Das Glück von Sarah Oesterle liegt auf dem Sofa und schnurrt. Doch begreifen kann Oesterle es immer noch nicht: Dass Minu, ihre Katze, die vor dreieinhalb Jahren verschwand und die sie für tot gehalten hatte, nun doch lebt. Und dass sie wie früher durch ihre Wohnung streift, ihr auf Schritt und Tritt folgt. „Manchmal denke ich, ich träume“, sagt sie. „Sie ist uns damals schon immer hinterhergelaufen. Wie eine treue Seele.“
Damals war Minu aber auch ein Freigänger und sei mehrere Tage draußen unterwegs gewesen. Und damals, vor dreieinhalb Jahren, war Sarah Oesterle gerade am Umziehen. Aus beruflichen Gründen von Dauchingen in die Schweiz. Für einen Monat hatte sie zwei Wohnungen. Und weil die neue noch renoviert werden musste, blieb Minu erst einmal in Dauchingen. „Mein Freund hat in dieser Zeit nach ihr geschaut, ob sie da ist und oder etwas braucht.“
Als Sarah Osterle die Katze schließlich holen wollte und mit ihrem Auto in die Einfahrt zur alten Wohnung einbog, als sie ausstieg und Richtung Garten lief, sei sie gleich beunruhigt gewesen. „Das war so gar nicht Minu, sie ist immer angerannt gekommen, wenn sie das Auto gehört hat.“ Weil die Katze auch Tage – und Wochen – später nicht nach Hause kam, startete Osterle eine Suchaktion. Überall in Dauchingen hatte sie Plakate und Zettel aufgehängt und Minu beim Tierschutzregister Tasso als vermisst gemeldet.
„Ich musste aber wieder in die Schweiz“, sagt sie. Für Sarah Oesterle war das ein schmerzhafter Moment. „Minu hatte ich damals schon zwölf Jahre. Sie ist zu mir gekommen, als sie noch ganz klein war.“ Ein Katzenbaby, das sie großzog. Das längst zur Familie gehörte. Umso trauriger, als sie in einer Facebook-Gruppe bald ein Foto entdeckte. Eine überfahrene Tigerkatze mit weißer Schnauze. So wie Minu. Und nicht weit von ihrer alten Wohnung entfernt. Und obwohl ihr Freund, der vor Ort war, die überfahrene Katze nicht mehr fand, ging sie davon aus, dass Minu tot war.
Vor einem Monat dann die überraschende Wende. Sarah Oesterle, die mittlerweile wieder im Schwarzwald lebt, hat plötzlich eine Mail von Tasso im Postfach. Eine Familie in Schwenningen hatte dem Tierschutzverein eine streunende Katze gemeldet. Ehrenamtliche Helfer hatten sie eingefangen und den Chip der registrierten Katze ausgelesen. „Das war ein komisches, schönes Gefühl“, sagt Osterle. „Ich bin sofort losgegangen und habe alles besorgt, was Minu braucht.“ Die Katze wieder nach Hause zu holen, sei selbstverständlich gewesen – auch wenn sich ihre Wohnsituation verändert habe und Oesterle Minu vorerst als Wohnungskatze halten muss.
Wie schmerzlich es ist, wenn das eigene Tier verschwindet, weiß Natascha Schneider vom Tierschutzverein. Grundsätzlich könne das Verschwinden der Vierbeiner ganz unterschiedliche Ursachen haben, sagt sie. Schließlich gehen Katzen gern auf Streifzüge. „Oft werden sie aber von anderen Personen wiedergefunden.“
Das hat Schneider kürzlich sogar zweimal hintereinander erlebt. Mit Minu. Und mit einem Kater, der nach langjähriger Streunerschaft im Februar in Blumberg wieder aufgetaucht war. Als der Kater durch etwas Zuwendung und vieles Füttern zutraulicher geworden sei, habe man auch hier den Chip ausgelesen und den Kater mit einer Familie in Gutmadingen wieder vereint.
Haustierkennzeichnung
Die Geschichte der beiden Katzen zeige, wie wichtig es sei, Tiere, die im eigenen Garten auftauchen, nicht einfach zu füttern – sondern auch nachzusehen, ob das Tier vermisst werde. „Eine Chipauslesung beim Tierarzt, dem Kreistierheim oder dem Tierschutzverein ist übrigens kostenlos.“ Ebenso wichtig sei es: „Dass man als Halter seine Tiere registriert.“ Das erhöhe die Chance, sie auch im Falle des Entlaufens wiederzufinden. (dab)