Es war im März 1998: Die Grünen beschlossen bei ihrem Parteitag für die Bundestagswahl einen langfristigen Benzinpreis von fünf Mark je Liter. Diese Unerschrockenheit kostete die Umweltpartei fast den Einzug in den Bundestag.

Kaufkraftbereinigt entsprechen zwei Euro heute 5,50 Mark. Die Ziele der Grünen von 1998 sind erreicht.
Kaufkraftbereinigt entsprechen zwei Euro heute 5,50 Mark. Die Ziele der Grünen von 1998 sind erreicht. | Bild: Uwe Spille

Was damals undenkbar war, ist heute Realität. Denn der Benzinpreis liegt aktuell bei zwei Euro. Und wenn man die Inflation der vergangenen 25 Jahre mit einbezieht, sind das tatsächlich fünf Mark und 50 Pfennig. Wahnsinnspreise, hört man nun von allen Seiten, etliche Autofahrer sind schockiert.

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Überraschen kann diese Preisentwicklung allerdings nur all diejenigen, die weder Nachrichten sehen noch Zeitung lesen. Denn das ist der Preis, erstens, für unsere Solidarität mit der geschundenen Ukraine. Russland ist der größte Lieferant für Öl und Gas nach Deutschland. Noch.

Das Klima juckt der Krieg nicht

Zweitens ist es der, ebenfalls noch, geringe Preis für unser Bemühen um ein Abwenden der Klimakrise. Die es neben dem Krieg Putins gegen die Ukraine auch noch gibt. Und auch noch geben wird, wenn die letzten Panzer wieder abgezogen sein werden.

Uneinsichtige Umweltsünder

Allerdings gibt es auch solche Menschen, denen Benzinpreise schlichtweg wurscht zu sein scheinen, vor allem aber die Umwelt. So erlebt mitten in der Fußgängerzone Schwenningens, wo man bei schönstem Wetter mit dem Fahrrad vor einem Café haltmacht. Eine große, schwarze Limousine mit Stern hält direkt gegenüber. Der Beifahrer und ein Mädchen gehen in einen Laden, der Wagen steht, der Motor läuft, minutenlang.

Uwe Spille ist passionierter Radfahrer und will keinen Ärger sondern Klimaschutz – auch in Kriegszeiten.
Uwe Spille ist passionierter Radfahrer und will keinen Ärger sondern Klimaschutz – auch in Kriegszeiten. | Bild: Südkurier

Ein freundlicher Hinweis an den Fahrer, man solle doch bitte den Motor ausmachen, wird mit der Drohung beantwortet: „Willst du Ärger?“ Da denkt man sich, ach, lasst die Benzinpreise einfach auf fünf Euro steigen. Auch wenn es solche Zeitgenossen wohl nicht jucken dürfte.