„Es ist jetzt ein Punkt erreicht, wo es reicht“, bringt es der Vorsitzende des Handels- und Gewerbevereins Claudius Fichter auf den Punkt. Er spricht vor allem für die Vielzahl seiner Kollegen, die seit Mitte Dezember ihre Geschäfte geschlossen haben müssen und keine Perspektive haben, wie es für sie weitergeht.

Simone Obergfell und Sina Selcuk vom Friseursalon Haarwerk bezeichnen ihre Situation als schwierig. „Unsere Mitarbeiter in Kurzarbeit leiden. Und wir als Unternehmer gehen komplett leer aus. So langsam wissen wir nicht mehr, wie es weitergehen soll.“ Was die Friseurinnen ärgert, ist die Behauptung, dass die Friseurbetriebe zu den besonders infektionsgefährdeten den Einrichtungen zählen seien. „Die Regierung soll mal herausfinden, wo die Infektionen herkommen. Die kommen weder aus dem Handel noch aus der Gastronomie und auch nicht vom Friseur. Sicherer als das Konzept beim Friseur kann es nicht sein, trotz der Nähe am Kunden. Wir desinfizieren ständig, Kunden tragen Maske und desinfizieren sich die Hände, alle Kunden bekommen die Haare gewaschen. Und wir arbeiten in Schichten. Trotzdem nützt es nichts.“ Als junge Unternehmerinnen, die ihr Geschäft erst 2019 eröffnet haben, können sie auch nicht auf Rücklagen zurückgreifen. „Wir bringen derzeit unsere privaten Ersparnisse ein“, sagt Sina Selcuk. Ihr einziger Lichtblick sind derzeit ihre treuen Kunden. „Wenn wir wieder öffnen dürfen und die Kunden kommen wieder, dann sind wir megadankbar dafür.“
Für Fritz Kaspar vom gleichnamigen Herrenmodegeschäft wäre es „sehr wichtig, dass wir bald mal wissen, was an Hilfe kommt und wie es irgendwann weiter geht. Wir leben im Moment alle von der Substanz“. Zwar beteiligt sich Kaspar am Click&Collect-System. „Aber das wird nicht angenommen. Die Kunden wollen die Ware vor Ort anschauen.“ Kaspar kritisiert auch deutlich, dass große Lebensmitteldiscounter ihren ausgeprägten Nonfood-Bereich betreiben und dort auch Textilien verkaufen dürfen. „Da stehen 30 Leute am Wühltisch, das interessiert niemanden. Diese Ungleichbehandlung ist nicht nachvollziehbar.“

Für Sabine Günter vom Haushaltswarengeschäft Henninger ist das Angebot von Click&Collect „ein Tropfen auf den heißen Stein. Aber man bleibt im Gespräch und wir können den Abholservice anbieten. Und wir lassen unsere Bürger nicht im Stich. Wir sind ein Grundversorger“. Von der Regierung fühlt sich die Gewerbetreibende „insoweit im Stich gelassen, dass sie ja gar keine Konzepte bieten. Erst hieß es, es wird nicht geschlossen, daraufhin haben alle Textilhändler ihre Weihnachtsware bestellt. Es gibt wohl bis jetzt auch kein Öffnungskonzept. Die Überbrückungshilfen laufen schleppend. Der Handel würde sich gerne selbst helfen, aber er bekommt nicht die Möglichkeit dazu.“
„Wir brauchen verlässliche Zusagen“
Hotelier Dietmar Will vom Hotel „Kammerer“ hat einen Wunsch. „Ich wünschte mir, dass diejenigen, die das zu vertreten haben, weniger vor die Kamera treten, sondern die jeweiligen Regierungssprecher, die mit klarer Kante sagen: Wir machen jetzt komplett dicht bis 31. März. Aber nicht immer zwei Wochen. Das ist kein Plan. Wir brauchen verlässliche Zusagen. Und wenn wir schon Europa sind, dann soll das einheitlich sein, nicht dass man überall über die Grenze kann.“