Sie kamen, um zu helfen. Und ihre Hilfe wurde dankbar angenommen. Vier Tage waren Nadine Stockburger aus St. Georgen und einige Freiwillige aus ihrem Bekanntenkreis im von der Hochwasserkatastrophe am stärksten betroffenen Region in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Unter anderem in Laach, etwa 15 Kilometer entfernt von Bad Neuenahr-Ahrweiler, und in Bad Münstereifel haben die Helfer aus dem Schwarzwald neben acht Tonnen Hilfsgütern auch Muskelkraft geliefert. Nach ihrer Rückkehr schildert die Initiatorin dieser Hilfsaktion im Gespräch mit dem SÜDKURIER, wie sie und ihr Team den unbürokratischen Hilfseinsatz erlebt haben. Und betont, dass es nicht der letzte Einsatz gewesen sein wird.
Ein emotionaler Einsatz
„Es waren emotional ergreifende Momente. Es ist unbegreiflich, diese Not zu sehen“, beschreibt Nadine Stockburger ihre Eindrücke, die höchstens annähernd wiedergeben können, was sie und die übrigen Helfer gesehen und empfunden haben. Sie hat eine besonders emotionale Bindung zu den Geschehnissen. Ihr Freund Thomas Borsch kommt aus einem dieser Orte und war selbst betroffen. Durch ihre Besuche dort kennt Nadine Stockburger die Gemeinden, wie sie vor der Flutkatastrophe aussahen.
Acht Tonnen Hilfsgüter
In einer Garage konnten sie die mit dem Lastwagen transportierten acht Tonnen Hilfsgüter aus dem Schwarzwald, Nahrungsmittel, Werkzeug und Stromgeneratoren, abladen und unterstellen. Von dort fuhren sie die Güter mit dem Privatauto in verschiedene Gebiete und halfen dort, wo sie gerade gebraucht wurden. „In Bad Münstereifel beispielsweise haben wir einer Familie geholfen, angespülten Schlamm und Geröll aus dem Garten zu schaufeln. Zusammen mit vielen anderen Helfern haben wir nach sechs Stunden wieder den Boden der Terrasse sehen können.“ Ein kleiner Erfolg, der die Helfer stolz macht und denen, denen geholfen werden konnte, einen kleinen Lichtblick am Ende eines langen Tunnels gibt.
„Was wir dort gesehen haben, entzieht sich jeglicher Vorstellungskraft.“Nadine Stockburger
Einen Tag später erreichte die Helfer ein Hilferuf aus Laach, einem Teilort der mit am stärksten betroffenen Gemeinde Mayschoß, dass jemand dringend einen Stromgenerator benötigt, um mehr als zwei Wochen nach der Katastrophe endlich wieder Strom zu haben.

„Was wir dort gesehen haben, entzieht sich jeglicher Vorstellungskraft“, so Stockburger. Von dem einst schön angelegten Weindorf ist praktisch nichts mehr übrig. „Dieser Ort ist kein Ort mehr, es steht nichts mehr. Der ganze Ort ist in Staub und Dreck gehüllt“, schildert sie, und ist auch Tage danach noch fassungslos, welche Kräfte dort gewirkt haben, um ein ganzes Dorf zu zerstören.
Was ihr inmitten dieser unbeschreiblichen Zustände, die es auch nach der Rückkehr aus dem Katastrophengebiet zu verarbeiten gilt, aufgefallen ist, ist der „unglaubliche Zusammenhalt der Menschen“. So fuhr eine ältere Dame mit ihrer Truppe im Ort herum und verteilte frisch gekochtes Essen an die Helfer. „Und Feuerwehr und Privatleute versorgten mit diversen Getränken.“
So sei auch ein Kasten Bier, der sich unter den Hilfsgütern aus dem Schwarzwald befunden hatte, wieder bei dem St. Georgener Hilfstrupp gelandet. „Das hat natürlich für Lacher gesorgt“, so Stockburger, die die Stimmung auch bei den Menschen, die dort praktisch ihre Existenzgrundlage verloren haben, trotz allem als positiv beschrieb.

Auch wenn die Helfer, mit Nadine Stockburger waren Raphael Cord, Christine Hackenjos sowie Klaus Winterholler und Manuel Prätorius und ihr Freund Thomas Borsch ins Katastrophengebiet aufgebrochen, nach vier körperlich und emotional herausfordernden Tagen erschöpft sind, so steht jetzt bereits fest, dass weitere Hilfe aus St. Georgen folgen soll. „Wir werden im September einen weiteren Hilfstransport planen“, sagt die Initiatorin.

Und es ist sogar geplant, einen gemeinnützigen Verein zu gründen, um eine gewisse Rechtssicherheit zu haben. Hierbei wird sie Tanja Hezel aus Mönchweiler unterstützen, die bereits Erfahrung mit der Organisation von Hilfstransporten hat. Derweil appelliert Nadine Stockburger an Spender, vorerst keine Waren vorbei zu bringen. „Wir wollen erst schauen, was in einigen Wochen an Gütern benötigt wird und darüber dann gezielt informieren.“
Zudem denkt die tatkräftige Initiatorin bereits einen großen Schritt weiter. „Irgendwann werden die Aufräumarbeiten abgeschlossen sein. Dann benötigen die Menschen dort ja auch Aufbauunterstützung.“ Deswegen sucht sie bereits heute Mitstreiter von verschiedenen Handwerksbetrieben, die bereit sind, Material und oder Arbeitsleistung zur Verfügung zu stellen. „Aber bis dahin ist noch ein langer Weg.“