In den Ställen der Eichhöfe 5 in Hüfingen geht es den 50 Rindern gut. Die Tiere haben jederzeit die Möglichkeit, ins Freie zu gehen. Doch das ist nicht überall so und erst recht kein weltweiter Standard.
In Supermärkten sind viele Lebensmittel importiert, allen voran Gemüse und Fleisch. Mit dem geplanten Handelsabkommen der EU mit dem südamerikanischen Wirtschaftsblock Mercosur könnten die Zahlen weiter steigen – und die regionale Landwirtschaft zurückgedrängt werden. Das zumindest befürchtet auch der Badische Landwirtschaftliche Hauptverband (BLHV), allen voran Thomas Meyer, Geschäftsführer der Geschäftsstelle Donaueschingen.
Unfaire Wettbewerbsbedingungen
„Man sieht es auch, die Tiere fühlen sich wohl“, sagt Thomas Meyer beim Pressetermin am 2. Dezember, an dem dezentrale Protestaktionen des BLHV stattfanden, in seinem Stall.
Das liege an den hohen Standards, die in Deutschland eingehalten werden müssten. Diese seien in anderen Ländern nicht gegeben, allen voran aber den Mercosur-Ländern: Argentinien, Brasilien, Bolivien, Paraguay und Uruguay.
Zu den Standards gehört nicht nur die Unterbringung der Tiere. „Auch alles andere, das Düngerecht und Baurecht, entspricht den deutschen Standards“, zählt Thomas Meyer auf.
Johannes Schwörer (BLHV) ergänzt, dass die Anforderungen an die Tierhaltung immer höher werden. Daher sei Thomas Meyer, aber auch viele andere Landwirte bemüht, bei den Anforderungen mitzugehen. Aber hohe Standards verursachten auch hohe Kosten.
„Wenn man jetzt das Mercosur-Abkommen sieht, können diese Länder einfach nicht bei unseren Produktionsbedingungen mithalten“, sagt Thomas Meyer. Und ein Interesse südamerikanischer Landwirte, die deutschen Standards zu übernehmen, sieht Uwe Münzer (BLHV) nicht.
Deshalb werde mehr günstiges Rindfleisch in die EU gelangen. „Das wird die einheimische Produktion verdrängen“, ist sich der Geschäftsführer sicher.
Gefährdung der Standards
Zwar verlange die Gesellschaft eben diese hohen Standards, dennoch stehe das Freihandelsabkommen kurz vor der Unterzeichnung und Ratifizierung.
Die Mitglieder des BLHV empfinden die Entwicklungen als gegensätzlich. Deshalb seien die Landwirte bereits in Wartestellung, um, wenn nötig, erneut durch Proteste wie Anfang 2024 auf ihre Sorgen aufmerksam zu machen.

In den Mercosur-Ländern dürften beispielsweise Hormone eingesetzt werden, um das Wachstum der Tiere zu beschleunigen, was in der EU nicht erlaubt so – so ein Kritikpunkt. Soja und Mais würden zu Lasten des Regenwaldes angebaut, der abgeholzt werde, kritisiert Thomas Meyer. „Wir machen Tür und Tor auf für den Konkurrenten“, findet Hans-Jürgen Riesle (BLHV).
Regionalität stärken
„Wir sind nicht gegen das Freihandelsabkommen, das braucht man ja auch“, betont Thomas Meyer. „Aber es kann nicht zu Lasten der Landwirtschaft sein.“
Daher müsse es vergleichbare Wettbewerbsbedingungen geben, sind sich die Kreisverbandsmitglieder einig. Denn die kurzen Wege stehen für regionale Produkte. Aber durch das Mercosur-Abkommen würden Transportwege länger, zeigt Thomas Meyer auf.
Daher wünscht sich der BLHV mehr Bewusstsein und Wertschätzung. Sowohl für die Landwirtschaft als auch für regionale Produkte. Denn regional einzukaufen bedeutet für Johannes Schwörer auch Lebensqualität. „Der Verbraucher entscheidet jeden Tag, wie es weitergeht“, sagt Hans-Jürgen Riesle.