Brände bekämpfen, Menschen nach Verkehrsunfällen retten, Naturkatastrophen bewältigen und Hilfe für in Not geratene Menschen in allen möglichen Alltagssituationen leisten – das ist Alltag für Feuerwehrleute. Im Laufe eines aktiven Feuerwehrlebens kommen da zahlreiche Einsätze zusammen. Werner Fuchs war fast 50 Jahre aktiver Feuerwehrmann, davon 24 Jahre Kommandant der St. Georgener Feuerwehr. Er erinnert sich an einige besonders spektakuläre Einsätze, die auch einem routinierten Feuerwehrmann wie ihm besonders im Gedächtnis bleiben.

Das Jahr 1995 ist auf tragische Weise in die Geschichte der St. Georgener Feuerwehr eingegangen. In dem Jahr ereilten verschiedene Ortsteile eine Reihe von Bränden, die durch Blitzschlag verursacht wurden. An den 6. August 1995 kann sich Werner Fuchs noch genau erinnern. An dem Tag schlug der Blitz innerhalb weniger Minuten in zwei Bauernhöfe in Stockburg ein. „Es war ein Sonntag und meine Frau und ich waren gerade auf dem Weg, um das Feuerwehrfest in Oberkirnach zu besuchen, als der Alarmempfänger piepste und den Brand eines Bauernhofs meldete“, erinnert er sich. Statt Feuerwehrfest war nun Feuerwehreinsatz gefordert. Auf der Anfahrt im Einsatzleitwagen (ELW) glaubte Fuchs dann seinen Augen nicht zu trauen. „Als wir in das Groppertal fuhren, waren die Flammen mal oben und mal unten zu sehen.“ Am Einsatzort angekommen stellte sich heraus, dass ein zweiter Hof in Flammen stand. Beide Höfe brannten bis auf die Grundmauern nieder.

6. August 1995: Brand eines Bauernhofes in Stockburg.
6. August 1995: Brand eines Bauernhofes in Stockburg. | Bild: Feuerwehr St. Georgen

Nur wenige Tage später, am 20. August, wiederum an einem Sonntag, schlug der Blitz in einem Supermarkt gegenüber vom Bahnhof ein. Dabei wurden die Tiefgarage sowie Teile des Fundaments am Gebäude stark beschädigt. Nur drei Tage darauf wurde in Langenschiltach der Katzenlochhof ein Raub der Flammen. Im September brannte in Brigach der Hintere Hirzbauernhof nieder.

Im Laufe seiner Dienstzeit hat Werner Fuchs noch zahlreiche weitere spektakuläre Einsätze erlebt. Der Brand des ehemaligen Tanzlokals „Ex“ 1978 und der Großbrand des Gasthauses „Krone“ in Peterzell 1989 gehören hier ebenso dazu wie etwa der Brand beim Recyclingunternehmen Kaspar 2003. „Hier konnten wir dem Unternehmer den gesamten Fuhrpark retten“, sagt Werner Fuchs. Auch der Großbrand beim Sägewerk Burgbacher 2001, der Brand des Asylantenheims im ehemaligen Schwarzwälder Hof 2002 oder die Explosion des Freizeitheims Weißloch 2006 sind Ereignisse, die sich dauerhaft in sein Gedächtnis festgesetzt haben.

Feuerwehrleute bekämpfen den Brand beim Sägewerk Burgbacher in Peterzell 2011. Der Großbrand gehört zu den größten Einsätzen der St. ...
Feuerwehrleute bekämpfen den Brand beim Sägewerk Burgbacher in Peterzell 2011. Der Großbrand gehört zu den größten Einsätzen der St. Georgener Feuerwehr in den vergangenen 25 Jahren. | Bild: Sprich
Feuerwehrleute bekämpfen den Brand beim Sägewerk Burgbacher in Peterzell 2011. Der Großbrand gehört zu den größten Einsätzen der St. ...
Feuerwehrleute bekämpfen den Brand beim Sägewerk Burgbacher in Peterzell 2011. Der Großbrand gehört zu den größten Einsätzen der St. Georgener Feuerwehr in den vergangenen 25 Jahren. | Bild: Von Roland Sprich

Auch zu zahlreichen Verkehrsunfällen ist Fuchs mit ausgerückt. Am dramatischsten sei für ihn der Unfall gewesen, bei dem auf dem Brogen vier junge Menschen ums Leben kamen. „Das beschäftigt einen immer wieder“, sagt er nachdenklich.

Die Arbeit der Feuerwehr hat Werner Fuchs schon seit seiner Kindheit fasziniert. Als kleiner Junge verfolgte er immer gespannt, wenn die Feuerwehr vom Gerätehaus im Roten Löwen zu einem Einsatz ausrückte. „Damals wurden die Einsatzkräfte über die Sirene alarmiert und wir sind immer mit dem Fahrrad losgespurtet, um zu sehen, wie sie losfahren.“ Auch hat er häufig geholfen, die Feuerwehrschläuche nach den Einsätzen zu waschen. Den letzten Impuls, in die Feuerwehr einzutreten, gaben zwei Brände an der Galetsch 1965, als der Leihwieserhof und der Esslingerhof abbrannten. „Da habe ich mich entschlossen, in die Feuerwehr zu gehen und zu helfen.“ Bereut hat er diesen Entschluss nie. Auch wenn die ehrenamtliche Tätigkeit nicht immer einfach mit dem Familienleben vereinbar war. Doch hier hatte er immer Rückhalt. „Die Frau muss mitziehen, sonst geht das nicht.“

Schwere Verkehrsunfälle wie dieser, bei dem vier junge Menschen ums Leben kamen, bleiben dem ehemaligen Feuerwehrkommandanten Werner ...
Schwere Verkehrsunfälle wie dieser, bei dem vier junge Menschen ums Leben kamen, bleiben dem ehemaligen Feuerwehrkommandanten Werner Fuchs (rechts) auch viele Jahre später noch im Gedächtnis. | Bild: Von Roland Sprich

In dem beinahe halben Jahrhundert hat Werner Fuchs auch die technische Entwicklung hautnah miterlebt. Früher gab es nur mäßige Schutzkleidung. „Jacke, Helm und Gummistiefel, das war es weitgehend.“ Auch die Anforderungen und die Vorschriften hielten sich im Rahmen. Nur so konnte es damals passieren, dass Werner Fuchs bei einer Alarmierung vom Sportplatz direkt in den Einsatz rannte, und einen Brand in Kickschuhen löschte. „Es war eine schöne Zeit, auch wenn es manchmal hektisch war.“

Spektakuläre Einsätze wie diesen, als ein Lastwagen von der Bundesstraße auf das Gelände eines Autohauses an der Bundesstraße kippte und ...
Spektakuläre Einsätze wie diesen, als ein Lastwagen von der Bundesstraße auf das Gelände eines Autohauses an der Bundesstraße kippte und mehrere Autos unter sich begrub, hat der ehemalige Feuerwehrkommandant Werner Fuchs erlebt. | Bild: Von Roland Sprich

Wenn die Dankbarkeit der Betroffenen über viele Jahre anhält

Wenn die Feuerwehr einen Brand löscht, rettet sie auch den Besitz eines Menschen. So wie die Praxis von Mediziner Klaus Gunkel, bei dem im Jahr 1981 ein Feuer ausbrach. Noch heute ist er der Feuerwehr für ihren Einsatz dankbar

In seinen fast 50 Dienstjahren bei der St. Georgener Feuerwehr hat Werner Fuchs gemeinsam mit seinen Feuerwehrkameraden zahllosen Menschen in Notsituationen geholfen, Gefahrenmomente abgewendet oder ihnen sogar das Leben gerettet. Immer wieder kam es dabei vor, dass sich die Geretteten später für die Hilfe bedankten.

Einen besonderen Dank für die Arbeit der Feuerwehr überbrachte der Mediziner Klaus Gunkel den Einsatzkräften. Als 1981 im Dachstuhl des Nebengebäudes des Hotel „Hirsch“ in der Weidenbächlestraße ein Brand ausbrach, hatte Gunkel damals gerade seine Arztpraxis mit modernsten medizinischen Geräten neu im Erdgeschoss eingerichtet. Darunter auch ein neues Röntgengerät mit einem damaligen Wert von 100 000 D-Mark. Auch heute kann sich der mittlerweile 80-Jährige noch gut an die damaligen Geschehnisse erinnern: Er sei unten im Sprechzimmer gewesen, als das Telefon klingelte und ihm von dem Brand im Dachgeschoss erzählt wurde. „Dann bin ich vor die Tür gerannt und habe gesehen, dass es tatsächlich brannte“, sagte er.

Dann sei alles sehr schnell gegangen: Die Feuerwehr schaffte es, den Brand einzudämmen, „und zwar so, dass kein einziger Tropfen Wasser in die darunter liegende Arztpraxis tropfte“, wie Fuchs sagte. Gunkel sei gemeinsam mit einem Feuerwehrmann aus der Praxis in Richtung der oberen Geschosse gelaufen. Als der Feuerwehrmann die Tür geöffnet habe, offenbarte sich den beiden ein unvergesslicher Anblick: „Die ganze Treppe stand lichterloh in Flammen“, erinnert sich Gunkel. Während die oberen Geschosse durch den Brand oder das Löschwasser zerstört wurden, blieb die Praxis deshalb unversehrt: „Wenn Löschwasser in die Praxis gekommen wäre, hätte das einen riesigen Schaden verursacht“, berichtete Gunkel.

Rückblickend wundert sich der pensionierte Arzt darüber, dass er so entspannt bleiben konnte: „Ich hatte in keinem Moment Angst, dass unserer Praxis ernsthaft etwas passiert.“ Zum Dank lud der Mediziner später die gesamte Feuerwehr zum Schwarzwälder Vesper in das Gasthaus „Engel“ nach Brigach ein. An einen jungen Mann kann sich der ehemalige Kommandant Werner Fuchs ebenfalls noch erinnern, der sich nach einem schweren Verkehrsunfall, bei dem ihn die Retter aus dem Fahrzeug befreit haben, mit seiner Mutter im Gerätehaus vorbeikam, um sich zu bedanken. Oder an die Familie, die sich bedankte, weil die Feuerwehr nach einem Hochwasser das Haus leergepumpt hatte. „Es kommt immer wieder mal vor, dass sich Menschen bei uns bedanken, dass wir ihnen geholfen haben.“ Das freut die Einsatzkräfte natürlich sehr. (spr/ww)