St. Georgen Das Weißlochfest hatte in diesem Jahr gleich mehrere Besonderheiten: Das Fest der evangelischen Kirchengemeinde fand später als gewohnt statt. Die letzten „Weißloch-Engel“ wurden vergeben. Und eine mit dem Weißloch untrennbar verbundene Person feierte ihren Abschied.
Lag es am späteren Termin, oder vielleicht auch mit daran, dass viele Besucher wegen Herbert Jäckle kamen, der nach mehr als zwei Jahrzehnten seinen Abschied als Vorsitzender des Weißloch-Ausschusses und Heimwart feierte? Auf jeden Fall war das Fest rund um das Freizeitheim bei Langenschiltach am Sonntag gut besucht. „Der Termin im August hat sich als sehr gut erwiesen“, bilanziert Herbert Jäckle. Bislang habe das Fest immer mit dem gleichzeitig stattfindenden Staudefest wenige hundert Meter entfernt stattgefunden – deshalb seien viele Besucher nach dem Gottesdienst dorthin entschwunden.
In diesem Jahr wurde das Fest nun in den August verlegt. „Und die Leute sind nach dem Gottesdienst fast alle zum Mittagessen da geblieben“, freute sich Jäckle, der die von ihm kreierten „Weißloch-Engel“ für besonders engagierte Helfer in diesem Jahr an Martin Maier und Reinhold Walter verlieh.
„Ich werde langsam müde“
Für ihn war das diesjährige Weißlochfest ein besonderes. Nach 23 Jahren als Vorsitzender des Weißloch-Ausschusses und parallel dazu 15 Jahre als Heimwart kündigte Jäckle seinen Rückzug von diesen Ämtern an. „Altersbedingt. Ich bin jetzt 83 Jahre und werde langsam müde“, sagte er im Gespräch mit dem SÜDKURIER. Zu tun gab es immer ausreichend. Mit rund 5000 Übernachtungen pro Jahr ist das Weißloch praktisch zu 100 Prozent belegt.
Im Schnitt 40 Arbeitsstunden monatlich wandte Herbert Jäckle auf, um die Gäste zu betreuen und das neue, seit 2009 bestehende Haus in Schuss zu halten. „Aber ich war da nie alleine, es war immer ein ganzes Team, das sich um das Weißloch kümmerte. Und sich auch weiterhin kümmern wird“, betont er. Mit dem Freizeitheim auf einer Waldlichtung verbindet ihn auch ein tragisches Kapitel. Das alte Freizeitheim wurde 2006 durch eine Gasexplosion zerstört. Mehr als 20 Personen, die sich zu diesem Zeitpunkt in und um das Gebäude aufhielten, eine Gruppe Mütter und Kinder, wurden verletzt, einige davon schwer. Fast schien damit das Ende des seit den 1950er Jahren als Freizeitheim genutzten, ehemaligen Bauernhäuschen besiegelt. Dank des Engagements und eisernen Willens von Herbert Jäckle sowie des Unternehmers Georg Papst, der die Übernahme aller über die Versicherungsentschädigung hinausgehenden Kosten zusicherte, stimmte der Kirchenrat letztlich dem Wiederaufbau des Gebäudes ab 2007 zu. Unter der Federführung von Herbert Jäckle konnte das Gebäude innerhalb von nur zwei Jahren wieder aufgebaut werden. Seit dem Jahr 2009 können hier wieder Freizeitgruppen aller Art unbeschwerte, erholsame Tage verbringen. Jäckle wird seinen Nachfolgern ein gut bestelltes Haus übergeben.
Wird Reinhold Walter Vorsitzender?
Er erklärte: „Ich denke, dass bei den Kirchenwahlen, die im November stattfinden, Reinhold Walter den Vorsitz des Weißloch-Ausschusses übernehmen wird.“ Walter ist bereits heute einer der Heimwarte, die sich um das Weißloch kümmern. Wobei Jäckle in Frage stellte, ob noch ein Weißloch-Ausschuss benötigt wird. „Das war während der Wiederaufbauphase dringender der Fall als heute.“ Reinhold Walter wiederum ist der Ansicht, „dass es keinen einzelnen Vorsitzenden braucht, sondern die Aufgaben innerhalb eines gleichberechtigten Teams aufgeteilt werden.“
Wenn Herbert Jäckle also künftig nicht mehr so viel Energie und Zeit in das Weißloch steckt, weiß er dann etwas mit seiner neu gewonnenen Freizeit anzufangen? „Oh ja“, sagte Jäckle und schmunzelte. Langeweile komme bei ihm keine auf. „Dann kann ich mich auf mein liebstes Hobby, das Cego-Spielen, besinnen. Und meine Frau hat sicherlich auch noch die eine oder andere Aufgabe für mich.“