Mit schwacher Stimme sprach Papst Franziskus am Ostersonntag, 20. April, zum letzten Mal öffentlich. Er spendete den Segen Urbi et Orbi (Der Stadt und dem Erdkreis). Wenige Stunden später verstarb er. In den Gemeinden der Region löst die Nachricht Betroffenheit, Dankbarkeit und Nachdenken aus.
Menschennähe beeindruckt den Dekan
„Der Tod des Papstes bedeutet für mich, dass ich jemanden verloren habe, der mir gerade in den letzten Jahren ziemlich nahe gestanden ist. Von seiner Art, Papst zu sein und der Theologie, von der Menschennähe. Das hat mich schon beeindruckt“, sagt Josef Fischer, Dekan Seelsorgeteam.
Der Tod habe ihn überrascht, sagt er. Beim österlichen Segen, Urbi et Orbi, sei Papst Franziskus zwar schon schwach gewesen. „Aber irgendwie habe ich doch gehofft, er würde sich nochmal erholen.“
Gottesdienste in Gedenken an Papst Franziskus
Die Gottesdienste in der Osterwoche finden in Gedenken an Franziskus statt. Und auch in Dankbarkeit, so Josef Fischer.
Im Münster gibt es ein Bild des Papstes Franziskus, gemeinsam mit einem Zitat und Opferkerzen. „Alles entsteht, um in einem ewigen Frühling zu erblühen“, steht dort. Es sei ein Ort, um zu verweilen, zu beten und an ihn zu denken.
Papst setzte Samen für seinen Nachfolger
„Was ich besonders fand, ist, dass er nicht so sehr gebaut, verändert und Neues gemacht hat, sondern dass er unermüdlich gepflanzt und gesät hat.“ Die Samen müssten nun wachsen, sagt Josef Fischer. So habe der Papst die Kirche eher von innen heraus verändert. „Auf eine Art und Weise, die man jetzt noch nicht ganz so wahrnimmt.“
„Er hat in der Kirche manche Härten gelöst, er hat viel stärker die Barmherzigkeit Gottes betont und weniger juristisch gedacht als seine Vorgänger“, erzählt der Dekan. Der Papst habe menschlicher und pastoraler gedacht. „Der einzelne Mensch war für ihn ganz klar im Mittelpunkt des Handelns.“
„Nach einem erfüllten Leben hat er eigentlich einen schönen Moment gehabt, um zu sterben“, sagt der Dekan. Denn der Papst begann sein Pontifikat mit den Worten „Guten Abend“ und der Segen sowie das „Frohe Ostern“ waren seine letzten Worte in der Öffentlichkeit. „Schöner kann es ja eigentlich nicht sein. Dafür bin ich auch dankbar.“
Diakon erlebte eine ungewöhnliche Papstwahl
Rupert Kubon, Diakon der Seelsorgeeinheit Villingen, erlebte die Papstwahl in einem Exerzitienhaus: „Es kamen damals alle möglichen Leute vom Rundfunk in dieses Exerzitienhaus und alles schwieg. Das war schon etwas ungewöhnlich.“ Aber so habe er ein sehr persönliches Erlebnis, das er mit der Papstwahl verbinde.
Viele Menschen, auch in den Gemeinden, hätten den Eindruck gehabt, dass der Papst in seinen Reformen nicht weit genug ging, sagt der Diakon. „Ich habe das nicht ganz so empfunden.“ Er habe ihn als Brückenbauer erlebt. „Ich erhoffe mir ein Weitergehen in diese Richtung. Ich bin sehr gespannt, wer da jetzt gewählt wird“, sagt Rupert Kubon.
Rücksicht auf andere Kulturen innerhalb der Kirche
Papst Franziskus habe großes Interesse daran gehabt, die Ortskirchen in ihrer Verantwortung zu stärken. Genau das sieht Rupert Kubon als Grundlage für weitere Veränderungen. „Wir haben zwar eine katholische Kirche, aber es wird nie gleiche Geschwindigkeiten geben. Es gibt ganz andere Kulturen und Traditionen“, erzählt der Diakon. Aber es müsse auch möglich sein, Rücksicht zu nehmen auf kulturelle Besonderheiten. „Und da hat er wichtige Schritte in diese Richtung unternommen.“
„Man sagt auch, dass ein Mensch so stirbt, wie er gelebt hat.“ Dass Papst Franziskus vor seinem Tod noch den Segen spendete, findet Rupert Kubon beeindruckend.
Mehr Veränderung in der Kirche erhofft
Der Tod dieses Papstes bedeutet Claudia Dinser bisher am meisten. Sie ist Mitglied im Gemeindeteam St. Konrad. Weil er schon krank war, hält sie es für gut, dass der Papst nun sterben durfte. Dass sein Tod an Ostern war und er den Segen noch sprechen konnte, sei schon ein großer Zufall. „Aber manchmal ist es auch normal, dass sich der Körper so lange aufrechterhält und dann nicht mehr kann.“
„Ich hab mir eigentlich ein bisschen mehr erhofft, aber der Apparat im Vatikan hat ihm natürlich das Leben auch schwer gemacht“, sagt sie. Und sie denkt, dass sich auch mit dem nächsten Papst nicht viel verändern werde. „Dass die Kirche offener wird, Richtung Ökumene, Zölibat und in Richtung Frauen“, würde sich Claudia Dinser wünschen.
Einsatz für Umwelt und gegen den Klimwandel
Dennoch habe der Papst auch viel bewirkt. „Er ging auf die Umwelt ein und darauf, dass man mehr aufpassen muss“, sagt Claudia Dinser. „Toll war natürlich auch, dass er sich auf die Ebene der armen und einfachen Leute gestellt hat. Und dass er einfach gelebt hat, ich glaube, das ist schon der richtige Weg für dieses Amt.“
Ziele im Großen und Ganzen erreicht
„Er war ein alter Mann“, sagt Dietmar Schwörer. Und insofern sei sein Tod einfach menschlich. Schwörer ist einer der stellvertretenden Vorsitzenden des Pfarrgemeinderat der Seelsorgeeinheit Donaueschingen. Versöhnlich sei, dass er seine Ziele im Großen und Ganzen erreicht habe. Prägend sei sein Einsatz für die Armen und Kranken gewesen. „Und seine Barmherzigkeit war immer wieder beeindruckend.“
Die Amtszeit des aus Argentinien stammenden Pontifex habe einen Wandel gebracht. In diesen Jahren sei das Verknöcherte aufgebrochen worden. „Der Aufbruch war schon markant“, stellt Schwörer fest. Jetzt hofft der 65-jährige Wolterdinger auf einen Papst, der diese Entwicklung fortsetzt. Zudem müsse die Stellung der Frau in der Kirche ausgeweitet werden. „Für viele Katholiken ist das sehr wichtig. Das Männerbild muss sich verändern.“
Sehr persönlicher Tod nach Ostersegen
Juliane Mayer, Vorsitzende des Pfarrgemeinderats der Seelsorgeeinheit auf der Baar, war im Augenblick der Todesnachricht traurig. Nach den Fernsehbildern am Vortag sei das schon sehr plötzlich gewesen. Umgekehrt sei der Papst einfach sehr alt gewesen.

Ob sein Pontifikat die Kirche hier beeinflusst habe? „Rom ist so weit weg“, so die Geschäftsführerin der Bräunlinger Spedition Mayer. Nein, eher nicht. Prägend, ja magisch seien dagegen seine Auftritte gewesen: egal mit Kindern, Kranken oder Strafgefangenen. Auch seine Art fand ich richtig gut.
Ein Papst zum Anfassen
Franziskus sei ein Papst zum Anfassen gewesen. Hoffentlich werde der Nachfolger auch so nahbar sein und keiner, „der da sein Ding abspult“. Und wohin soll sich die katholische Kirche entwickeln? Man müsse zwischen Deutschland und der Weltkirche unterscheiden, so Mayer.

In Deutschland gäbe es ganz andere Erwartungen, etwa die Einbindung der Frauen in die Kirchenarbeit. Wünschenswert wäre, dass die beiden Entwicklungsgeschwindigkeiten zusammenpassen, so die 60 Jahre alte Bräunlingerin. Ein Zukunftsprojekt sei die Schaffung der neuen Großpfarreien ab 2026.
Zuwendung zu anderen Religionen und Konfessionen
Harald Weh, stellvertretender Vorsitzender des Pfarrgemeinderats der Seelsorgeeinheit auf der Baar, hat mit dem Tod von Franziskus wegen dessen schwerer Krankheit insgeheim gerechnet. „Das ist sehr schade, denn er war sehr offen.“ Schade sei aber auch, dass er nicht alles hatte bewegen können, was er eigentlich wollte.

Prägend für Franziskus‘ Pontifikat sei die Zuwendung zu anderen Religionen und Konfessionen gewesen. Dabei habe Franziskus immer einen Ausgleich gesucht. Vor Ort aber sei der Einfluss von Franziskus nicht sehr groß gewesen. Mit einer positiven Ausnahme: Er habe erlaubt, dass wiederverheiratete Geschiedene zur Kommunion gehen dürfen. „Insofern ging sein Einfluss auch bis zu uns runter“, meint der 74-jährige Hüfinger, der im Gemeinderat als Bürgermeisterstellvertreter fungiert.
Keineswegs sollte der neue Papst Schritte zurück machen. Er solle das Werk von Franziskus weiterführen, einem Papst, von dem seine herzliche, offene Art im Gedächtnis bleiben werde.