Von einem „Jahrhundertfund“ schwärmten Experten im Oktober 2024, als bei archäologischen Ausgrabungen in der Donauebene bei Riedlingen eine Grabkammer aus frühkeltischer Zeit entdeckt wurde. Sie lag im Zentrum eines riesigen Grabhügels, der einen Durchmesser von 65 Metern besitzt und heute noch knapp zwei Meter hoch ist. Mit diesen Dimensionen gehört er zur zahlenmäßig kleinen und exklusiven Gruppe der sogenannten Fürstengrabhügel. Solche Hügel errichteten die Kelten in Südwestdeutschland zwischen 620 und 450 vor Christus für besonders hochstehende Persönlichkeiten. Eine solch vollständig erhaltene keltische Grabkammer wurde bisher erst einmal in Deutschland entdeckt, und zwar im Jahr 1890 bei Villingen im Schwarzwald.

Die freigelegte Kammerdecke der 2600 Jahre alten Grabkammer, über die Dr. Roberto Trapini am 14. September, 14 Uhr, in der Heuneburg ...
Die freigelegte Kammerdecke der 2600 Jahre alten Grabkammer, über die Dr. Roberto Trapini am 14. September, 14 Uhr, in der Heuneburg referieren wird. | Bild: Landesamt für Denkmalpflege Jörn Heimann

Der Grabhügel liegt nur sieben Kilometer nordöstlich der Heuneburg, die als älteste stadtartige Siedlung nördlich der Alpen gilt und zu den bedeutendsten archäologischen Fund- und Ausgrabungsstätten Mitteleuropas zählt. In etwa gleicher Entfernung liegt mit dem Bussen, dem „heiligen Berg Oberschwabens“, eine weitere bedeutende archäologische Fundstätte der Bronze- und Eisenzeit. Allerdings wurde schnell klar, dass das 2600 Jahre alte Grab in antiker Zeit von Plünderern entdeckt und ausgeraubt worden war.

Die Heuneburg.
Die Heuneburg. | Bild: Staatliche Schlösser und Gärten Bden-Württemberg

Die Archäologen entdeckten zwei Raubgräbertunnel, die in die Grabkammer führten. Dort durchschlugen die Plünderer die Decke und verschafften sich durch ein 40 mal 45 Zentimeter großes Einstiegloch Zugang in die Kammer. „Die Plünderung – die zu einem Zeitpunkt erfolgt sein muss, als man sich in der Grabkammer noch frei bewegen konnte – war sehr gründlich und systematisch, da sich auf den bisher freigelegten Teilen des Kammerbodens keine Beigaben aus Metall oder anderen wertvollen Materialien fanden“, konstatieren die Staatlichen Schlösser und Gärten, in deren Eigentum sich unter anderem die Heuneburg befindet.

Skelett eines Mannes entdeckt

Gefunden wurden noch zahlreiche Bronzeziernägel sowie mehrere charakteristische Eisennägel die wahrscheinlich von einem vierrädrigen Wagen stammen, wie sie aus anderen frühkeltischen Elitegräbern, etwa aus dem circa 50 Jahre jüngeren Fürstengrab von Hochdorf, bekannt sind. Gefunden wurden auch mehrere gut erhaltene Knochen eines menschlichen Skeletts und nach diversen Untersuchungen gehen die Experten davon aus, dass es sich beim Toten um einen 15 bis 20 Jahre alten Mann gehandelt haben muss. Akribisch untersucht wurde die Nord-Süd-orientierte Grabkammer, die 3,40 Meter breit und 4,05 Meter lang war.

Der Boden besteht hervorragend erhaltenen Dielen. Die Wände bestanden aus jeweils drei hochkant gestellten Bohlen, die sich an den Ecken deutlich überkreuzten und miteinander verkämmt waren. Die Höhe der Kammerwände betrug circa einen Meter und extrem massiv gebaut war die Decke. Sie besteht aus zwei Lagen mächtiger Eichenspaltbohlen und überstiegen teilweise, vor allem an der Ostseite, wo sie flach auf dem aufgeschütteten Erdmaterial auflagen, deutlich die Breite der Grabkammer und erreichen Längen von fast fünf Meter. Dank der Eichenhölzer konnte auch eine jahrgenaue Datierung durch die Jahrring-Chronologie erfolgen, wobei eines der Holzartefakte auf das Jahr 585 vor Christus datiert wurde.