Renate Bökenkamp

Alarm in der Filiale des Schlecker-Marktes in St. Georgen: Babybreie in Gläsern der spanischen Firma "AS" sind mit Pestiziden, also Giften zur Bekämpfung von Pflanzenschädlingen, belastet. Von dieser Babynahrung wurden in St. Georgen seit November einige 1000 Stück verkauft, berichtet der SÜDKURIER vom 8. April 1994.

Billiger als deutsche Produkte

Zunächst habe man nur wenige Sorten im Angebot gehabt, aber ab Februar das ganze Sortiment aufgenommen. Die Gläschen seien um einiges billiger als die deutschen Produkte. Nun herrscht gähnende Leere in den Regalen, denn die Mitarbeiterinnen der Filiale haben das aktuelle Angebot sofort nach Bekanntwerden der Meldung an das Schlecker-Hauptlager zurückgegeben. Von dort sollen die Produkten an den Importeur aus der Schweiz gehen.

Unter den ausgelisteten Waren sind auch Produkte, an deren Qualität bisher nichts auszusetzen war, zum Beispiel die Frucht- und Gemüsesäfte des spanischen Herstellers. Offensichtlich will Schlecker mit dem spanischen Hersteller nichts mehr zu tun haben, zur Zeit sei das Angebot von "AS" auf Null reduziert, so die Filialleiterin Ingrid Dold. 20 Gläschen habe man umtauschen müssen. Die Kunden blieben zwar nicht aus, seien aber enttäuscht, dass sie nun teurere Waren kaufen müssen.

"Schärfere Kontrollen"

In einer Umfrage des SÜDKURIER vom 9. April 1994 zeigen sich dann doch Leser empört. Insektengift im Babybrei, das dürfte doch eigentlich nicht passieren. Quasi zeitgleich wurden auch bei Aldi und einem Spezialisten für Babynahrung erhöhte Rückstände von Pestiziden in Babybrei-Gläsern festgestellt. Die Kommentare der Leser reichten von "Die Kontrollen sollen einfach schärfer sein", "Das ist eine Sauerei", bis zur Feststellung: "Durch die EG-Richtlinien ist das vermutlich erst möglich. Die Richtwerte bei uns sind ja höher als im Ausland, darüber sollten die Politiker mal nachdenken." Einige Mütter hatten keine Probleme, denn sie kaufen keine fertige Babynahrung, sondern bereiten sie für ihre Kinder frisch zu.