Hans Peter ist so schnell durch nichts aus der Ruhe zu bringen – auch nicht dadurch, dass sich durch die Corona-Pandemie einiges an seinem Arbeitsalltag verändert hat. Der Busfahrer, der mit 69 Jahren schon so manche Tour gefahren ist, bleibt auch dieser Tage gelassen. „Man musste sich eigentlich nur dran gewöhnen“, sagt er im Gespräch mit dem SÜDKURIER während einer kurzen Fahrpause an der Haltestelle am Schwarzen Tor in St. Georgen. Dabei ist es bei Weitem keine Selbstverständlichkeit, dass Fahrer dieser Tage so gelassen mit diesem Thema umgehen können.
Manchmal muss er nachhelfen
So manchem Gast, vor allem in Ballungsgebieten, stößt auf, dass er nur mit dem Stück Stoff vor Mund und Nase mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren darf. Nicht selten richtet sich die Aggression gegen den Busfahrer, der die Maskenpflicht zwar nicht beschlossen hat, sie aber umsetzen muss.
Hans Peter, der beim St. Georgener Busunternehmen Fischer angestellt ist, ist von solchen Dingen bislang verschont geblieben. „Hier in der Gegend ist es eher ruhig“, sagt er. Er glaubt aber auch, dass es eben darauf ankommt, wie man mit den Leuten spricht. Und das scheint ihm zu gelingen: „Ich muss manchmal schon dazu beitragen, dass die Leute ihre Maske tragen“, sagt er.
Bisher habe das ohne Probleme und Streitigkeiten funktioniert. „Ich schätze, dass 97 Prozent der Fahrgäste den Mundschutz schon aufgesetzt haben, wenn sie in den Bus kommen.“ Und wenn sie es nach einer Aufforderung nicht tun, dann gibt es auch keinen Zutritt zum Bus. Eine klare Sache für den erfahrenen Fahrer, der schon seit 48 Jahren beruflich unterwegs ist: „Bei mir kommt ohne Mundschutz keiner rein.“
So wie Hans Peter schätzt auch der Verkehrsverbund Schwarzwald-Baar die Situation ein. „Die Disziplin beim Tragen des Mund-Nasen-Schutzes in den Bussen und Zügen in unserem Verbundgebiet ist nach Beobachtungslage sehr hoch“, sagt Geschäftsführer Stefan Preuss. Es seien nur in Einzelfällen Hinweise notwendig, die aber in der Regel auf Verständnis stoßen.

Diesen Eindruck untermauert auch der Verband Baden-Württembergischer Omnibusunternehmen (WBO). Man habe von den Mitgliedsunternehmen noch keine negative Rückmeldung zur Maskenpflicht bekommen, sagt Pressesprecherin Ulrike Schäfer. Ihr Verband spricht für landesweit 350 private Busunternehmen. Diese habe man über das Hygienekonzept und die geltende Maskenpflicht vorab umfassend informiert.

Für den Fahrer Hans Peter, der in Schönwald lebt, bedeutete die Corona-Krise trotz allem eine große Umstellung. Umso schöner ist es, wenn es schrittweise wieder in Richtung des Busfahreralltags geht. „Seit Kurzem dürfen wir wieder kassieren“, sagt Peter. Sein Arbeitgeber sei da sehr schnell in der Umsetzung gewesen und hinter der Plexiglasscheibe sei das Kassieren schließlich auch kein Problem. Hans Peter findet das gut, so kommt auch wieder Geld in die Kasse. „Das haben am Anfang der Krise schon einige ausgenutzt“, meint er.
Dass kein, oder zumindest weniger Geld, in die Kasse kommt, hat auch Sylvia Fischer, die Chefin von Hans Peter, in diesem Jahr schon mehr als genug beschäftigt. Vor allem der Einbruch beim Reiseverkehr war deutlich spürbar.
„Da ging drei Monate lang gar nichts“, sagt die Geschäftsführerin von Autoreisen Fischer. Ein glücklicher Umstand war, dass das Unternehmen sich über die Jahre auch andere Standbeine aufgebaut hat. Etwa das Taxifahren, Krankenfahrten oder der bereits genannte Linienverkehr. Nur so war es möglich, dass die Krise nicht existenziell bedrohlich wurde und Fischer keine Kurzarbeit anmelden musste.
Nur ihre Reisebusse musste sie zeitweise abmelden. Einer wird bis zum Jahresende nicht mehr genutzt, die anderen sind wieder im Einsatz. Ein Bild von zwei Bussen, die nutzlos auf dem Hof in Königsfeld-Neuhausen standen, war auch das Titelbild für einen SÜDKURIER-Artikel Anfang Juni. Sylvia Fischer hat den Artikel zwischenzeitlich eingerahmt. Als Erinnerung an eine außergewöhnliche Zeit – und wohl in der Hoffnung, dass sie Ähnliches nicht noch einmal erleben muss.
Während es für die Branche wieder leicht bergauf geht, bessert sich auch die Situation des Fahrers Hans Peter. Zwar muss er immer noch täglich mehrfach seinen Bus desinfizieren, doch kommt eben mittlerweile auch die ein oder andere schöne Tour im Reiseverkehr in seinen Berufsalltag zurück. Nach Südtirol, dorthin durfte er kürzliche eine Gruppe Wanderer fahren.
Für Hans Peter sind das ohnehin die schöneren Fahrten. „Ich bin gerne mit den Leuten unterwegs“, sagt er. Und das, so hoffen wohl alle, ist irgendwann auch wieder ohne die trennende Plexiglasscheibe möglich. Denn eines ist für den 69-Jährigen, der noch voll im Berufsleben steht, vollkommen klar. Daran hat auch die Corona-Krise nichts geändert: „Ich möchte noch eine Weile weiterfahren.“