VS baut eine neue Kindertagesstätte. Die Platzierung der Einrichtung hat auch eine besondere, soziale Funktion. Mit der Eröffnung soll ein idyllisches und traditionsreiches Stück des Oberzentrums endlich befriedet werden – Kampf den Kiffern und Gammlern.

Diese Geschichte beginnt beim Schwenninger Mauthepark. Er ist seit den siebziger Jahren wieder der Öffentlichkeit zugänglich, nachdem er Jahrzehnte Teil des Gartens der gleichnamigen Uhrenfabrik war. Die Öffnung hat dem schönen Stück Schwenningen nicht unbedingt gut getan.

So idyllisch ist der Schwenninger Mauthepark im Herbst: Links der Springbrunnen, der in den Sommermonaten auch immer wieder als ...
So idyllisch ist der Schwenninger Mauthepark im Herbst: Links der Springbrunnen, der in den Sommermonaten auch immer wieder als Kinder-Attraktion dient. | Bild: Naiemi, Sabine

Was für ein Jammer: Den Mittelpunkt des Parks bildet eine Wasserfontäne, umgeben von Sitzbänken. Zur Sommerzeit baden dort auch Kinder. Zudem gibt es auf dem rund einen Hektar großen Gelände einen Kinderspielplatz, Wiesenfläche für Ballspiele und Sitzbänke zum Verweilen.

So sieht es die Polizei

Waren die Sitzbänke der Problem-Beschleuniger? Jörg-Dieter Kluge hat jahrelang auf dem Schwenninger Revier der Polizei gearbeitet. Er weiß, der Mauthepark war in der jüngeren Stadtgeschichte ein Ort, bei dem nicht nur die städtische Polizei genauer hinsehen musste. Kluge ist heute einer der Sprecher des Polizeipräsidiums. Er blättert noch einmal zurück. Ein besonderer Kriminalitätsschwerpunkt ist das Gelände zwischen Kirch-, Kronen- und Egelstraße heute nicht mehr.

Bei der Schwenninger Kulturnacht ist der Mauthepark eine von mehreren Spielbühnen für Bands – und stets dicht besucht wie hier 2016.
Bei der Schwenninger Kulturnacht ist der Mauthepark eine von mehreren Spielbühnen für Bands – und stets dicht besucht wie hier 2016. | Bild: Roland Sigwart

Früher hing es hier hoch her: Illegale Lagerfeuer-Nächte in der Nähe der Bierakademie sind heute noch in Erinnerung der Schwenninger. Wer heute durch den Park streift, findet vormittags mehrere besetzte Bänke. Ausschließlich Männer mit Rücksäcken und Flaschen in der Hand wärmen sich hier in der Morgensonne. Abseits liegt einer auf der Wiese und schläft ungeachtet des Morgentaus.

Lieber doch einen Umweg in Kauf nehmen?

Instinktiv machen viele Bürger einen Bogen um den kleinen Park. Das liegt an der schmuddeligen Historie des Abschnitts. Prägend bis heute sind Erlebnisse, wie dieses: In den Nachmittags- und Abendsstunden entwickelt sich der Ort vor allem um die Jahrtausendwende zum Szenetreff für Drogensüchtige und Wohnsitzlose. Silberne Löffel, Spritzennadeln und andere Utensilien mussten morgens zur Seite geräumt werden – und nachmittags nach der Schule sonnten sich die Mütter mit ihren Kindern dann lieber doch woanders.

Am Rande Mautheparks zur Bürkstraße (im Bild oben) baut Villingen-Schwenningen eine neue Kindertagesstätte für fünf Gruppen. Das Projekt ...
Am Rande Mautheparks zur Bürkstraße (im Bild oben) baut Villingen-Schwenningen eine neue Kindertagesstätte für fünf Gruppen. Das Projekt soll auf das Wiesengelände eine besondere Ausstrahlung haben. | Bild: Hans-Jürgen Götz

Härtere Polizeiarbeit und eine Verlagerung der Szene beruhigten den Stadtabschnitt etwas. Das Image aber blieb: Lieber nicht zum Spielen in den Mauthepark – Glasscherben von nächtlichen Gelagen drohen hier trotz aller Aufräum-Versuche der Stadt bis heute.

Diese Idee soll alles ändern

Der stolze Schwenninger Zentrums-Park könnte nun endlich all diese Erinnerungen hinter sich lassen. Der Gemeinderat hat sich Ende 2021 und Anfang 2022 zum Bau einer neuen Kindertagesstätte an der Bürkstraße 1 entschlossen. Dieses Vorgehen darf nicht nur eindimensional betrachtet werden. Die neue Kita wird fünfgruppig angelegt, Stadt-Architekt Dieter Kleinhans entwickelt den Bau in seiner Abteilung und führt das Projekt bis heute entschlossen durch jeden kommunalpolitischen Tiefausläufer.

Der Mauthepark in Schwenningen. Oben in der Mitte der Standort der neuen Kita am Parkrand.
Der Mauthepark in Schwenningen. Oben in der Mitte der Standort der neuen Kita am Parkrand. | Bild: Hans-Jürgen Götz

Nicht unumstritten war beispielsweise zunächst der Standort. Letztendlich gelang es aber, eine Mehrheit in den Gremien zu finden. Der Charme des Plans geht so: Schwenningens marode Kita Wilhelmspflege wird durch den Neubau ersetzt. Dieser Gebäude wiederum wird am oberen Rand des Mautheparks zur Bürkstraße angesiedelt. Dort, an der Nummer eins, soll der Neubau in den Park ausstrahlen.

Familien rein, Kiffer raus

Klares Ziel ist es, endlich das Gelände des Parks zu sozialisieren. Mütter mit Kinderwagen sollen hier dominieren. Der Schwenninger Nachwuchs soll auf dem Bobbycar die unliebsamen Gäste gar nicht erst zum Bleiben animieren.

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Familien rein, Kiffer raus. Erwirkt werden soll dieser Effekt auch mit der geschickten Ausdehnung eines Kita-eigenen Spielplatzes, der zusätzlich in das Park-Gelände ausstrahlen soll.

Jetzt werden Details debattiert

Wie so oft im Oberzentrum, sind noch ein paar Details zu klären. Erhebliche Unruhe gab es zuletzt über den Autoverkehr im Park. Um ein Detail gab es ganz knapp noch keine eskalierte Debatte. Die zentrale Knackpunkt-Frage im Gemeinderat lautet: Darf, soll, muss die Stadtverwaltung für Kita-Beschäftgte elf Stellplätze direkt auf dem Gelände des Neubaus anlegen.

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Nein, winken die Grünen jeden diesbezüglichen Anlauf ab und verweisen aufs Fahrrad oder auf umliegende Parkhäuser, wenn die Erzieher dennoch sich die Autofahrt nicht verwehren lassen wollen. Ja, sagt die Stadtverwaltung, ein Stellplatz am Arbeitsort sei bei der Personalsuche essentiell.

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Grünen-Sprecher von Mirbach, der die Stellplätze an der Kita „überhaupt nicht einsehen will“ musste sich allerdings im Rat auch fragen lassen, was sein Alternativvorschlag an Folgekosten verursachen würde. Elf Stellplätze im Parkhaus anmieten kostet die Stadtverwaltung im Jahr eine Stange Geld, kam als Hinweis etwa von SPD-Rat Nicola Schurr.

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Die Parkplatz-Debatte wird das große Projekt nicht mehr entgleisen lassen. Das Fauchen und Zerren im Rat und seinen Gremien jedoch ist noch nicht zu Ende. Dahinter steckt letztlich die Frage, wie viel Relevanz dem Autoverkehr noch bei politischen Entscheidungen zugestanden werden soll. Dieses Fingerhakeln ist noch nicht entschieden.