"Wir haben ein Problem, nicht weniger": Bürgermeister Michael Rieger nahm am Mittwoch im Gemeinderat Stellung zu den Schwierigkeiten im Hallenbad. Alle Verantwortlichen hätten nach Bekanntwerden des erhöhten Legionellen-Wertes sofort und angemessen reagiert, mit dem Thema sei man sehr offen umgegangen. "Wir haben nichts beschönigt und niemanden angelogen."
Geklärt wurden auch Vorwürfe, die Stadt habe nicht schnell genug reagiert. Laut Stadtbaumeister Alexander Tröndle fand am Montag dieser Woche ein Termin im Hallenbad statt, an dem das Gesundheitsamt zwar anwesend war, der aber nicht direkt mit den aktuellen Untersuchungsergebnissen zu tun hatte. Der Termin, so Tröndle, fand statt, um einerseits den Schwimmmeister eine erneute Einweisung in die Anlage zu geben und anderseits mit der Fachfirma, dem Fachingenieur und dem Gesundheitsamt auf Ursachenforschung zu gehen, da bei den vierwöchentlichen Regeluntersuchungen immer wieder Legionellen (weit unter dem Hinweiswert 1000 KBE) in den beiden Becken gefunden wurden.
Für diesen Termin wurden Teile der Anlage beprobt. Erst nach dem Termin am Montagnachmittag lagen die Untersuchungsergebnisse vor und wurden umgehend zur Risikobewertung an unser Ingenieurbüro geschickt. Am Montagabend gegen 21 Uhr habe das Büro seine Einschätzung an die Stadt und das Gesundheitsamt geschickt. In Absprache mit dem Amt am Dienstagvormittag wurden sofort die beiden Becken vorsorglich geschlossen.
Rieger stellte sich am Mittwochabend demonstrativ hinter seine Mitarbeiter. Man habe gemacht, was möglich sei. Unangebracht sei eine übergroße Besorgnis in der Angelegenheit, auch wenn viele Anfragen im Laufe des Mittwochs, die an den Bürgermeister gerichtet waren, eine andere Sprache sprächen. "Was wir hier tun, ist eine rein vorbeugende Maßnahme."

Seit Dienstag sind im Hallenbad das Kinderbecken und das Übungsbecken gesperrt. Beide sind in einem gemeinsamen Wasserkreislauf verbunden. Anlass der Sperrung ist eine Überschreitung des so genannten Maßnahmewertes für die Konzentration von Legionellen in einem Filter. In den Becken selbst habe es zu keinem Zeitpunkt eine Überschreitung des Grenzwertes gegeben, betonte Rieger. Von Ursachensuche, Maßnahmen und weiteren Wasserproben ist das Schwimmerbecken mit seinem separaten Kreislauf ausgenommen. Hier traten in keiner Phase erhöhte Werte auf. Das Schwimmerbecken ist in Betrieb, DLRG-Training und Schulschwimmen finden statt. Ebenfalls von der Problematik ausgenommen sind die Duschen im Hallenbad. Die Duschen werden über gänzlich unbelastetes Trinkwasser versorgt.
Aus ärztlicher Sicht ergänzte Oliver Freischlader (SPD) die Ausführungen. Demnach kämen Legionellen in Schwimmbädern gar nicht so selten vor. Eine Ansteckung durch die Bakterien erfolge generell nur durch zerstäubtes, vernebeltes Wasser. Im Prinzip nur in der Luft können die erregerhaltigen Tröpfchen eingeatmet werden. "Deshalb haben wir aktuell sicher keine Gefährdung."
Jürgen Hodler (CDU) wollte wissen, ob bei dieser Problematik in einem neuen Hallenbad die Gewährleistung greife. Wenn das zugeleitete Wasser in Ordnung sei, könne der Legionellen-Eintrag doch nur durch die Anlage verursacht werden. Laut Stadtbaumeister Alexander Tröndle stellt sich die Frage der Gewährleistung nicht so einfach dar. "Legionellenstämme sind immer im Wasser, die Frage ist aber wo sie sich so stark entwickeln." Um das herauszufinden, müsse die Anlage mittels starker Chemikalien erst einmal legionellenfrei gebracht werden. Erst danach sei, über den Verdacht Rohwasser oder Filter, eine Ursachenanalyse möglich.
Das muss man über den Erreger wissen
Was sind Legionellen? Legionellen sind Bakterien, die beim Menschen unterschiedliche Krankheitsbilder verursachen, von grippeartigen Beschwerden bis zu schweren Lungenentzündungen. Sie sind weltweit verbreitete Umweltkeime, die in geringer Anzahl natürlicher Bestandteil von Oberflächengewässern und Grundwasser sind. Legionellen vermehren sich am besten bei Temperaturen zwischen 25 °C und 45 °C. Oberhalb von 60 °C werden sie abgetötet und unterhalb von 20 °C vermehren sie sich kaum noch. Besonders in künstlichen Wassersystemen wie Wasserleitungen in Gebäuden finden die Erreger aufgrund der vorherrschenden Temperaturen gute Wachstumsbedingungen. In Ablagerungen und Belägen des Rohrsystems können sich die Legionellen besonders gut vermehren.
Wie werden Legionellen übertragen? Über erregerhaltige Wassertröpfchen. Die Erreger werden durch zerstäubtes, vernebeltes Wasser übertragen. Die erregerhaltigen Tröpfchen können sich in der Luft verbreiten und eingeatmet werden. Mögliche Ansteckungsquellen sind beispielsweise Duschen, Luftbefeuchter oder Wasserhähne, ebenso Kühltürme oder Klimaanlagen. Auch in Schwimmbädern ist über Wasserfälle, Rutschen, Whirlpools und Fontänen eine Übertragung möglich. Beim Trinken ist eine Ansteckung in seltenen Fällen möglich, wenn Wasser beim Verschlucken versehentlich über die Luftröhre in die Lunge gelangt. Wichtig: Eine Übertragung von Mensch zu Mensch wurde bislang nicht beobachtet.
Quelle: www.infektionsschutz.de