Schon bald, am Samstag, 10. Mai, werden der neu gestaltete Marktplatz St. Georgens und die darunter liegende Tiefgarage beim Tag des Städtebaus feierlich eröffnet. Dann gehen für die Anwohner zwei nervenaufreibende Jahre voll Dreck und Lärm zu Ende. Und Autofahrer finden in der Innenstadt endlich wieder besser einen Parkplatz.

Bis es soweit ist, wird auf dem Marktplatz noch bis zur letzten Minute fleißig gearbeitet. Die in unterschiedlichen geometrischen Formen und Rottönen gegossenen Ortbetonplatten sind längst fertig. Vor wenigen Tagen wurden die breiten Treppenstufen auf das Betonfundament gesetzt. Bauarbeiter verlegen akkurat letzte Pflastersteine. Der Energieversorger EGT montiert bereits die modernen LED-Beleuchtungseinheiten auf dem Marktplatz. Überall stehen aber auch noch Bau- und Handwerkerfahrzeuge auf der großen Baustelle herum.

Christoph Beringhoff (rechts) und Peter Zadoni von der EGT montieren die modernen LED-Leuchten, die den neuen Marktplatz künftig ...
Christoph Beringhoff (rechts) und Peter Zadoni von der EGT montieren die modernen LED-Leuchten, die den neuen Marktplatz künftig erstrahlen lassen. | Bild: Sprich, Roland

Ob bis zum 10. Mai wirklich alles fertig werden wird? „Ja, das wird es“, versichert Landschaftsplaner Jürgen Pfaff. Und ergänzt: „Zumindest bis auf einige Kleinigkeiten. Aber der gesamte Platz ist fertig und kann genutzt werden.“

Der Landschaftsarchitekt, der maßgeblich für das neue Aussehen des neuen Marktplatzes verantwortlich ist, blickt den verbleibenden Arbeitstagen bis zur Eröffnung des Platzes entspannt entgegen. „Wir sind sogar noch eine Woche vor dem Zeitplan.“

Hier habe aber auch das Wetter mitgespielt, wie er sagt. „Wir haben drei Monate Winterpause eingeplant. Aber durch den milden Winter konnten die Firmen bis auf wenige Wochen durcharbeiten.“

Mehr Bäume als geplant

Wie Jürgen Pfaff sagt, war die Gestaltung des Marktplatzes auch ein Entwicklungsprozess. „Wir haben auf dem Marktplatz die Klimaanpassung mitentwickelt“, sagt er. Soll heißen, dass der Klimawandel berücksichtigt wurde.

Deshalb wurden statt ursprünglich sieben Bäumen jetzt elf gleichermaßen wärmeliebende und winterharte Eisenholzbäume auf dem Platz verteilt, die bis in ein paar Jahren durch ihre ausladenden Kronen viel Schatten spenden sollen.

Zudem wird in den nächsten Tagen noch ein Baumblock aus neun Ahornbäumen auf dem Marktplatz gepflanzt. Sie sollen in den heißen Sommermonaten ein grünes Schattendach bilden.

Das Ende der Bauarbeiten sehnen auch die auf dem Marktplatz angesiedelten Geschäfte herbei. „Oh ja, wir sind froh, dass die Baustelle endlich vorbei ist“, sagt Vessela Bartner, Mitarbeiterin in der Boutique „Marco Moden“. „Zwei Jahre Krach und Dreck sind genug.“ Während der Bauphase habe das Ladengeschäft „deutlich weniger Umsatz gemacht. Die Leute wussten teilweise ja gar nicht, wie sie zu uns ins Geschäft kommen sollen.“ Glücklicherweise habe die Stammkundschaft in dieser Zeit die Treue gehalten.

Luis Pinto vom Eiscafé Cristallo kritisiert die Verwaltung, die gegenüber den Geschäftsleuten in St.Georgen zu unflexibel sei. Zumindest ...
Luis Pinto vom Eiscafé Cristallo kritisiert die Verwaltung, die gegenüber den Geschäftsleuten in St.Georgen zu unflexibel sei. Zumindest was das Parken betrifft. Er habe in den vergangenen Monaten Strafzettel über mehrere hundert Euro erhalten, weil er seinen Geschäftstransporter bei seinem Eiscafe abstellte. Weil er das Fahrzeug mehrmals täglich braucht und nicht immer einen Parkplatz findet und er seine Gäste nicht warten lassen will. | Bild: Sprich, Roland

Auch Luis Pinto, Betreiber des Eiscafés Cristallo, sehnt das Ende der Bauarbeiten auf dem Marktplatz und in der Tiefgarage herbei. Er beschreibt die Situation prekärer und geht auch mit der Stadt hart ins Gericht. „Wir hatten jetzt zuerst zwei Jahre Pandemie und danach zwei Jahre Baustelle. Also vier Jahre, in denen wir hier praktisch kein Geld verdient haben, aber viele Ausgaben hatten.“ Weil sich in der größten Bauphase bei Dreck und viel Lärm kaum Kunden in das Eiscafé verirrt haben. Bis heute ist das Kundenaufkommen überschaubar.

Noch herrscht Baustellenbetrieb auf dem Marktplatz. Die in verschiedenen Rottönen gegossenen Ortbetonplatten sind hier bereits fertig.
Noch herrscht Baustellenbetrieb auf dem Marktplatz. Die in verschiedenen Rottönen gegossenen Ortbetonplatten sind hier bereits fertig. | Bild: Sprich, Roland

Finanziell habe er in dieser Zeit nur deshalb können, „weil ich in Schwenningen zwei Kioske habe, die gut laufen. Und weil meine Frau ihr eigenes Geld verdient.“ Er selbst habe sich in den vergangenen zwei Jahren dagegen keinen Lohn ausbezahlen können.

Was ihn am meisten stört ist die Tatsache, dass die Stadt die Händler „nicht unterstützt. Im Gegenteil. Ich habe in den vergangenen Monaten jeweils 150 Euro an Strafzettel bekommen, weil ich meinen Lieferwagen auf dem Platz geparkt habe.“ Er würde hier Ware ausladen und benötige sein Fahrzeug mehrfach täglich und könne nicht jedes Mal viel Zeit dafür aufwenden, einen freien Parkplatz zu suchen, der im Stadtkern Mangelware ist. Von Seiten des Ordnungsamtes sei hier keinerlei Entgegenkommen gewesen, sagt Pinto.

Aus dieser Perspektive sieht man, dass noch einiges zu tun ist, bis der neue Marktplatz am Samstag, 10. Mai, zusammen mit der darunter ...
Aus dieser Perspektive sieht man, dass noch einiges zu tun ist, bis der neue Marktplatz am Samstag, 10. Mai, zusammen mit der darunter liegenden Tiefgarage feierlich eröffnet werden kann. | Bild: Sprich, Roland

Was Pinto außerdem ankreidet, ist die Tatsache, dass das Café „Vielfalt“ im Roten Löwen eine ernste Konkurrenz ist. „Die können hier günstiges Essen und Getränke anbieten, weil ja die ganzen Kosten für Strom, Wasser und so weiter von der Stadt bezahlt werden.“ Er erkennt das Prinzip, dass das Café für Menschen mit schmalerem Geldbeutel sein soll. „Aber ich habe schon viele meiner Kunden verloren, weil ich mit diesen niedrigen Preisen nicht mithalten kann.“

Schon bald können die Bürger hier über den neuen Marktplatz flanieren, ihr Eis genießen und sich erholen.
Schon bald können die Bürger hier über den neuen Marktplatz flanieren, ihr Eis genießen und sich erholen. | Bild: Sprich, Roland

Der Eiscafébetreiber hofft jetzt darauf, „dass wir wenigstens eine gute Sommersaison bekommen werden. Ansonsten weiß ich nicht, wie lange ich das Eiscafé in St. Georgen noch betreiben kann“, macht Pinto deutlich.

Das könnte Sie auch interessieren