Manche haben Verständnis, andere äußern sich verärgert. Ab Mittwoch greift der neuerliche Lockdown, der auch das öffentliche Leben in St. Georgen zum Stillstand bringen soll. Der SÜDKURIER hat mit einigen Betroffenen gesprochen – darüber, dass ihr Geschäft wieder zum Erliegen kommt und über die Konsequenzen, die sich daraus ergeben.
- Dietmar Will, „Hotel Kammerer„: Der Inhaber des „Hotel Kammerer“ hat kein Verständnis für das Handeln der politischen Akteure. „Ich fühle mich entmündigt“, sagt er. Schon im Oktober sprach er gegenüber dieser Zeitung vom „Kampf ums Überleben“. Diese Situation sei, weil die Hotels schon seit einigen Wochen nur noch für geschäftliche Übernachtungen öffnen dürfen, nicht besser geworden. Seine Branche werde „permanent gegängelt“. Irgendwann fehle da auch die Vision, wie es weitergehen könne. Covid-19 sei „eine Grippe“. Wie sie sich auswirke, sei eine Sache des Immunsystems, wie es etwa auch bei der Influenza der Fall sei. Deutschland sei eine „Bananenrepublik“, befindet der Hotelier, weil über den Sommer viel zu wenig getan wurde, um der Entwicklung gegenzusteuern. Er nennt beispielsweise die Situation in überfüllten Schulbussen, während gleichzeitig Reisebusse ungenutzt seien und von den Betrieben abgemeldet wurden. Sein Abholservice, den er für Speisen anbietet, sorge derzeit für Beschäftigung. Geld verdienen lasse sich damit aber kaum.
- Ute Scholz, Theater im Deutschen Haus: Aus Sicht von Ute Scholz, Geschäftsführerin des Theaters, sei es sinnvoll, die „stille Zeit“ für eine Kontaktreduzierung zu nutzen. Für das Theater ändere sich aktuell wenig, da man bereits vorsorglich beschlossen hatte, bis Ende Januar sämtliche Veranstaltungen abzusagen. Diese Entscheidung sei richtig, wenn auch für alle Akteure schmerzhaft, gewesen. „Ob und wann ein halbwegs geregelter Kultur-/Spielbetrieb wieder aufgenommen werden kann, muss man jetzt einfach abwarten“, so Ute Scholz.
- Simone Adler, Frisörin: Etwa vier bis fünf Stunden lang hat Simone Adler am Sonntag mit ihren Kolleginnen am Telefon gesessen und mit den Kunden gesprochen. „Wir wollen, dass keiner vor verschlossener Türe steht“, sagt sie. Groß sei der Andrang deshalb für die beiden verbleibenden Tage in diesem Jahr, dem gestrigen Montag und heutigen Dienstag. Die Maßnahmen an sich könne sie nachvollziehen, wenn sie auch viele Umstände mit sich bringen – auch wirtschaftlich. Denn eigentlich, das gilt auch für den Frisörbetrieb von Simone Adler, sei die Zeit vor Weihnachten die umsatzstärkste des Jahres. Vier Wochen lasse sich die Schließung durchhalten, auch wenn die Kosten weiterlaufen. Sie könne sich über Wasser halten, sagt die Frisörin. Und ergänzt: „Wenn es länger dauert, dann wird es schwierig.“
- Claudius Fichter, Vorsitzender Handels- und Gewerbeverein (HGV): „Man hätte sich besser auf die Situation vorbereiten müssen“, sagt Claudius Fichter, Vorsitzender des HGV und Inhaber von Optik Fichter und Blickpunkt Brille. Man habe zu lange nichts unternommen, um der Entwicklung gegenzusteuern. Ein Beispiel gebe Boris Palmer, so sagt Fichter, durch seine Strategie, konsequent ältere Menschen zu schützen. Dass nun, da nichts anderes mehr bleibe, ein Lockdown notwendig ist, könne er in der jetzigen Lage nachvollziehen. Fichter selbst wird seinen Laden als Optiker nicht schließen müssen, weil auch sie von den Schließungen ausgenommen sind. Unter welchen Bedingungen das Geschäft aber genau weiterlaufen dürfe, war am Montagmorgen, als der SÜDKURIER mit Fichter sprach, noch nicht klar.
- Wolfram Morat, Gasthaus „Zur Stadt Frankfurt“: „Ich habe Verständnis für die Maßnahmen“, sagt Wolfram Morat. Der Inhaber des Restaurants „Zur Stadt Frankfurt“ sehe die Notwendigkeit, wenn die Schließung seines Lokals auch schmerzhafte Einbußen bedeutet. „Der Dezember ist eigentlich der stärkste Monat“, sagt Morat. Er wolle deshalb abwarten, welche Hilfe er bekomme. Im Frühjahr, so sagt der Gastronom, habe das gut funktioniert. „Wir wollen das auch jetzt so gut wie möglich bewerkstelligen“, sagt er. Er müsse Abstriche machen, Geld verdienen lasse sich momentan nicht, komme aber über die Runden.
- Constantin Papst, „Hotel Federwerk“: „Es sind sehr fordernde Zeiten, aber wir müssen zuversichtlich bleiben“, sagt Constantin Papst, Geschäftsführer des „Hotel Federwerk“. Er könne die jetzt getroffenen Maßnahmen bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen. Ein verantwortungsvoller Hotelbetrieb sei aber auch mit den Hygienekonzepten möglich gewesen, an die man sich gehalten habe. Die aktuellen Angebote des Hotels und des angeschlossenen Restaurants, etwa der Abholservice für Speisen, dienen vor allem dazu, in Erinnerung zu bleiben. „Wir müssen da aufpassen, dass das kein Zuschussgeschäft wird“, so Papst. Er hoffe nun auf die schnelle Auszahlung der angekündigten Hilfen. Existenzbedrohend ist die Situation für das „Hotel Federwerk“ derzeit noch nicht.