Ein Europa, in dem die Grenzen geschlossen sind, ist nicht nur für Busunternehmer eine schreckliche Vorstellung. Doch gerade die, die mit Urlaubsfahrten zu den beliebtesten Reisezielen ihr Geld verdienen, treffen die Corona-Krise und die damit verbundenen Grenzschließungen der vergangenen Wochen hart. Und trotzdem sind die St. Georgener Busunternehmen Fichter und Fischer froh. Froh darüber, dass Reisen nicht ihr einziges Standbein ist.

Denn sonst, da ist sich Sylvia Fischer sicher, würde es in ihrem Betrieb anders aussehen. Die Geschäftsführerin von Autoreisen Fischer, die den Betrieb mit ihrem Bruder Harry führt, musste zwar „enorme Einbußen“ hinnehmen, konnte aber auf weitere Schritte verzichten. „Die Krise ist nicht existenziell und wir mussten keine Kurzarbeit anmelden“, sagt sie. Geholfen habe, dass man sich als St. Georgener Familien- und Traditionsbetrieb ein gewisses Polster erarbeitet hat.

Sylvia Fischer (links), Geschäftsführerin von Autoreisen Fischer, und ihre Angestellte Michaela Kieser.
Sylvia Fischer (links), Geschäftsführerin von Autoreisen Fischer, und ihre Angestellte Michaela Kieser. | Bild: Ganter, Patrick

Ein weiterer Punkt sei gewesen, dass die Reisebusse meist von Aushilfsfahrern im Rentenalter gefahren werden, die flexibel abrufbar sind. Wenn sie keine Fahrten übernehmen, wie in den vergangenen Monaten, müssen sie auch nicht bezahlt werden. Trotzdem, das sei natürlich ärgerlich, stehen die drei Reisebusse derzeit abgemeldet auf dem Betriebshof in Königsfeld-Neuhausen. Alle Fahrten sind bis einschließlich Juni abgesagt. Ab Juli, so hofft Sylvia Fischer, dürfen diese Busse unter den dann geltenden Regeln wieder fahren.

Ganz wesentlich durch die Krise geholfen hat, dass der Betrieb mit seinen zwölf Mitarbeitern auch im Linienbus- und Taxiverkehr sowie bei Krankentransporten tätig ist. „Ich bin froh über diese Standbeine„, sagt Sylvia Fischer. Man habe hier auch früh auf die Pandemie reagiert. Etwa durch Spuck- und Mundschutz im Taxi. Noch bevor Letzteres zur Pflicht wurde, wie die Geschäftsführerin sagt. Sie fügt hinzu: „Unsere Kundschaft war von Anfang an sicher.“

Die Geschäftsführerin schaut zuversichtlich in die Zukunft. Baut darauf, dass auch die Reisekundschaft Fischer die Treue hält. Vielleicht, so sagt sie, gebe es ja sogar einen Trend, dass die Leute lieber mit dem Bus als mit dem Flugzeug reisen möchten.

Kurzarbeit bei Fichter

Still stehen auch die fünf Reisebusse auf dem Hof des Omnibus- und Reiseservice Fichter. Bei dem Betrieb, der seinen Sitz in Langenschiltach hat, sei das Verhältnis zwischen Reisebus- und Linienverkehr etwa 50 zu 50. „Ohne den Linienverkehr wäre es schwierig“, sagt Uwe Fischer, der das Busunternehmen mit Sohn Alexander führt. Er kritisiert, dass es momentan keine Perspektive gebe. „Schweigen im Walde“, wie er es nennt. Bis Ende Juni seien alle Fahrten abgesagt.

Des Weiteren habe man Kurzarbeit für den Betrieb angemeldet. Die Mitarbeiter aus der Reisesparte sind davon betroffen. Zudem drücken Fichter die Kosten, die durch Investitionen fällig werden. Viel habe man vor der Krise in seine Flotte investiert. Die Raten dafür seien nach wie vor fällig, aber teil- und zeitweise zur Entlastung gestundet worden. Kooperativ hätten sich auch die Versicherungen bei den stillgelegten Bussen gezeigt. Die Verträge ruhen, bis sie wieder gebraucht werden.

Auf einem Fichter-Bus: Oben die Fahrt nach Lloret de Mar, unten: „Europa ohne Reisebus ist wie Dolce ohne Vita!“.
Auf einem Fichter-Bus: Oben die Fahrt nach Lloret de Mar, unten: „Europa ohne Reisebus ist wie Dolce ohne Vita!“. | Bild: Omnibus- und Reiseservice Fichter

Viel hängt bei Fichter von Reisen nach Spanien und Frankreich ab. Die Hoffnung auf baldige Besserung überwiegt. Auf offene Grenzen, auf einen Reiseverkehr ohne Einschränkungen, wie in den Zeiten vor der Corona-Krise. Darauf, dass man wieder die direkte Verbindung zwischen Bergstadt und Urlaubsort wird. In einem normalen Jahr sei von Mai bis Oktober immer mindestens ein Fichter-Bus in Spanien. Für den Betrieb eine Selbstverständlichkeit, die hoffentlich bald wieder eine solche werden kann.