In wenigen Tagen würde mit dem Schmotzigem Donnerstag die heiße Phase der Straßenfasnacht beginnen, wenn Corona denn eine ausgelassene Straßenfasnacht erlauben würde. Einer, der in den Startlöchern steht, um die Narretei erstmals in der Bergstadt zu erleben und mitzugestalten, ist Markus Hensel.

Ins Kräuterwieblehäs

Der wird allerdings auch im zweiten Jahr in Folge kein Fasnachtshäs anziehen können. Dabei hat sich der Vollblutfasnachter extra eine Zunft mit Tradition ausgesucht und würde gerne ins Kräuterwieblehäs der Narrenzunft schlüpfen.

Markus Hensel ist kein absoluter Fasnachtsneuling. „Früher war ich in der Deifelszunft in Niedereschach und dort auch unter anderem sieben Jahre Zunftmeister“, sagt er. Durch die Heirat mit der St. Georgenerin Marie-Christine Hensel, die närrisches Blut hat und von Kleinauf Mitglied in der Narrenzunft ist, kam Markus Hensel vor zwei Jahren nach St. Georgen.

Warum nicht Fohrebobbele?

Seither wartet er darauf, endlich die Bergstadtfasnacht kennenzulernen. „Ich habe mir ganz bewusst eine Zunft ausgesucht, die Wert auf Tradition legt“, sagt Hensel, für den die fünfte Jahreszeit in erster Linie Brauchtumspflege bedeutet. „Ich finde Umzüge, aber auch Brauchtumsabende toll, an denen ein Programm mit Stil gezeigt wird“, hat Hensel klare Vorstellungen von Fasnacht.

Im Gegensatz zu den meisten Hästrägern der mit 55 Jahren ältesten St. Georgener Fasnachtszunft, möchte Markus Hensel jedoch nicht ins Fohrebobbelehäs steigen. „Ich wäre gern ein Kräuterwieble“, verrät er. Die weibliche Narrenfigur hat es dem 45-Jährigen besonders angetan, „weil sie in meinen Augen noch origineller ist als das Bobbele“, sagte er und lacht verschmitzt.

Das Kräuterwieble wurde erst drei Jahre nach der Figur des Fohrebobbele geschaffen. Bis heute sind es nur eine Handvoll Narren, die als Kräuterwieble unterwegs sind. Meist sind es tatsächlich Frauen. Hensel wäre allerdings keineswegs der erste Mann, der in der Historie der Narrenzunft je ins Kräuterwieblehäs geschlüpft ist.

Nur wenige Kräuterwieble sind in der Regel dabei, wenn die St. Georgener Narrenzunft bei Umzügen dabei ist – wie hier auf einem ...
Nur wenige Kräuterwieble sind in der Regel dabei, wenn die St. Georgener Narrenzunft bei Umzügen dabei ist – wie hier auf einem Bild aus dem Jahr 2019. | Bild: Sprich, Roland (Archiv)

Auch bereits die ehemaligen Zunftmeister Hans Hauser sowie der einstige langjährige Zunftmeister Ludwig Schuler steckten schon unter der Maske des gutmütigen Kräuterwieble, das in seinem Korb bei Umzügen nicht nur Süßigkeiten für die Kindern, sondern auch einen feinen Kräuterlikör für die Erwachsenen dabei hat. Beide ließen sich ihre Kräuterwieblehäs nach ihren Maßen extra anfertigen.

Häs von Ludwig Schuler

Ganz soweit braucht Markus Hensel nicht zu gehen. Er wird das Häs von Ehrenzunftmeister Ludwig Schuler tragen. Wie er da ran gekommen ist? Seine Frau ist die Enkelin des legendären und inzwischen verstorbenen Zunftmeisters.

Ganz ohne Fasnet werden die kommenden Tage für Markus Hensel übrigens nicht sein. „Ich habe aus unserem Weihnachtsbaum einen Narrenbaum gemacht. Und wir werden auch noch Spättle an unser Haus hängen“, sagt Hensel, der so trotz ausgefallenen Veranstaltungen und Umzügen ein wenig Fasnetsflair in sein Umfeld bringen will.

Doch all das kann nicht davon ablenken, dass er nach zwei Jahren Wartezeit endlich ins Kräuterwieblehäs schlüpfen kann.