterzugeben, obwohl er das müsste“, sagt Schulz. Er versuche daher, realistische Preise zu kalkulieren.
So habe er im Oktober einen Euro pro Kilo auf den Kaffeepreis aufgeschlagen. „Um Weihnachten hätte ich eigentlich ebenfalls erhöhen müssen, weil die Preise so gestiegen sind, aber da hatte ich ein schlechtes Gewissen, das zu tun“, sagt er.
Stattdessen hat er Mitte Januar die Preise nochmals um zwei Euro erhöht. „Laut meinem Steuerberater ist das noch viel zu wenig“, sagt Schulz. Die Kosten und den Nachteil durch die hohen Kaffeepreise trägt also erst einmal der Unternehmer.
Kunden zeigen Verständnis
Eine weitere Problematik: „Man bekommt nicht mehr alles“, sagt Schulz. Im Februar etwa habe sein Lieferant keinen Kaffee liefern können. „Die Nachfrage ist trotzdem da“, sagt Schulz. „Die Leute geben lieber Geld aus für was Gutes“, sagt er.
Beim Großteil seiner Kunden stoße die Preiserhöhung auf Verständnis: Lediglich ein Kunde habe sich beschwert, so Schulz. „Ich setze den Preis lieber höher, als die Qualität zu mindern“, so der Kaffeemacher.

Neu kaufen oder altes reparieren?
Trotz allem muss Schulz die Gewinneinbußen einkalkulieren: „Wir nagen nicht am Hungertuch, aber schauen jetzt genauer hin, was wir ausgeben“, sagt er. Etwa, ob es unbedingt eine neue Kaffeemühle sein müsse, oder ob man die alte noch reparieren könne.
Auch seine Kundschaft lobt Schulz hier: Wenn sie etwa die alte Verpackung wieder mitbringen und den neuen Kaffee darin einfüllen lassen. Oder gleich Mehrwegbehälter mitbringen. Kleine Dinge, die jedoch auch Kosten sparen und zudem die Umwelt schonen.