„Sind wir zu ruhig?“, fragt sich Dieter Rautschek und zuckt ratlos die Schultern. Wir – damit meint er alle, die mit Pellets heizen. Der 69-jährige Mönchweiler fühlt sich vergessen. Von den Medien. Von der Politik. „Überall liest man von den Erhöhungen der Gas– und Ölpreise“, erläutert der Rentner. „Aber wie sieht es bei den Pellets aus?“
Kosten haben sich vervierfacht
Eine rhetorische Frage. Denn Rautschek weiß nur zu gut, wie es bei den Pelletspreisen aussieht. Er weiß, dass er 2020, als er und seine Frau von einer Öl- auf eine Pelletheizung umgestiegen sind, 187 Euro für eine Tonne Pellets gezahlt hat. Jetzt seien es rund 800 Euro.
Für ein Jahr braucht Rautschek vier Tonnen. Was er sich seit dem Frühjahr fragt: Warum die Preisexplosion? Er kann es nicht nachvollziehen. Natürlich sei da der Krieg in der Ukraine und die Nachfrage nach regenerativen Brennstoffen sicher angestiegen, aber, Rautschek schüttelt den Kopf, warum eine Vervierfachung der Kosten?

Ein Blick auf die aktuellen Zahlen bestätigt Dieter Rautscheks Aussage: Laut dem Deutschen Pelletinstitut (DEPI) liegt der bundesweite Pelletspreis im September bei 763,76 Euro pro Tonne. Im Jahr zuvor lag er für die gleiche Menge bei 236,67 Euro.
Das sind die Gründe
Das DEPI nennt drei Gründe für den enormen Preisanstieg: Zum einen gebe es eine „sprunghaft erhöhte Nachfrage nach Pelletheizungen“, die unter anderem an den hohen Gas- und Ölpreisen liege. Zum anderen werde von vielen Pelletsnutzern eine größere Menge des Brennmaterials bestellt als eigentlich notwendig. Und zuletzt seien die Kosten für die Herstellung und Lieferung der Pellets aufgrund hoher Strom- und Spritpreise gestiegen.

Anna Katharina Sievers, Kommunikationsleitung vom Deutschen Energieholz -und Pellet-Verband (DEPV) geht davon aus, „dass sich die Lage langsam wieder entspannt, wenn die Lager von Bestandskunden gefüllt sind.“ Dafür gebe es bereits erste Anzeichen. Außerdem appelliert sie an die Pelletsheizer „nur bei tatsächlichem Bedarf Pellets zu bestellen“.
„Zehn Paletten im Keller bringen doch nichts.“Tanja Bürsner, Heizungsbauunternehmen
Vom „Klopapier-Phänomen“ spricht Tanja Bürsner vom gleichnamigen Familienbetrieb in Immendingen-Mauenheim. Sie arbeitet in der Verwaltung des Sanitär- und Heizungsbauunternehmens. Auch sie erlebt, dass Kunden mehr bestellen als eigentlich nötig. Sie kann diese „Hamsterei“ nicht verstehen.
„Zehn Paletten im Keller bringen doch nichts“, ärgert sie sich. Würden diese feucht werden, seien sie unbrauchbar. Sie selbst könne für ihren Betrieb keine Lieferprobleme feststellen. „Wir bekommen nach wie vor 15 bis 20 Tonnen in der Woche“, sagt Bürsner. Die Pellets seien im Moment allerdings nur für Stammkunden des Betriebs reserviert.
Zweifel an Nachhaltigkeit
Geschäftsführer Michael Bürsner schätzt, dass im Moment drei Millionen Tonnen Pellets auf dem deutschen Markt fehlen. „Die Produktion kommt nicht mehr nach. Das ist ein riesen Problem“, sagt er. Außerdem ärgert Bürsner noch etwas anderes: die immense Förderung vonseiten des Staats für den Einbau von Pelletheizungen. Die Folge: „Im Moment werden Heizungen rausgeschmissen, die noch zehn Jahre gehalten hätten. Das hat doch nichts mit Nachhaltigkeit zu tun.“
Zurück ins Wohnzimmer nach Mönchweiler. Bereut Dieter Rautschek seine Entscheidung, auf Pellets umgestiegen zu sein? „Nein“, sagt er. „Mit der Heizung bin ich mehr als zufrieden.“ Auch bei ihm wurde der Einbau mit 45 Prozent vom Staat bezuschusst. Und dann ist da natürlich noch das Argument, dass es sich bei Pellets um ein umweltfreundliches Heizmaterial handelt – was ihn ebenfalls überzeugt hat.
Das einzige, überlegt Rautschek, was er jetzt anders machen würde: eine Heizung einzubauen, die mit Pellets und Holz betrieben werden könnte. Dann damit, da ist er sich sicher, wäre es nun wesentlich günstiger für ihn.