Es war Fasnachtszeit, kurz nach dem achten Geburtstag der Zwillingsmädchen Tamia und Maria, als Familie Kaden im Februar 2020 eine Diagnose erhält, die ihnen erst einmal die Füße unterm Boden wegzieht.
Tamia hat Leukämie. Das Wort Blutkrebs möchte Mutter Daniela ganz lange nicht in den Mund nehmen, wie sie sich erinnert. Jetzt, mehr als drei Jahre später, ist die Familie zur Reha in der Nachsorgeklinik in Tannheim.
Tamia hatte damals immer wieder leichtes Fieber, ein rötliches Gesicht und verschiedene Schwellungen. Das seien die Ringelröteln, eine typische Kinderkrankheit, nahm der Arzt zunächst an. Keiner vermutete etwas Ernstes.
Mit der Diagnose Leukämie bricht die Welt zusammen
Als sich die Symptome aber nicht besserten, wurden weitere Untersuchungen veranlasst. Blutuntersuchungen und eine Punktion des Knochenmarks brachten die Diagnose: Leukämie. „Da bricht erst einmal eine Welt zusammen. Man hat trotzdem keine Ahnung, was auf einen zukommt“, sagt Daniela Kaden.

Auch Maria kann sich noch gut an den Tag erinnern. „Ich kam von der Schule nach Hause als Papa, Sophia und mein Bruder Jaron weinend auf dem Sofa saßen“, erzählt sie. Mit dem Begriff Leukämie konnte sie allerdings zunächst nichts anfangen. Die Tragweite dieser Diagnose war ihr damals nicht bewusst. Anders bei der großen Schwester, der ältesten des Geschwisterquartetts. Sophia sei sich schnell bewusst gewesen, wovon die Rede ist, erinnert sich Vater Matthias Kaden.
Ganz schnell begann für Tamia die Chemotherapie. Weil es im nahen Chemnitz nicht genügend Kapazität gab, wurde die Familie dafür an das 90 Kilometer entfernte Klinikum in Dresden überwiesen.
90 Kilometer, die ganz lange zum regelmäßigen Weg für die Familie werden sollten.
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Eine Woche nach der Diagnose bricht Corona aus
Dass nur eine Woche nach der Diagnose die Pandemie die Welt in einen Ausnahmezustand stürzte, machte das ungleich schwerer. „Angst und Unsicherheit in der Gesellschaft und auch die Ungewissheit unter den Ärzten, was Corona für die Erkrankung von Tamia und anderen Patienten bedeuten würde, waren für uns schwerer zusätzlicher Ballast“, erinnert sich Daniela Kaden an diese Zeit.
Unverzüglich begann man mit der Chemobehandlung von Tamia. „Ich war deshalb sehr oft müde und mir war schlecht“, blickt sie zurück. An den ersten Tag, als ihr die Haare ausfielen, kann sie sich nicht mehr erinnern, nur daran wie ihr ein Pfleger mit ihrem Einverständnis schließlich die Haare abrasierte. Bald fiel ihr auch das Laufen schwer. Sie war auf einen Rollstuhl angewiesen. Zusätzlich verursachte die Behandlung mit Cortison psychische Probleme.
„Weil die Krankheit ja rechtzeitig erkannt wurde, sind wir davon ausgegangen, dass die Chemo ein Jahr dauern würde“, erzählt Daniela Kaden weiter. „Wie wir später erfuhren, zählte Tamia aber aufgrund ihrer Zellstruktur, zu den Hochrisikopatienten.“
Tamia muss zwei Jahre Chemotherapie ertragen
Das bedeutete insgesamt 1,5 Jahre Chemotherapie mittels Infusionen über einen Katheter. Erst anschließend konnte die Chemo ein weiteres halbes Jahr zuhause mit Tabletten fortgesetzt werden.
Im Anschluss an diese für die ganze Familie sehr belastende Zeit, war eigentlich im Juni 2022 eine Familienreha in der Nachsorgeklinik Tannheim geplant. Doch am Tag vor der Abreise stellte sich heraus, dass sich mehrere Familienmitglieder eine Grippeinfektion eingefangen hatten. Die dringend notwendige Reha musste deshalb zunächst wieder abgesagt werden. „Das war der Wurm drin in dieser Zeit“, sagt Matthias Kaden rückblickend.

Mittlerweile war Familie Kaden kurz davor, den Gedanken an eine Reha aufzugeben. So leicht lässt sie sich aus vielfältigen Gründen, den notwendigen detaillierten Genehmigungen nicht verschieben.
Letztendlich tat sich jetzt dann aber doch noch die Möglichkeit auf, zu fünft zur Familienreha in die Wunschklinik nach Tannheim zu kommen. Einzig Sophia, die große Schwester, musste aufgrund ihrer Abiturvorbereitungen verzichten.
Von der Reha in Tannheim ist Familie Kaden begeistert. „Wir haben schnell festgestellt, dass es hier viel gibt, was die Kasse nicht bezahlt“, sagt der Vater. Das fange bei vermeintlichen Kleinigkeiten wie der wunderschönen Weihnachtsdekoration an, reiche aber, viel wichtiger, über die perfekte Organisation der Rehazeit bis hin zu den Angeboten des Klinikgeländes, der durchdachten Struktur des Gebäudes und der großen Freundlichkeit der Mitarbeiter.
„Wir können hier alles mit Hausschuhen erreichen, ohne nach draußen zu müssen“, führt er beispielsweise auf. Für die Kinder sei viel geboten. Die Mädels fühlen sich im Schlupfloch mit ihren neuen Freunden wohl. Jaron ist seit sechs Jahren begeisterter Schlagzeuger. Er darf ein in Tannheim vorhandenes Schlagzeug frei nutzen. Maria ist oft im Schwimmbad.
Auch das Programm, das zusätzlich angeboten wird, begeistert die Familie. Sei es der Weihnachtsmarkt oder die Fahrt zum Europapark. Das alles trage dazu bei, sich hier wohlzufühlen, zur Ruhe zu kommen und über die Therapien hinaus, Erlebtes verarbeiten zu können, ergänzt die Mutter.
Dass sich Matthias Kaden gleich zu Beginn der Reha einer Wurzelbehandlung unterziehen musste, dass sich Tamia beim Spielen im Schnee den Arm gebrochen hat und jetzt mit Gipsarm unterwegs ist und dass sich zu guter Letzt auch noch mehrere Familienmitglieder während der Reha eine Magen-Darm-Grippe einfingen, schmälert die Begeisterung nicht. Auch der Umgang der Klinik mit diesen besonderen Herausforderungen zeige, wie sehr man hier für die Patienten da sei, sind sich die Fünf gewiss.
„Wir spüren hier ganz viel Leidenschaft und Liebe. Hier will man uns etwas Gutes tun. Von der Freundlichkeit und der Herzlichkeit aller Mitarbeiter sind wir ganz besonders angetan“, so Daniela Kaden dankbar.