Dieser Bodenbelag war im wahren Sinn des Wortes fadenscheinig – aus dem zerschlissenen Sisalteppich von 1980 lösten sich zahlreiche Fäden, der darunter liegende Boden kam zum Vorschein. Das war eines Gotteshauses von über 150 stolzen Jahren nicht mehr würdig.

So sah der zerschlissene Teppich aus dem Jahr 1980 aus. Er war zur Stolperfalle geworden.
So sah der zerschlissene Teppich aus dem Jahr 1980 aus. Er war zur Stolperfalle geworden. | Bild: Joachim Eibach

Also musste der alte Teppich in der Lutherkirche herausgerissen werden. Dafür rückte jüngst ein Team der Firma Grillenberger Bodenbeläge aus Hohentengen an. Zu Viert waren sie zehn Stunden lang vor Ort. Anschließend trugen rund 15 Mitglieder des Bach-Chors und Freunde die schweren Kirchenbänke wieder an Ort und Stelle. Vorerst bleibt der Boden darunter nackt.

Shemsi Musa, Sabit Pira, Steffen Hund und Firmenchef Uwe Grillenberger (von links) von der gleichnamigen Bodenbeläge-Firma entfernten ...
Shemsi Musa, Sabit Pira, Steffen Hund und Firmenchef Uwe Grillenberger (von links) von der gleichnamigen Bodenbeläge-Firma entfernten Ende August 2025 den alten Teppich aus der Lutherkirche. Sie waren dafür zu Viert zehn Stunden lang vor Ort. | Bild: Joachim Eibach

Die Aktion ist nur ein Bruchteil dessen, was in und an der Lutherkirche gemacht werden müsste. Das Hauptproblem ist, dass sie auf sandigem Untergrund steht und sich auf einer Seite deutlich absenkt. Risse im Mauerwerk sind die Folge, aber auch Beleuchtung, Akustik und die marode Toilette müssten erneuert werden. „Wir bräuchten einen zweistelligen Millionenbetrag“, sagte einst Dekan Markus Weimer dem SÜDKURIER.

(Archivbild) Dass dringend Geld in die Lutherkirche gesteckt werden müsste, ist auch an dieser Säule erkennbar.
(Archivbild) Dass dringend Geld in die Lutherkirche gesteckt werden müsste, ist auch an dieser Säule erkennbar. | Bild: Oliver Hanser

Geld, das die evangelische Kirche nicht hat. Deshalb mussten alle Kirchenbezirke ihre Gebäude nach einem Ampelsystem bewerten: In „grüne“ Gebäude wird weiter investiert, gelb bedeutet eine Warteposition und bei „Rot“ gibt es keine kirchlichen Zuschüsse mehr – wie bei der Lutherkirche.

Verfallen sollen die rot beampelten Gebäude aber nicht. Es müssten kreative Lösungen gefunden werden, sagen die Verantwortlichen. Besonders engagiert sucht Joachim Eibach nach Unterstützern, Geld und Ideen.

Ganz schön viel Arbeit: Stühle und Kirchenbänke haben an ihren alten Platz zurückgefunden. Der Boden in der Lutherkirche bleibt erstmal ...
Ganz schön viel Arbeit: Stühle und Kirchenbänke haben an ihren alten Platz zurückgefunden. Der Boden in der Lutherkirche bleibt erstmal nackt. | Bild: Hanser, Oliver

Der Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Bern und Mitglied im Bach-Chor Konstanz gründete die „Förderinitiative Zukunft Lutherkirche“ und möchte so viele Menschen wie möglich motivieren, für die Sanierung zu spenden, sich aber auch mit Ideen und Aktivitäten einzubringen.

Inzwischen seien 60.000 Euro an Spendengeld eingegangen, teilt er auf Nachfrage mit. Als Nächstes sollen die Holztüren aufgehübscht werden. Die Erneuerung der Beleuchtung innen wird dagegen aufgeschoben, „da sie mit dem zu erarbeitenden Gesamtkonzept abgestimmt werden muss“, so Eibach. Er ergänzt: „Wir sind aber im Austausch mit dem Konstanzer Architektenteam, das die Machbarkeitsstudie Lutherkirche erstellt, sowie mit einem Lichtarchitekten aus Stuttgart.“

Als nächstes sollen die alten Holztüren der Konstanzer Lutherkirche saniert werden, wie Joachim Eibach zeigt.
Als nächstes sollen die alten Holztüren der Konstanzer Lutherkirche saniert werden, wie Joachim Eibach zeigt. | Bild: Hanser, Oliver

Die alten Scheinwerfer, die früher das Portal von außen beleuchteten und die Kirche auch nachts im Stadtbild sichtbar machten, dürfen wegen der Insektenschutzverordnung des Landes Baden-Württemberg nicht wieder angestellt werden. „Wir bemühen uns um eine Zwischenlösung“, sagt Eibach. „Denn der dunkle Vorplatz ist für die Besucher von Konzerten abends auch ein Sicherheitsproblem!“

Wem die Lutherkirche künftig gehört und wofür sie genutzt wird, ist weiterhin offen. „Über das große Ganze werden wir demnächst reden, unter anderem mit Oberbürgermeister Uli Burchardt. Das braucht Zeit und Vernunft“, sagt Eibach.