Wenn ich groß bin, dann habe ich einen Reiterhof. Das soll Leni Held schon als Kind immer gesagt haben. „Ich dachte dann immer: Ja, ja, warten wir mal ab“, erklärt ihre Mutter Andrea Held.
Heute ist Leni 18 Jahre alt und hat eben das Abitur am Fürstenberg-Gymnasium bestanden. Einen Hof zu führen, das ist allerdings immer noch der Wunsch. Seit jeher war es das. Und es soll nun auch in die Tat umgesetzt werden. Sehr zur Freude von Vater Robert Held, der den Hof auf den Immenhöfen mit seiner Frau Andrea aktuell nebenberuflich führt.
Im Oktober geht es für Leni Held nach Nürtingen, sie wird dort Agrarwirtschaft studieren. Dann lernt sie alles über Bodenkunde, Physik, Pflanzenanbau, Technologie- und Düngetechnik. Und ein bisschen Reiterhof ist dann auch noch dabei, zwei Pferden stehen bei Helds auf der Koppel.
In der Schule stieß Leni Held auf viel Skepsis, wenn sie ihren Berufswunsch äußerte: „Die Klassenkameraden haben dann gefragt, warum ich mir so etwas antun will. Arbeit rund um die Uhr, Abhängigkeit vom Wetter. Den ganzen Tag in irgendeinem Amt im Büro sitzen und jeden Tag dasselbe tun – das wär allerdings mein Albtraum.“
Mit der Landwirtschaft infiziert
Die 18-Jährige hat schon immer auf dem Dorf gewohnt und hatte viele Berührungspunkte mit der Landwirtschaft. Als sie dann schließlich auf die Immenhöfe zieht, „da wurde ich voll von dem Virus infiziert.“ Sie packt mit an – und kennt sich aus.
„Das frühe Aufstehen stört mich nicht“, erklärt sie. Und was ihr noch an der Landwirtschaft gefällt: „Jeden Abend sieht man, was den Tag über gemacht wurde. Man hat Bewegung, viel frische Luft und einen Bezug zur Natur – ein Fitnessstudio braucht man nicht.“
Etwa ab der achten Klasse wird für Leni Held dann auch klar: Sie würde gerne den Hof der Eltern irgendwann übernehmen und weiterführen. Dann jedoch nicht im Nebenerwerb, wie es die Eltern tun: „Ich sehe, was das von meine Eltern abverlangt. Deshalb habe ich mir gesagt: Wenn ich einen Betrieb führe, dann will ich davon auch leben können.“
Einstieg in die Direktvermarktung
Wichtig ist ihr dabei vor allem Regionalität: „Ich will, dass man das schätzt, was vor Ort produziert wird.“ Regionalität sei leider noch nicht das Kaufkriterium Nummer eins für den Verbraucher, das würde sie gerne ändern. Daher will sie auf dem Hof in die Direktvermarktung einsteigen – und zwar mit Kartoffeln. Die ersten Pflanzen wachsen bereits in die Höhe.

„Wir haben noch eine etwas größere Gartenhütte, die soll vorne an der Straße aufgestellt werden“, beschreibt Leni Held. Sie soll video-überwacht sein und die Kartoffeln vom Hof sollen dort zu bekommen sein. Das Ganze wird auch schon konkret: „Im Herbst soll es mit dem Verkauf losgehen.“
Die Hütte muss noch entstehen, das Equipment ist schon parat. Wo sich manch andere zum 18. Geburtstag den Führerschein oder eine Urlaubsreise wünschen, gab es für Leni Held einen Kartoffelvollernter, der jetzt in der Maschinenhalle auf seinen Einsatz wartet.
Berufsberatung eigentlich sinnlos
In der Schulzeit gab es auch einen Besuch bei der Berufsberatung des Arbeitsamtes: „Für mich war das eigentlich unnötig – für mich war ja alles klar.“ Von ihren Lehrern „hätten nicht viele Gift genommen, dass ich das mache.“ Etwas später dann, in der Kursstufe der höheren Klassen wurde klar: „Oh, sie macht das doch.“ Und einige Lehrer sichern dann auch zu, „dass sie bei mir kaufen wollen“.
Robert Held ist mit der Landwirtschaft groß geworden, „mein Mann ist extrem froh, dass jemand weitermacht. Die Nachfolge war bislang nicht gesichert.“ Glücklicherweise sei Leni immer mehr in der Werkstatt unterwegs gewesen, als in der Küche.

Auf dem eigenen Grundstück darf auch mit dem Traktor schon gefahren werden, am Lenkrad saß Leni Held da auch schon mal im Alter von zehn Jahren: „Angst hatte ich da nie wirklich. Mein Vater hat es mir gezeigt und gesagt, was ich wie machen muss.“ Respekt hat sie allerdings noch von dem großen Mähdrescher: „Wenn da etwas falsch eingestellt ist, macht man viel kaputt.“
Jetzt liegt der Fokus auf den Kartoffeln, die ab Herbst vor dem Hof zu bekommen sein sollen. Drei Sorten soll es dann geben: Granola, Annabelle und Nicola. „Granola ist eine alte Sorte, die gut dasteht“, erklärt Leni Held. Ihr sei wichtig, Schwarzwälder Sorten zu erhalten.