Mehrere Verbindungsstraßen in und rund um St. Georgen waren vergangene Woche für den Verkehr und auch für Fußgänger gesperrt. Der Grund: Sie führten durch Waldstücke, in denen Schneebruchgefahr bestand. sogar ein beliebtes Skigebiet wurde dadurch von der Außenwelt abgeschnitten.
Drei Fragen dazu: Warum gibt es Schneebruch? Welche Gefahren gehen davon aus? Wer darf die Straßen sperren?
Wie entsteht Schneebruch?
„Die Entstehung von Schneebruch ist im Prinzip einfach erklärt“, sagt Förster Thomas Leser. „Zunächst bildet sich Dunst oder Nebel, der sich auf den Nadeln der Nadelbäume niederschlägt. Sinken die Temperaturen, gefriert dieser Nebel. Neuer Nebel kommt hinzu, gefriert fest, so bildet sich Schicht um Schicht.“

Kommt jetzt noch feuchter Schnee hinzu, lastet auf den Bäumen eine ungeheure Last. „Das sind dann an einer hohen Fichte oder Tanne mehrere Tonnen“, so Leser. Irgendwann können die Bäume diese Last nicht mehr tragen, sie biegen sich und stehen somit unter enormer Spannung. Bis sie urplötzlich brechen.

So schnell wird es gefährlich
Eine Schneebruchgefahr lässt sich nicht lange im Voraus absehen. Leser ruft deswegen in diesen Tagen beim Aufenthalt im Wald zu erhöhter Aufmerksamkeit auf. „Die Gefahr entsteht ganz kurzfristig“, so der Förster, der sogar von einer „potenziell tödlichen Gefahr“ spricht.
Wartehäuschen wird zur Todesfalle
Dass dies keineswegs übertrieben ist, zeigt ein Beispiel an der Straße Steinhalden im Bereich Vogte in Langenschiltach. Auf der Straße, die zum Gasthaus Staude führt, und die ebenfalls wegen Eisbruch gesperrt war, hat dieser Tage ein abgebrochener Baumwipfel ein Buswartehäuschen durchschlagen. Der abgebrochene Stamm bohrte sich wie ein Speer durch das Dach.
„Wenn da zu diesem Zeitpunkt eine Person gesessen hätte, wäre das auf jeden Fall tödlich ausgegangen.“

Passiert es durch den Klimawandel öfter?
Den Eindruck, dass die Schneebruchgefahr in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen hat, kann Thomas Leser bestätigten. „Schneebruch gab es schon immer. Aber durch die Klimaerwärmung wandern die Nass-Schneezonen weiter nach oben.“ Weshalb sie jetzt in den Höhenlagen des Schwarzwaldes verstärkt vorkommen.
Wer darf eigentlich die Straßen sperren?
Wer trifft letztendlich die Entscheidung, ob eine Straße für den Verkehr gesperrt wird. Dies übernimmt in der Regel das Straßenbauamt, das für die Unterhaltung und Verkehrssicherungspflicht von Bundes-, Landes- und Kreisstraßen über die Straßenmeisterei zuständig ist, „in enger Absprache mit dem Forstamt“, wie Thomas Leser sagt.
Und innerstädtisch? „Das machen wir in Abstimmung mit dem Forstamt“, erklärt Jürgen Hermann, stellvertretender Leiter des St. Georgener Bauhofs. Hier wird, gegebenenfalls auch in Absprache mit der Polizei, die mögliche Gefährdung für Verkehrsteilnehmer eingeordnet und bei Notwendigkeit eine temporäre Sperrung veranlasst.
So geschehen vor kurzem auf dem Verbindungsstück zwischen Hiesemicheleshöhe und dem Wohngebiet Seebauernhöhe. Und auf der Kreisstraße zwischen Oberkirnach und Fuchsfalle.

Derzeit ist die Gefahr nicht mehr so groß, so dass die meisten Sperrungen vorerst aufgehoben sind. „Der Wind und das Tauwetter der vergangenen Tage haben eine enorme Entlastung der Bäume herbei geführt“, so Förster Leser. Doch sobald sich die Wetterlage wieder ändert und zu feuchter Luft wieder große Kälte kommt, kann sich die Gefahr des Eisbruchs wiederholen.