Mit Spannung blicken die Mitarbeiter des Continental-Werks in Villingen in die Zukunft. Am 12. März beschloss der Aufsichtsrat des Reifenherstellers und Autozulieferers aus Hannover, seine komplette Autozulieferersparte mit weltweit rund 100.000 Mitarbeitern auszugliedern. Betroffen davon ist auch der Standort Villingen mit seinen annähernd 1400 Beschäftigten.
Im September, so beschloss der Konzern-Aufsichtsrat, soll der wirtschaftlich schwächelnde Automotive-Bereich als eigenes Unternehmen und mit neuem Namen an die Börse gebracht werden.
Mit dieser Konzernumgestaltung steht auch das Werk in Villingen vor einem weiteren Umbruch, dessen Auswirkungen noch nicht absehbar sind.
Schon einige Umbrüche bewältigt
Allerdings hat der Zuliefererbetrieb im Industriegebiet Vockenhausen, der einst aus der heimischen Firma Kienzle-Apparate hervorging, in den vergangenen Jahrzehnten mehrfach ähnliche Einschnitte erlebt. Und dabei alle Zeitenwechsel, Verkäufen und Aufkäufen – von Mannesmann über Siemens bis Continental – erfolgreich überstanden. Nach wie vor ist das Werk in der Heinrich-Hertz-Straße der größte gewerbliche Arbeitgeber im Schwarzwald-Baar-Kreis.
Elektronische Cockpit-Komponenten
Dort befindet sich aktuell der konzernweite Hauptsitz der Geschäftseinheit „Smart Mobility“ von Continental. Hier werden elektronische Komponenten für Nutzfahrzeuge wie Lastwagen und Busse kundenspezifisch entwickelt und gefertigt, die dann in Modellen nahezu aller Nutzfahrzeug-Hersteller zum Einsatz kommen.

Beim einstimmigen Beschluss des Konzern-Aufsichtsrats vom 12. März, die aktuell verlustbringende Autozuliefersparte abzutrennen und auf eigene Beine zu stellen, haben auch die Arbeitnehmervertreter zugestimmt. Offenbar sieht man in der Ausgliederung mehr Chancen als Risiken. Hauptsitz des neuen Unternehmens soll künftig Frankfurt sein.
„Aktuell gut aufgestellt“
Die örtliche IG Metall äußert sich nach der Entscheidung des Aufsichtsrates verhalten zuversichtlich, was die Zukunft des Standorts Villingen-Schwenningen betrifft.

„Aktuell sind wir hier gut aufgestellt“, urteilt Thomas Bleile, der Erste Bevollmächtigte des IG-Metall-Bezirks Villingen-Schwenningen, der seit Jahren einen guten Einblick in den Betrieb hat. Gute Produkte, eine angemessene Personalausstattung, „ich habe gefühlt den Eindruck, dass nichts passieren wird.“
Zwar hat die Konzernleitung von Continental zuletzt weiteren Personalabbau, vor allem in der Verwaltung und in den Bereichen Forschung und Entwicklung, angekündigt. Doch der Standort VS steht diesbezüglich offenbar nicht auf der Liste.
In Villingen ist der Personalabbau letztes Jahr erfolgt
Gewerkschafter Thomas Bleile weist darauf hin, dass in den vergangenen Jahren in Villingen schon deutlich Personal reduziert wurde. Zuletzt wurden 2024 rund 80 Stellen, vor allem in der Verwaltung, abgebaut.
Insofern hält Bleile einen weiteren Abbau für wenig wahrscheinlich. Doch eine Glaskugel hat auch er nicht: „Eine hundertprozentige Garantie gibt es nicht“, verdeutlicht er.
Sind größere Neuorganisationen am Standort zu erwarten? „Das ist derzeit noch schwer zusagen“, betont Bleile. Hier dürften sich noch viele Details in einem dynamischen Prozess der nächsten Wochen und Monate herauskristallisieren. Die Ausgliederung soll bis Ende 2025 oder Anfang 2026 umgesetzt werden.
Umwandlung in neue Rechtsform
In dieser Zeit wird das neue Unternehmen in die Rechtsform einer Europäischen Gesellschaft (SE) umgewandelt. Bislang firmiert Continental als Aktiengesellschaft (AG). Möglicherweise wird sich auch diese Rechtsform auf die Struktur des neuen Konzernbetriebs und die Mitwirkungsmöglichkeiten der Arbeitnehmer auswirken. „Das müssen wir abwarten“, so Bleile.
Neuer Firmenname bis April
Die Ausgliederung der Autozulieferer-Sparte muss jetzt noch durch die Hauptversammlung von Continental am 25. April beschlossen werden. Die Zustimmung gilt als Formsache.
Bis dahin dürfte auch klar sein, unter welchem Namen der neue Konzern an den Start gehen wird. Für den Standort Villingen heißt es dann einmal mehr, ein neues Firmenschild zu installieren.