Ob ein Gespräch mit dem Dalai Lama, ob der sicherlich zweifelhafte Genuss von Maden und rohem Fleisch oder eine Einbaumfahrt in Papua-Neuguinea – der Dokumentarfilmer Hermann Schlenker hat nicht nur die entlegensten Länder dieser Erde besucht, sondern sich besonders mit den Menschen dort intensiv auseinandergesetzt. Im Alter von knapp 90 Jahren schloss der gebürtige Schwenninger, der zuletzt in Königsfeld lebte, nun für immer seine Augen.
Viele hingen an seinen Lippen
Sein Markenzeichen war die Authentizität, mit der er die Menschen und ihre Lebensumstände auf Zelluloid bannte. Noch heute gelten diese Filme als bahnbrechend und werden im Weltkulturenmuseum in Frankfurt/Main sicher verwahrt. In ungezählten Vorträgen verstand es der Weltenbummler, sein Wissen weiterzugeben. Wer ihn hören durfte, hing förmlich an seinen Lippen.

Aufgewachsen in Schwenningen, absolvierte er auf Wunsch seiner Eltern eine Feinmechaniker- und Uhrmacherlehre, doch schon bald faszinierte ihn die Welt der Fotografie. Galt sein Interesse zunächst den Tierfilmen, traten die Menschen in fernen Ländern bald in den Vordergrund. „Meine Ziele suchte ich dort, wo zuvor noch kein Fotograf war“, hatte Schlenker einst bei einem Vortrag gesagt.
Er arbeitete nah an den Menschen
Dabei entwickelte er einen Forschungsstil, der es ihm ermöglichte, ganz nahe an den Menschen und ihren Gebräuchen zu sein. Hierbei galt es zunächst das Vertrauen zu gewinnen, kamen diese doch in der Regel erstmals in ihrem Leben mit den technischen Gerätschaften wie Foto- oder Filmapparaten in Berührung.

Schon bei seiner ersten großen, anderthalbjährigen Expedition in den Hindukusch bemerkte Hermann Schlenker, dass es in den 1960er-Jahren höchste Zeit wurde das Leben der vom Verschwinden bedrohten Völker dokumentarisch für die Nachwelt zu erhalten. Das Institut für Wissenschaftlichen Film (IWF) in Göttingen hatte ihn ebenso wie die International Film Foundation (IFF) in New York mit der Erstellung von Unterrichtsfilmen beauftragt.
Der Erfolg dieser Filme rief auch zahlreiche Fernsehanstalten in aller Welt auf den Plan.