Niesen, Kopfschmerzen und Schlappheit – eigentlich allesamt Begriffe, die eher in den kälteren und düsteren Wintermonaten zu verorten sind. Allerdings können diese Symptome auch im Sommer auftreten. Und das tun sie aktuell auch.

Umgangssprachlich ist hier von der Sommergrippe die Rede. Mit einer Grippe, also der Influenza, hat das allerdings nichts zu tun, erklärt der Villinger Internist Michael Luft. „Im Vergleich zu dem, was in Herbst und Winter aufschlägt, ist das quasi eine Bagatelle.“

Dennoch, so sagt er, sei die aktuelle Sommergrippe stärker wie normal zu dieser Zeit: „Zu den Symptomen zählt hier kein Fieber, sondern Kopfschmerzen, niesen, Schlappheit. Auch Husten ist nicht im Vordergrund.“ In der Praxis sei das durchaus spürbar, aber weniger ein Problem: „Viele sind aktuell im Urlaub und lassen sich deswegen nicht krank schreiben“, sagt Luft. Auch gebe es derzeit viele Fälle von Magen-Darm-Infektionen.

Der Villinger Hausarzt Michael Luft, fotografiert im Dezember 2022.
Der Villinger Hausarzt Michael Luft, fotografiert im Dezember 2022. | Bild: Marlene Hermann

Das habe nichts mit Corona zu tun, viele Leute testen sich aber selbst. Davon jedoch alle negativ, bis auf einen Fall. Die Corona-Schutzmaßnahmen sind zwar verschwunden, das Virus sei jedoch noch da, appelliert Luft.

Mangelnde Sorgfalt

Wie die Sommergrippe es schafft, trotz fehlender Nässe und Kälte zu grassieren? „Die Krankheit bekommt man durch eine Ansteckung über einen Infizierten“, erklärt Luft. Dabei gebe es – besonders im Sommer – eine mangelnde Sorgfalt: „Die Kranken bleiben nicht Zuhause, gehen auf Veranstaltungen und Treffen – und stecken dort weitere Leute an. Es gibt kein Bewusstsein mehr.“

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Verursacht werde die Sommergrippe durch verschiedene andere Viren, etwa Adenoviren, „und unterscheidet sich von der echten Grippe (Influenza) dadurch, dass man dagegen nicht impfen kann, der Verlauf meist milder ist und man außer viel Flüssigkeit, Ibuprofen und Schlaf nicht viel mehr dagegen tun kann und auch muss“, sagt Kardiologe Dirk Hildebrandt von der Blumberger Gemeinschaftspraxis Scherzinger-Humbach. Vereinzelt mischen sich auch Patienten mit Corona noch unter, aber auch mit harmlosen Verlauf.

Abzutrennen sei auch die Streptokokkenangina, die mit starken Halsschmerzen, eitrigen Belägen auf den Mandeln und oft schwerem Krankheitsgefühl einhergeht und antibiotisch behandelt werden muss, auch um Folgeerkrankungen an Herz und Gelenken zu vermeiden.

„Alle Erkrankungen sind hoch ansteckend, deshalb bitte nur mit FFP 2-Maske in den öffentlichen Raum, insbesondere Praxen und Apotheken kommen“, sagt Hildebrandt.
Streptokokkenangina sei gefühlt im April und Mai sehr häufig gewesen, aktuell seien es eher die Virusinfekte.

Dirk Hildebrandt von der Blumberger Gemeinschaftspraxis Scherzinger und Humbach.
Dirk Hildebrandt von der Blumberger Gemeinschaftspraxis Scherzinger und Humbach. | Bild: Simon, Guy

Die Auswirkungen der Krankheit sind am Schwarzwald-Baar-Klinikum indes nicht spürbar: „Wir merken davon nichts, bei uns gibt es da keine Besonderheiten“, sagt Sandra Adams, Pressesprecherin des Schwarzwald-Baar-Klinikums. „Das wird eher bei den niedergelassenen Ärzten auftauchen.“ Und bei den Apotheken.

In den vergangenen Wochen sei das bemerkbar gewesen, „allerdings nicht so auffällig wie vergangenes Jahr“, sagt Apotheker Valon Tolaj von der Donaueschinger Rathaus- und Sonnenapotheke. Die Sommergrippe sei in jedem Fall regelmäßig ein Thema. Einen kausalen Therapie-Ansatz habe man hier nicht: „Es geht darum, die Symptome einzudämmen, sich ausruhen, viel zu trinken.“ Die Krankheit sei meist unkompliziert mit gängigen Symptomen.

Valon Tolaj ist Apotheker in der Rathaus- und Sonnenapotheke.
Valon Tolaj ist Apotheker in der Rathaus- und Sonnenapotheke. | Bild: Valon Tolaj

Die Gründe seien laut Tolaj im Sommer „multi-faktorell. Es gibt große Temperatur-Unterschiede, vielleicht hat jemand bei wechselhaftem Wetter nicht die passende Kleidung getragen. Oder es gibt im Urlaub veränderte Routinen. Es lässt sich nicht genau festlegen.“

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Sei man verschwitzt und kühle aus, dann werde von Viren ausgenutzt, dass das Immunsystem ins Wackeln geraten sei. „Übermäßiger Sonnen-Genuss hat auch damit zu tun, wie auch Verspannungen durch das Lüften bei hohen Temperaturen“, sagt Tolaj. Solche Probleme muskulärer Art häufen sich, wenn das Wetter umschwenke.

„Man muss die Leute dafür sensibilisieren, nicht zu kalt zu trinken, die Klima-Anlage nicht zu kalt einzustellen – und auf die Hygiene zu achten. Nur weil die Sonne scheint, muss man sich trotzdem die Hände waschen.“