Die Zahl der Impfwilligen ist weiterhin ein Problem. Das sagt Johannes Probst, Allgemeinmediziner und Sprecher der St. Georgener Ärzteschaft. „Nachdem die Delta-Variante mit der vierten Welle wohl vorwiegend die ungeimpften jungen Menschen erfassen wird, gibt es ja nur die Möglichkeit, entweder die Jungen selbst zu impfen oder die Erwachsenen im Umfeld möglichst vollständig und lückenlos zu impfen. Dies scheint aber an der mangelnden Solidarität der ungeimpften Erwachsenen zu scheitern“, sagt er.

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In seiner Praxis, sagt Probst, biete man zunehmend auch Patienten unter 18 Jahren eine Impfung an. „Allerdings nicht ohne ein Vorgespräch mit den Eltern“, sagt Probst. Dabei wäge man das Nutzen-Risiko-Verhältnis ab. Häufig sei aber der unbedingte Wunsch nach einer Impfung klar und fließe in die Entscheidung sehr wohl ein.

Impfpflicht nicht abgeneigt

Die Pandemie sei bisher, so findet der Mediziner, auf dem Rücken der Kinder und Jugendlichen ausgetragen worden. Unter anderem durch Schul- und Kita-Schließungen. Es wäre, so sagst Probst, jetzt fair, die Erwachsenen würden durch ihr Impfverständnis nun die Kinder und Jugendlichen, die wir noch nicht impfen dürfen, durch ihre Impfung zu schützen. „Diese Argumente werden aktuell in unseren Praxen vorgetragen“, sagt er.

Impfstoff sei völlig ausreichend vorhanden, die Solidarität der Erwachsenen mit den Kindern unzureichend und eine Impfpflicht in manchen Sparten wie der des Gesundheitswesens, der Schulen und Altenheime unbedingt zu erwägen. Die Freiheit von den Zwängen der Pandemie erreiche man eher mit einer Impfpflicht.