Wer ist Wladimir Putin? Was passiert in der Ukraine? Und warum sind so viele Menschen zur Flucht gezwungen und kommen auch im Schwarzwald-Baar-Kreis an? Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine beschäftigt nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder und Jugendliche. Und die bringen ihre Fragen, ihre Ängste und Sorgen auch mit in die Schule. Der SÜDKURIER hat mit Schulleitern über den Umgang mit dem Thema in der Schule gesprochen.
Klosterringschule Villingen
„Bei uns wird mit dem Thema sehr sensibel umgegangen“, sagt Ursula Kühn. Sie ist die Schulleiterin der Klosterring-Grundschule in Villingen. Der Grund: „Wir haben viele Kinder aus Syrien. Einige von ihnen haben selbst Eltern bei Bombenangriffen verloren. Die sind alle schwerst traumatisiert und wir wollen verhindern, dass alte Wunden wieder aufgerissen werden.“
Man habe sich daher innerhalb der Schule auch dafür entschieden, „keinen Stuhlkreis“ zu machen, sondern den Kindern anzubieten, ganz individuell über den Krieg zu sprechen: „Manche Kinder wollen darüber sprechen. Andere aber nicht. Wenn Gesprächsbedarf besteht, übernimmt das in der Regel der Klassenlehrer“, so Kühn weiter.
Es gebe an der Schule auch russisch stämmige Schüler: „Wir müssen prinzipiell aufpassen, dass sich die Kinder nicht gegenseitig anfeinden. Für ein Politikum ist bei uns kein Platz. Der Tenor bei uns ist Frieden“, sagt die Schulleiterin weiter. Sie wisse aber, das das Thema auch weiterhin aktuell bleiben werde. Kühn: „Wir erwarten bald ein Kind, das aus der Ukraine geflohen ist. Und ich gehe davon aus, dass noch weitere kommen werden.“
Aus der Erfahrung mit den syrischen Kindern wisse Kühn, dass die Kontaktaufnahme mit Heranwachsenden aus Kriegsgebieten sehr schwer sein kann. Es gebe Kinder, die niemanden an sich heranlassen. Andere wiederum hätten mit Aggressionen zu kämpfen. Kühn: „Klar ist aber: Wir haben Platz und wir werden jedem Kind die Hilfe geben, die es braucht.“
Realschule St. Georgen
Auch an der St. Georgener Realschule ist der Krieg sichtbar. Bereits sieben Kinder aus der Ukraine besuchen die Schule mittlerweile. „Wir behandeln das Thema nicht nur in den Politik nahen Fächern, sondern auch in Religion, Ethik oder auch Deutsch“, sagt Rektor Hubert Ilka.

Die Kinder, fährt er fort, hätten einen großen Bedarf über den Krieg zu sprechen. Oft seien es Kommentare, die sie in ihren Familien aufgeschnappt haben und die dann den Gesprächsanlass in der Schule bieten. Ilka: „Wichtig ist es, den Kindern ein Ventil zu bieten. Manche Kinder sind verunsichert oder ängstlich. Es ist erstaunlich, wie sie sich mit Nuklear -oder Überschallwaffen auskennen. Und manche stellen eine Verknüpfung zu den oftmals jungen Soldaten, die kämpfen müssen her.“
„Unsere Aufgabe es ist, die russisch sprechenden Kinder und die ukrainischen Kinder zu schützen.“Hubert Ilka, Schulleiter
Inhaltlich versuche man den Kindern zu vermitteln, dass es unterschiedliche Meinungen geben kann. Es sei ein schmaler Grad für die Lehrer. „Wir machen aber deutlich, dass wir den Angriffskrieg und das Leid für die Menschen klar verurteilen“, so der Rektor weiter. Einen Keil zwischen Kinder und deren Eltern, sollten diese eine andere Sicht auf die Dinge haben, werde man aber unter keinen Umständen treiben.
Eine weitere wichtige Aufgabe sieht Ilka aktuell darin den Kindern klar zu machen, dass es einen Unterschied zwischen der russischen Führung und russischen Menschen gibt: „Wir haben russisch sprechende Kinder, die von ihren Eltern aus Angst vor Diskriminierung angewiesen wurden, auf der Straße nicht Russisch zu sprechen. Unsere Aufgabe es ist, die russisch sprechenden Kinder und die ukrainischen Kinder zu schützen.“
Und das klappe bislang gut. In der St. Georgener Realschule gebe es russisch sprechende Kinder, die den neu angekommenen Ukrainern helfen und für diese übersetzen.
Zinzendorfschulen
„Nach den Fastnachtsferien war klar, dass der Krieg ein Thema sein wird“, sagt Erdmuthe Terno, die Leiterin der Zinzendorfschulen in Königsfeld. Sie stellt fest, dass das Thema bei den Schülern unterschiedlich aufgenommen wird: „Ältere Schüler wollen häufiger diskutieren und Hintergründe erfahren. Das Thema wird dann im Geschichtsunterricht behandelt. In Gemeinschaftskunde geht es dann darum, welche politische Situation vorherrscht“, so Terno weiter.
Es gebe aber auch Kinder, die Ängste und Sorgen haben. Allen habe die Schule Gesprächsangebote gemacht, die auch angenommen werden. Die Schule nutzt aber auch beispielsweise den Kunstunterricht. Dort können die Lernenden ihre Eindrücke und Gefühle zum Krieg ganz anders verarbeiten. Wichtig sei es aber auch, den Kindern Pausen zu geben, in denen sie nicht mit Krieg und Leid konfrontiert sind.
„Wir haben auch Schüler mit russischem Hintergrund. Uns ist dabei sehr wichtig, dass untereinander Frieden herrscht. Und das ist uns bislang gut gelungen“, sagt die Schulleiterin. Um diesem Wunsch noch mehr Ausdruck zu verleihen, wurde ein Friedensgebet an der christlich geprägten Schule eingerichtet. Das findet immer montags in der Mittagspause statt.