Seit über einer Woche legt ein Cyberangriff die digitale Infrastruktur der Hochschule Furtwangen (HFU) lahm. Nun teilt die Bildungseinrichtung weitere Einzelheiten mit. Auch wenn Hintergründe und genaue Ausmaße des Angriffs weiterhin unklar sind, soll der Start in das Wintersemester wie geplant stattfinden.

Nicht alle Daten zu retten

„Nach ersten Erkenntnissen wurden Daten verschlüsselt oder gelöscht“, teilt die HFU auf ihrer neu eingerichteten Webseite mit. Welche Art von Daten betroffen sei, könne aktuell allerdings noch nicht gesagt werden, erklärt HFU-Pressesprecherin Anja Bieber auf Anfrage.

Auch das genaue Ausmaß des Schadens liegt nach wie vor im Dunkeln. „Wir müssen leider davon ausgehen, dass nicht alles wiederhergestellt werden kann. Wir rechnen damit, dass wir in allen Bereichen der HFU Daten zum Teil auch ganz neu erstellen müssen.“ Auf die Frage, ob die Hacker Forderungen an die Hochschule gestellt haben, gibt Bieber mit Blick auf die polizeilichen Ermittlungen keine Auskunft.

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Nicht betroffen seien allerdings Informationen wie Noten oder Buchungsvorgänge von Seminaren, was etwa eine Woche vor Vorlesungsbeginn des Wintersemesters die Organisation nicht zusätzlich erschwere.

Einschränkungen halten wohl noch Wochen an

Noch ist nicht geklärt, auf welchem Wege der Cyberangriff auf die Hochschule verübt werden konnte. „Als Hochschule für Informatik sind unsere Sicherheitssysteme selbstverständlich auf neustem Stand gewesen. Wir warten unsere Systeme sehr sorgfältig und scannen ständig auf mögliche Gefahren. In der IT-Branche ist man sich der Gefahr bewusst, dass sich die Cyberkriminalität ständig neue Methoden für Cyberangriffe einfallen lässt“, erklärt Christoph Reich, Professor und Rektoratsbeauftragter für Informationssicherheit.

Laut Pressesprecherin Anja Bieber müsse die Hochschule „mit einem Zeitraum von mehreren Wochen rechnen müssen, bis wieder alles ...
Laut Pressesprecherin Anja Bieber müsse die Hochschule „mit einem Zeitraum von mehreren Wochen rechnen müssen, bis wieder alles vollumfänglich funktionsfähig ist“. | Bild: Corinna Caruso/HFU

Trotz aller Sicherheitsmaßnahmen werde der Vorfall die HFU laut Bieber noch einige Zeit beschäftigen. „Aus den Erfahrungen von anderen Hochschulen, die Opfer eines Cyberangriffs wurden, wissen wir, dass wir wohl mit einem Zeitraum von mehreren Wochen rechnen müssen, bis wieder alles vollumfänglich funktionsfähig ist.“

Systeme müssen neu aufgebaut werden

Als erste Reaktion auf den Angriff nahm die HFU alle Systeme vom Netz. Daher war auch die E-Mail-Kommunikation für einige Tage gestört. Inzwischen hat die Hochschule eine neue Webseite eingerichtet. „Ab dem heutigen Montag sind alle unsere Mitarbeiter auch wieder über neue Adressen per E-Mail erreichbar“, kündigt Rektor Rolf Schofer an.

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„Wir möchten nun mit aller Sorgfalt unsere Systeme ganz neu aufbauen“, erklärt Pressesprecherin Bieber die nächsten Schritte. Zeitgleich ermittelt auch die Polizei. Die HFU hatte das Landeskriminalamt sowie die Cybersicherheitsagentur Baden-Württemberg hinzugezogen.

Semester soll wie geplant starten

Der Start in das Wintersemester Anfang Oktober wird indes wie geplant stattfinden. „Die Störung hindert uns nicht daran, den Lehrbetrieb ganz normal aufzunehmen“, sagt Rektor Schofer. „In einigen Studiengängen, wie zum Beispiel bei Hebammenwissenschaft, haben die Vorlesungen bereits begonnen. Auch in allen anderen Studienfächern werden unsere Studierenden wie gewohnt ins Semester starten.“ Auch die Lernplattform der HFU soll zum Vorlesungsbeginn wieder verfügbar sein.

Mitarbeiter werden aufgefordert, ihre dienstlichen IT-Geräte auszuschalten und ausgeschaltet zu lassen. „Bitte ändern Sie als Vorsichtsmaßnahme Ihre Passwörter“, heißt es auf der HFU-Webseite. Auch für Studenten und Bewerber gibt es einiges zu bedenken. Die HFU warnt unter anderem vor gefälschten Webseiten: „Nach unseren Informationen kann es im Zusammenhang mit Cyberangriffen im Nachgang dazu kommen, dass gefälschte Webseiten online gestellt werden mit dem Ziel, Daten von Betroffenen zu erschleichen.“