Viele Menschen der Region ziehen Weihnachtseinkäufe vor – Doch nicht überall ist am Samstag ein Lockdown-Ansturm spürbar
Samstagseinkauf in den Innenstadtlagen des Schwarzwald-Baar-Kreises – es war vermutlich die letzte Chance, an einem Wochenende weihnachtlich zu bummeln. Der SÜDKURIER hat sich umgehört, ob die Einkäufer am vergangenen Samstag gezielt oder doch noch ganz gelassen an diesem Tag die Einkaufsgelegenheiten genutzt haben.
Die Villinger Innenstadt am Samstagvormittag: Zahlreiche Passanten sind unterwegs, viele ziehen ihre Einkäufe und Weihnachtsbesorgungen vor, aus Sorge vor einem möglichen harten Lockdown. Die meisten Menschen tragen Mund-Nasen-Bedeckungen.
| Bild: Sprich, Roland
Roland Sprich
und Roger Müller
Villingen-Schwenningen
In der Villinger Innenstadt herrschte am Samstagvormittag rege Geschäftstätigkeit. Menschen schleppten volle Taschen und Tüten durch die Fußgängerzone. Eine lange Warteschlange bildete sich vor dem Drogeriemarkt Müller. Dort standen die Kunden geduldig an. Jeder Kunde bekam einen von einer Mitarbeiterin frischdesinfizierten Einkaufskorb in die Hand gedrückt.
Vor dem Drogeriemarkt Müller in der Villinger Innenstadt bildet sich eine lange Schlange. Bevor die Kunden in den Verkaufsraum dürfen, desinfiziert eine Mitarbeiterin im Laden den Einkaufskorb.
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Vereinzelt bildeten sich kleine Warteschlangen vor allem vor Lebensmittelgeschäften. „Ich wäre heute ohnehin einkaufen gegangen“, sagt Gaby Fink, die vor einer Metzgerei warten musste.
Unter Druck setzte sie der mögliche Lockdown nicht. „Ich kaufe nicht auf den letzten Drücker, die Geschenke sind alle besorgt.“ Sie hofft, dass die Situation bald besser wird und jeder auf sich achtet. „Wir müssen da alle gemeinsam durch.“
Ihre Einkäufe vorgezogen haben Martina und Hansjörg Müller aus Königsfeld. „Wir wissen ja nicht, was kommt. Wir besorgen deshalb heute die wichtigsten Dinge.“ Was das Ehepaar an der Situation bedrückt ist die Tatsache, dass sie an Weihnachten keinen Besuch von ihren Kindern bekommen können. „Wir haben unsere Enkel schon lange nicht mehr gesehen.“ Ebenfalls auf Nummer sicher gegangen sind Daniel Fichter und Kristina Schwer aus Königsfeld. „Man weiß ja nicht, ob ab Montag die Geschäfte geschlossen sind“, sagten sie, während sie vor einem Feinschmecker-Shop warteten.
Daniel Fichter und Kristina Schwer stehen in der Schlange vor einem Geschäft. „Ja, wir haben schon Sorge, dass die Geschäfte ab Montag zu sein könnten und haben machen unsere Besorgungendeshalb heute.“
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In der Osiander-Buchhandlung in der Rietstraße hat das Weihnachtsgeschäft in diesem Jahr ohnehin früher begonnen als sonst. „Aber in den letzten zwei Tagen hat das Geschäft noch mal deutlich angezogen“, sagt Filialleiterin Ulrike Eppel. Sowohl der Direktverkauf in der Buchhandlung als auch Onlinebestellungen sind stark angestiegen. Eppel hofft, dass, falls die Buchhandlung kurz vor Weihnachten schließen müsste, wenigstens ein Abholservice oder die Lieferung per Fahrradkurier möglich sein dürfen.
In der Osiander-Buchhandlung nutzen viele Kunden die vielleicht letzte Möglichkeit vor Weihnachten, um Buchgeschenke für Weihnachten zu besorgen. Bild: Roland Sprich
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St. Georgen
In St. Georgen war ebenfalls eine gewisse Unsicherheit bei den Konsumenten zu spüren. Vor der Hauptpost in der Innenstadt bildete sich eine lange Warteschlange, viele Kunden wollten ihre Weihnachtspost rechtzeitig auf den Weg bringen.
„Ich wäre ohnehin heute einkaufen gegangen“, sagt Eveline Stoll aus Schönwald, die in St. Georgen einkaufte.
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Simone Obergfell vom Friseursalon Haarwerk merkte eine gestiegene Nachfrage. „Viele Kunden rufen an und wollen noch schnell einen Termin haben.“ Sie geht davon aus, dass die Friseure ab dieser Woche von einem Lockdown betroffen sein werden. „Die Inzidenzzahl sprich dafür.“
Einen deutlichen Anstieg der Nachfrage verspürte Simone Obergfell vom Friseursalon Haarwerk in St. Georgen, die einem Kunden hier die Hände desinfiziert. Aus Angst, dass die Friseure vom Lockdown betroffen sind und ihre Salons schließen müssen, kamen noch viele Kunden schnell vor Weihnachten.
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So schätzt die Situation am Samstag auch Sonja Gleitsmann ein, die ihre Einkäufe „deswegen vorverlegt hat.“ Im Gegensatz zu Eveline Stoll aus Schönwald, die „ohnehin einkaufen gegangen wäre.“ Birgit Fichter rechnet damit, dass sie nicht mehr alle Einkäufe bei den Händlern vor Ort erledigen wird können. „Eventuell muss ich das eine oder andere noch bestellen, das wollte ich eigentlich vermeiden.“
Vor der Post in St. Georgen bildete sich am Samstagvormitta eine lange Schlange. Viele Kunden haben ihre Weihnachtspost auf den Weg gebracht.
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Oliver Bittlingmaier von der Schwarzwälder Genusswerkstatt spürt eine deutliche Verunsicherung bei den Kunden. „Viele rufen an und wollen ihre Bestellungen, die sie für nächste Woche terminiert haben, schon jetzt abholen.“ Dabei wäre die Genusswerkstatt von einem Lockdown nicht betroffen.
„Man spürte schon am Freitag deutlich, dass Kunden ihre Bestellungen, die sie für Mitte der Woche haben wollten, schon früher abgeholt haben“, sagt Oliver Bittlingmaier von der Genusswerkstatt St. Georgen.
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Donaueschingen, Hüfingen und Bräunlingen
Die Einwohner im Städtedreieck scheinen auf den eventuell bevorstehenden Lockdown entweder bereits gut vorbereitet zu sein, er ist ihnen egal, oder aber glauben sie nicht an die komplette Schließung des Einzelhandels bis auf systemrelevante Geschäfte.
Im Real Markt in Allmendshofen sind keine Hamsterkäufe zu verzeichnen. Im Gegenteil: hier auf den zahlreichen Einkaufswägen liegt noch Schnee, anscheinend werden sie gar nicht alle gebraucht. Bild: Roger Müller
| Bild: Roger Müller
Denn beim Gang durch das Städtedreieck am Samstag sind Schlangen vor Geschäften Fehlanzeige.
Die Kundschaft in Donaueschingen ist am Samstag auch trotz des drohenden Lockdowns ab dem kommenden Montag nicht von ihren Einkaufsgewohnheiten abgewichen. Es wurde lediglich das besorgt, was man gerade braucht. Dadurch kam es zu keinem Chaos oder längeren Wartezeiten vor den Geschäften.
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Lediglich vor einigen Läden kam es zu kurzen Wartezeiten, diese waren aber eher den Verkaufsflächen der kleineren Läden geschuldet.
In der Donaueschinger Innenstadt ist Laufkundschaft unterwegs, doch auch hier kommt es nur vereinzelt zu kurzen Wartezeiten vor den Ladengeschäften. Diese Kundin hier wartet vor der Ello Reinigung auf Einlass, aber auch hier nur aufgrund der kleinen Größe des Ladengeschäftes.
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Lediglich die zu verkaufende Ware muss vor dem Ladengeschäft – wie hier bei Blumen Art in Donaueschingen – warten, die Kundschaft kann ohne größere Wartezeiten das Geschäft betreten.
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Der Raiffeisen-Markt in Donaueschingen ist zwar gut besucht, doch auch hier ist am Samstag kein ungewöhnlicher Besucheransturm zu verzeichnen.
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Auch die Baumärkte werden am vergangenen Wochenende nicht überrannt. Beim ersten Lockdown mussten hier noch Sicherheitspersonal die Besucherströme kontrollieren.
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Bräunlingens Hauptstraße ist am Samstag nicht mehr oder weniger frequentiert, als in normalen Zeiten. Fahrzeugschlangen aufgrund schnellen Einkaufs vor dem drohenden Lockdown ab Montag, sind nicht zu sehen. Parkplätze sind ebenfalls noch genügend vorhanden.
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Genügend freie Parkplätze vor den großen Supermärkten bezeugen, dass es vor dem drohenden Lockdown nicht zu Hamsterkäufen kommt.
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Lockdown
Bund und Länder haben sich am Sonntag darauf geeinigt, dass der Einzelhandel ab kommendem Mittwoch bis zum 10. Januar geschlossen bleibt. Ausnahmen gelten für Geschäfte, die den täglichen Bedarf decken, wie zum Beispiel Lebensmittel, Apotheken, Drogerien oder Poststellen. Schulen sollen ebenfalls ab Mittwoch geschlossen werden, um weitere Kontakte zu vermeiden. Nur für Abschlussklassen soll es Fernunterricht geben.