Das Rätsel um den von der Schützengilde vermissten Oberschützenmeister ist zumindest teilweise gelöst. Zur Hauptversammlung erschien der Vorsitzende Raphael Weisser. Zuvor war er für seine Vereinskollegen seit Jahresbeginn unauffindbar.
Einige Vorkommnisse stehen dennoch bislang ungeklärt im Raum. Einem Misstrauensantrag gegen ihn wegen verschiedener Vorfälle wollte Weisser offenbar zuvorkommen: Er trat er von seinem Vorstandsposten zurück. Zum Nachfolger wurde Thomas Jäkle gewählt.
Zwei Monate auf Montage
Gleich zu Beginn der Versammlung gab Raphael Weisser ein Statement dazu ab, weshalb er in den vergangenen zwei Monaten nicht erreichbar gewesen sei. Er sei auf Montage gewesen, sagte er. Offensichtlich hat sich der Vorsitzende aber auch nicht darum bemüht, für seine Vereinskollegen erreichbar zu sein.
Weisser schilderte seine Sicht der jüngsten Vergangenheit. So habe es im November Gespräche gegeben, in dem die Kassiererin des Vereins, Melanie Link, auf Unregelmäßigkeiten in der Bar-Kasse hinwies.
So sei der Kassenstand für den Wirtschaftsbetrieb trotz guter Umsätze zurückgegangen. „Die Einnahmen waren trotz höherer Ausgaben um einiges geringer als im Vorjahr, da konnte etwas nicht stimmen“, wie Link auch später in ihrem Kassenbericht offenlegte.
Einnahmen bei Fest werfen Fragen auf
Insbesondere sei bei einem Fest im Schützenhaus nachweislich deutlich weniger an Essen und Getränken in die Kasse gebucht worden, als verzehrt worden sei. Bei dieser Veranstaltung habe Raphael Weisser die Verantwortung für die Bewirtung gehabt.
Dies empfand Weisser nach eigener Aussage als indirekte Anschuldigungen. Was er deshalb empfindet? „Einen Hass auf die Vorstandskollegen, mit denen ich nichts mehr zu tun haben will.“ Er legte daraufhin sein Amt nieder. Thomas Jäkle wurde von den Mitgliedern einstimmig zum neuen Oberschützenmeister gewählt.
Rechnungen „aus eigener Tasche bezahlt“
Ungeklärt sind auch einige Vorgänge in Zusammenhang mit Sanierungsarbeiten an der Klärgrube. So seien die Vorstandskollegen im Unklaren darüber gelassen worden, ob und welche Arbeiten an der Klärgrube ausgeführt wurden, da keine Rechnungen vorlagen. Auch für notwendige Wasserproben lägen keine Rechnungen vor. „Das habe ich aus eigener Tasche bezahlt“, sagte Weisser. Er habe dem Verein „Gutes tun wollen“.
„Niemand hat Raphael Weisser direkt beschuldigt, das Geld unterschlagen zu haben.“Thomas Jäkle, neuer Vorsitzender der Schützengilde
Ereignisse werden aufgearbeitet
Wie der neu gewählte Vorsitzende auf Nachfrage erläuterte, habe es zwar im November Gespräche innerhalb des Vorstandes gegeben, in denen die in der Kasse fehlenden Einnahmen thematisiert worden seien. „Aber niemand hat Raphael Weisser direkt beschuldigt, das Geld unterschlagen zu haben“, sagte Jäkle. Die Ereignisse der vergangenen Monate, unter anderem auch die Ursache für den fehlenden Kassenbestand, werde der Verein genau aufarbeiten müssen.
Ehren-Oberschützenmeister Klaus Wißler sagte dass Raphael Weisser viel für die Schützengilde geleistet habe. „Er hat viel gearbeitet innerhalb des Vereins.“ Die Entlastung wurde Weisser dennoch mehrheitlich verwehrt.
Wißler reicht Weisser die Hand
Wißler war es auch, der Weisser die Hand reichte: Er bat ihn, weiterhin aktives Mitglied in der Schützengilde zu bleiben. Auf SÜDKURIER-Nachfrage sagte Raphael Weisser, ob er das Angebot annehme, „müsse er sich erst noch überlegen“.