Im Frühjahr 2024 ging es Schlag auf Schlag: Binnen weniger Wochen wurde bekannt, dass im Villinger Continental-Werk 80 Stellen abgebaut werden sollen. Und dass der niederländische Mutterkonzern der Firma Kendrion plant, die Sparte Automotive an die US-Firma Solero Technologies LLC zu verkaufen.

Thomas Bleile, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Villingen-Schwenningen.
Thomas Bleile, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Villingen-Schwenningen. | Bild: Beate Kaltenegger

„Die Gespräche mit der Arbeitgeberseite laufen ganz gut“, gibt Thomas Bleile, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Villingen-Schwenningen, ein Update.

Am Dienstag, 23. Juli, sei man bei Kendrion zuletzt miteinander im Gespräch gewesen. Aktuell werde versucht, für den Übergang der Ausgliederung ein Eckpunktepapier zu vereinbaren.

Zwei Unternehmen arbeiten künftig unter einem Dach

Denn: Die 180 betroffenen Mitarbeiter der verkauften Sparte Automotive werden nach aktuellem Stand weiterhin im gleichen Haus arbeiten wie bisher – aber eben unter neuer Flagge. „Diese Gespräche sind natürlich zäh, weil beide Seiten für sich das Beste erreichen wollen. Aber sie laufen gut“, schildert der Gewerkschafter.

Die Firma Kendrion hat ihre Automotive-Sparte verkauft. 180 der 440 Mitarbeiter sind davon betroffen.
Die Firma Kendrion hat ihre Automotive-Sparte verkauft. 180 der 440 Mitarbeiter sind davon betroffen. | Bild: Göbel, Nathalie

Eine Kernfrage ist, ob die künftigen Solero-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter im Tarif verbleiben. Ebenso, ob bereits geltende Kendrion-Betriebsvereinbarungen auch weiterhin ihre Gültigkeit haben, was für die Mitarbeiter gewisse Vorteile habe, so Bleile.

Die Beschäftigten von Kendrion und Solero würden weiterhin im gleichen Haus arbeiten. Hier zwei verschiedene Regelungen innerhalb eines Gebäudes zu haben, sei schwierig: Eine Zweiklassen-Gesellschaft will die Gewerkschaft verhindern.

Ein erster, wichtiger Schritt

„Die Arbeitgeberseite von Kendrion hat uns eine Tarifbindung und die Übernahme sämtlicher Betriebsvereinbarungen für das neue Unternehmen in Aussicht gestellt. Das ist ein erster wichtiger Schritt, bedeutet aber nicht, dass wir schon am Ziel wären. Zumindest ebnet es den Weg, weiter im Gespräch zu bleiben“, so Bleile.

Die Betriebsratswahl: Eine komplizierte Angelegenheit

Noch nicht final geklärt ist auch die Frage nach einem Betriebsrat für die Solero-Mannschaft. Denkbar sei ein Übergangsmandat des bisherigen Betriebsrats, sagt Thomas Bleile, weil die Betriebsstätte die gleiche bleibe.

Der aktuelle Betriebsrat könne dann für die neue Firma eine Betriebsratswahl einleiten. „Ein kompliziertes Verfahren, da ist alles noch im Gespräch.“

Im Continental-Werk in Villingen sollen 80 Stellen wegfallen.
Im Continental-Werk in Villingen sollen 80 Stellen wegfallen. | Bild: Göbel, Nathalie

Und bei Conti? Hier gestalten sich die Gespräche schwieriger, da auf Konzernebene verhandelt werde, berichtet Thomas Bleile. Angenähert habe man sich mit der Konzernspitze in Hannover, was die Rahmenvereinbarungen zur Zukunft des Konzerns angehe.

Ein Gefühl der Unsicherheit

Ziel sei es, bei den Beschäftigten damit ein gewisses Maß an Sicherheit im Hinblick auf die zukünftige Ausrichtung des Konzerns zu erzeugen, so Bleile.

In den vergangenen Jahren habe bei Continental viel Unruhe geherrscht: „Umstrukturierung, Stellenabbau, ein Freiwilligenprogramm, dann wieder zurück: Das hat nicht gerade dazu beigetragen, dass die Beschäftigten das Gefühl hatten, einen sicheren Arbeitsplatz zu haben.“

Die Frage, wie es weitergeht

Im Villinger Conti-Werk werden 80 Stellen in der Verwaltung abgebaut. An diesem Plan habe sich auch nach wie vor nichts geändert. Die Frage sei nach wie vor, wie es für die betroffenen Beschäftigten weitergehe.